K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Festvorträge - ERTEL, CHRISTINE: Zur Rekonstruktion des Ostgartens und Überlegungen zur Garten- und Landschaftsarchitektur von Baláca

bewußt auf attraktive Bildausschnitte, die mit architektonischen Mitteln gerahmt und gewis­sermaßen dem Bauwerk einverleibt wurden. Die Störung der Fernsicht z. B. durch höhere Gebäude war gerichtlich einklagbar 13 . Die nähere Umgebung der Villa von Baláca ist flach, nach Südwesten steigt ein niedriger Hügelzug an, im Südosten folgt ein Bacheinschnitt und danach - ungefähr in 1,5 km Entfer­nung - der einzige markante Punkt in der Landschaft, ein kegelförmiger Hügel, der heute als Kalvarienberg gestaltet ist (Abb. 8). Dieser Hügel stellte eine wichtige Gegebenheit für die Wahl der Hauptachse des Gebäudes I nach Südosten dar. Vermutlich konnte man in ei­ner Blickachse vom mosaikengeschmückten Hauptraum 20 durch den Peristylhof, den Raum 8, den Korridor 4 und den Ostgarten direkt auf den Hügel sehen. Zumindest von den südöstlichen Zimmern aus, dem Korridor und dem Ostgarten selbst ist der beherrschende Blickpunkt nicht zu übersehen. Der Kalvarienberg bei Veszprémfajsz ist zugleich der einzige Punkt in der näheren Um­gebung der Villa, der die Aussicht zum Plattensee ermöglicht. Die Villa liegt in einer Ent­fernung von ca. 10 km Luftlinie vom Plattensee entfernt, dieser liegt aber versteckt hinter einer dicht bewaldeten Hügelkette. Nur vom Kalvarienberg aus kann man durch mehrere Taleinschnitte einige kleine Ausschnitte der Seelandschaft genießen (Abb. 9). Jedem bewußten Betrachter der Landschaft, der jemals mit Freude die Wahrnehmung dieser Blickverknüpfung von Land und Wasser gemacht hat, wird vermutlich der Kalvarien­hügel als Erinnerungspunkt an eine weitere Ferne im Gedächtnis bleiben. Es ist anzuneh­men, daß die Blickachse des Hauptgebäudes der Villa mit der Absicht gewählt wurde, den Blick aus der spannungslosen Weite auf einen Punkt emporzuheben, von dem aus sich eine weit größere Freiheit des Blickes erschloß. In umgekehrter Richtung reichte der Blick vom Kalvarienhügel über die Villa weiter zu dem jüngst erforschten Tumulusgrab 14 . Das Gelän­de steigt von der Villa zum Tumulus hin leicht an. Alte Karten verzeichnen für die Hügel­spitze ein Niveau von 357 m (Umgebung der Villa: 342 m). Noch während der Ausgrabung konnte man vom Tumulus aus den Plattensee sehen. Im Zuge der Ausgrabung wurde der Tumulus abgetragen und heute ist er nicht mehr als markanter Punkt der Landschaft erkenn­bar. Dieser künstliche Hügel bedeutete in der die Villa umgebenden Ebene einen einschnei­denden Akt der Landschaftsarchitektur. Wie die rekonstruierten Tumuli von Inota zeigen, handelte es sich dabei um einen expressiven Architekturkörper. Die Hügelspitze des Tumulus von Balaca dürfte eine Höhe von 12 Metern erreicht haben und stellte damit das höchste Bauwerk der Umgebung dar. Es ist bekannt, daß die römi­schen Grabdenkmäler markante Lagen bevorzugten, Hügelkuppen, Anhöhen, vorspringende Küstenabschnitte, Flußufer oder Straßen. Immer benutzten sie die Gegebenheiten der Land­schaft oder des Verkehrs, um den Verstorbenen in Szene zu setzen 15 . Die römische Straßenführung in der Nähe der Villa ist nicht genau bekannt. „Zielpubli­kum" der Tumulusarchitektur dürften aber wohl Vorbeireisende und auch die Villenbewoh­ner selbst gewesen sein. Der Dromos zeigt in Richtung zur Villa und nimmt deren Bezug auf den Kalvarienberg als geknickte Achse auf. Von den mindestens 7 Altären, die bisher rekonstruiert werden konnten, standen nach den Fundorten der Fragmente je einer zu beiden Seiten des Eingangs, ein dritter westlich des Eingangs und ein vierter auf einem Vorplatz in der Mitte davor. In der Nähe war vermutlich ein Grabmedaillon und eine Inschriftentafel in die Tambourmauer eingelassen (Abb. 10). Zwischen dem Kalvarienhügel und dem Tumulus lag die Villa nun zwischen zwei Hü­geln, die beide durch ein bewußt gewähltes und angelegtes Netz von Blickachsen über die Einschränkungen des Hier und Jetzt, den realen Raum und die reale Zeit hinauswiesen. Die Lebenden und selbst die im Tumulus bestatteten Personen blickten nach Südosten, zum Kal-

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