K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Festvorträge - ERTEL, CHRISTINE: Zur Rekonstruktion des Ostgartens und Überlegungen zur Garten- und Landschaftsarchitektur von Baláca

Fischschwanz zu einem Delphin zu ergänzen (Abb. 4). Die Treppenwange könnte eine Län­ge von 90 cm und eine Höhe von 95 cm erreicht haben. Als bedeutendstes Meertier der alten Welt bezeichnet der Delphin das Meer im weitesten Sinne. Alle Götter, die in irgendeiner Weise mit dem Meer zu tun hatten, wurden vom Del­phin begleitet: Poseidon als Beherrscher der Meere, Dionysos und Apollon Delphinios als Beschützer der Schiffahrt, die schaumgeborene Aphrodite Anadyomene, die nach ihrer Ge­burt von einem Delphin ans Ufer der Insel Paphos gebracht wurde. Der Delphin diente als Reittier verschiedenster mythologischer Figuren, die er nicht selten aus Seenot errettete. Er spielte eine Rolle in der Sepulchralkunst, da ër im Meer Verunglückte an Land trug, wo sie begraben werden konnten, und wurde so zum Begleiter ins unbekannte Jenseits 7 . Sehr häu­fig wurde deshalb der Delphin auf Grabsteinen und im gesamten Bereich der Sepulchralar­chitektur dargestellt 8 . Als freundliches, hilfreiches Meereswesen erfreute sich der Delphin auch im Binnenland einer großen Beliebtheit in der dekorativen Kunst. Ein Marmorfries aus der Villa Loig bei Salzburg besteht aus Platten, die jeweils zwei diagonal angeordnete Del­phine innerhalb eines Rahmens zeigen 9 . Genau das gleiche Motiv kommt auch auf Stuck­friesen vor, z. B. auf einem Stuckgesims aus Ptuj. Hier werden die wiederum diagonal ste­henden Fischmotive durch Bäumchen getrennt 10 . In Baláca wurde durch die Treppe mit den Delphinwangen die Hauptachse des Gebäudes I aus dem Peristyl und dem Raum 8 in die Freifläche des Ostgartens verlängert. Die Gartenfläche erstreckte sich quer zu dieser Achse, die vermutlich auch in der Wegeführung und Bepflanzung aufgenommen wurde (Abb. 5). Auffällig ist die Führung des Abwasserkanals aus dem Peristyl, der eine fast quadratische Teilfläche aus der Gartenterrasse herausschneidet. Da der Kanal den Garten wesentlich kür­zer in schräger Linie gequert hätte, umfaßte er vielleicht ein besonderes Beet oder es gab hier ein Hindernis, z. B. einen größeren Baum (Abb. 6). An der Ostseite der Gartenfläche liegt in der Verlängerung des Nordkorridors eine Flucht aus zwei Räumen und einem Korridor. Über die Nutzung dieser Zimmer ist nichts bekannt. Es könnte sich jedoch sehr gut um Gartenzimmer handeln, die zwar gedeckt, aber zum Gar­ten hin offen waren. Über derartige Ruhe- und Aussichtsräume (diaetae) verfügten die meerseitig gelegenen Villen in Herculaneum, wie die Casa dell'atrio a mosaico und die Ca­sa dei cervi . Man konnte in solchen Räumen den Blick ins Freie auch bei nicht ganz ein­wandfreiem Wetter genießen, und bei großer Hitze spendeten die Dächer Schatten. In unse­ren Breiten konnten sie vielleicht im Winter verschlossen und zum Überwintern von emp­findlichen Pflanzen benutzt werden. In der Westecke des Raumes 3 liegt noch heute ein 88 X 78 cm großer Fundamentblock, der eine maximale Höhe von 30 cm erreicht, in seiner hö­heren Hälfte befindet sich eine 66 x 46 cm große, leicht vertiefte Fläche (Abb. 7). Offen­sichtlich diente dieser Block als Unterlage für die Aufstellung eines bestimmten Gegen­stands. Die pompejanischen Gärten waren reich möbliert mit Tischen, Bänken, Steintrögen, Brunnenschalen, Hermen, Pinakes und Skulpturen. Die meisten dieser Gegenstände standen auf Ständern oder Fundamentplatten. Ein geeignetes Beispiel ist der Kraterbrunnen in der Nähe des großen Wasserbeckens der Villa von Oplontis 1 . In unserem Fall könnte es sich um den Untersatz eines größeren Gefäßes oder Blumentopfes handeln. Vom Ostgarten aus genießt man noch heute die interessanteste Aussicht, die von der Villa aus möglich ist. Übereinstimmend erwähnen ja alle Autoren die Sanftheit der Landschaft. Diese Sanftheit grenzt allerdings an eine gewisse Spannungslosigkeit und Eintönigkeit, die von den modernen Monokulturen besonders stark betont wird. Die Architektur der Villa be­nützte daher bewußt die wenigen natürlichen Blickpunkte. Die Qualität der Fernsicht und der Aussicht auf ein bestimmtes Bildpanorama gehörte zu den wichtigsten architektonischen Qualitäten einer Villa. Die Hauptachsen des Gebäudes oder einzelner Gebäudeteile zielten

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