Népi vallásosság a Kárpát-medencében 5/II. Konferencia Pápán, 1999. június 22-24. (Veszprém, 2001)

Rezümé

Resümee Irén Szabó, Völkerkundenforscherin (Sárospatak): Eine Geste der griechisch - katholischen Religionsausübung: der Kuss Die Gesten sind wortlose Mittel der kulturellen Erinnerung. Die ungarische Volkskundenwissenschaft widmete dem Thema bisher doch wenig Aufmerksamkeit. Ausser Immánuel Low in seinem Aufsatz „Der Kuss" (Budapest, 1882) und Solymossy Sándor in seinem Aufsatz „Abstammung des Kusses" (Ethnographia XXXIX. 1928, 71-82) beschäftigte sich niemand mit dem Thema. Der Kuss kann aus verschiedenen Aspekten untersucht werden. Eine wichtige Hinsicht ist, ob wir ihn auf sakralem oder profanem Gebiet treffen, obwohl die zwei Sphären formal gesehen voneinander nicht unterscheiden. Der Kuss taucht im religiösen Leben außer dem Christentum sowohl bei den Mohammedanern und den Juden als auch in Fernen Osten, in Indien in der Religionsausübung des Buddhismus auf. Der Kuss bahnt Kontakte zwischen Menschen und Menschen oder zwischen Menschen und Gegenstand an. In einem Kontakt unter Menschen ist der auf das Auge, den Mund, das Gesicht, die Schulter, die Hand und auf den Fuß gegebene Kuss am häufigsten. Der Kuss kann das Symbol der Liebe sein, aber er kann auch ein Bruderkuss, Freundkuss, ein Friedenskuss, eine Begrüßungsform beim Treffen und beim Abschiednehmen ein sog. Abschiedskuss sein. Im Falle von Gegenständen ist der Kuss das Symbol der Suche nach dem Kontakt mit dem Gegenstand, der als heilig geehrt wird oder mit Sachen, die mit dem Gegenstand in irgendeinem Zusammenhang stehen. Der Kuss schafft Gemeinschaften und repräsentiert sie, und als solcher, drückt er eine Art Mitbeteiligung, einen gemeinsamen Besitz von etwas Substantiellem aus. Er drückt Adoration und Ehre aus, z.B.: das Küssen der Schwelle der Kirche, der Altarkuss, das Küssen der Statuen, Bilder, Ikonen, Heiligtümer, Reliquien von Göttern und Heiligen. In meinem Aufsatz untersuche ich die Geste des liturgischen und paraliturgischen Kusses, der ein häufiges und wechselhaftes Element des Gestenschatzes der griechisch - katholischen Religionsausübung ist. Ich stelle den im Kreis der ungarischen griechischen Katholiken gesammelten rezenten Stoff mit den Daten der liturgiegeschichdichen Quellen ergänzt dar, das Thema auf das Gebiet der kirch­lichen Religionsausübung einengend. Der Kuss ist im Text der Gebete nur selten erwähnt, ich traf ihn nur viermal. Zwei Küsse sind im Zusammenhang mit Maria, ein Kuss bezieht sich auf das heilige Kreuz, und der vierte ist der Judaskuss. Ein Typ der sich auf Maria beziehenden Küsse ist der himmlische Kuss, der vom Hauptengel Gabriel mitgebracht wurde. Diese Szene ist ein Prototyp dafür, dass einem durch den Kuss das göttliche Leben zuteil wird. Der Kuss ist hier unmissverständlich das Ausdrucksmittel der Seelenübergabe und gleichzeitig der Begrüßung. Das ist die allgemein bekannte Szene des englischen Grußes. Der andere Typ ist der Kuss der Adoration und Ehre: „Beeilen wir uns jetzt zur Mutter Gottes, Gläubige/und küssen wir ihr Gewand, Lobesgesänge singend". Die Erwähnung dieser Adorationsform des Kusses im Text des Gebetes ist nicht nur eine dichterische Wendung, sondern kann auch auf einen lebendigen Brauch hindeuten, da Daten über das Küssen der Marienbilder schon aus dem 7. Jahrhundert uns zur Verfügung stehen. Zur Ehre des Andachtsbildes des 41 8

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