K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)

Festvorträge - ERTEL, CHRISTINE: Zur Rekonstruktion des Ostgartens und Überlegungen zur Garten- und Landschaftsarchitektur von Baláca

rei geschmückt. Schon in Pompeji wurde mit illusionistischen Darstellungen von Gärten die vorhandene Gartenfläche optisch vergrößert und üppige Vegetation vorgetäuscht 3 . Die Natursubstanz des Gartens vermischt sich mit dem Kunstmittel der Malerei, um die Wirkung jeder Gartenanlage zu verstärken: räumliche Freiheit - als nicht eingeschlossen sein von Wänden, ein freier Blick zum Himmel, der Genuß von Sonnen wärme und frischer Luft, der Anblick des grünen Laubes, der bunten Blumen und der frischen Früchte, der Ge­sang der Vögel, das Geräusch des plätschernden Brunnens und des Blätterrauschens im Wind. Jeder Peristylhof ist eine künstlich gestaltete Freifläche mit Naturzitaten. Beete und Pflanzen unterliegen häufig den gleichen Regeln wie die Architektur: sie orientieren sich nach Achsen, sie bilden geometrische Muster, die Pflanzen werden nach ihrem zu erwarten­den Höhenwachstum ausgewählt, „Einrichtungsgegenstände" wie Bänke, Brunnen, Skulp­turen werden hinzugefügt. Architekturornamente wiederholen sich in der Anlage der Beete, die Technik der Bewässerung, der Speisung von Brunnen und die Ableitung von Regenwas­ser und anderen Überschüssen erreicht Spitzenleistungen wie z. B. in der Palastanlage von Fishbourne 4 . Neben dem Peristylhof, einem Kunstgarten mit vorwiegend illusionistischen Zügen, ist in Baláca auch der Ostgarten stark von der Architektur der Villa geprägt. Der Ostfassade des Hauptgebäudes wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 3. Jhs. der Korridor 4 vorgelegt, der als Porticus mit Stuckpilastern ausgebildet war. Gleichzeitig wurde der Nordkorridor 12 als Porticus mit Halbsäulen aus Stuck umgewandelt 5 . Im Zusammenhang mit diesen Bau­maßnahmen wurden vermutlich auch die Gartenflächen vor den neuen Portiken umgestaltet, durch die sie erst ihren Sinn erhielten. Der Ostgarten umfaßt ein querliegendes Rechteck von ca. 30 x 11,5 m, das sind 345 qm. Als Produktionsfläche war der Garten relativ klein, außerdem läßt die repräsentative Lage eher einen Ziergarten erwarten. Im Bereich des Ostgartens selbst fand sich eine Planierung aus Wandmalereifragmenten aus der 1. Hälfte des 2. Jhs., die auf umfangreiche Umbaumaß­nahmen hindeuten, sodaß der Boden hier nicht besonders fruchtbar gewesen sein dürfte. Auf der SW-Seite liegen ältere Gebäudereste unter der Gartenfläche, die wohl eine ähnliche Wirkung hatten. Die Hauptachse des Gebäudes I ist durch den Raum 20 mit der Apsis, dem längsgerichte­ten Peristyl und den ebenfalls repräsentativen Raum 8 definiert. Es wurde angenommen, daß sich ursprünglich der Haupteingang in das Gebäude achsial im Raum 8 befand. Dies ist nicht beweisbar und auch nicht zwingend notwendig. Jedenfalls ist nach dem Grundriß die Ostfassade als Hauptfassade des Gebäudes zu betrachten. Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich, die ältere Deutung dieser Fläche als „gedeckter oder ungedeckter Schuppen" beizubehalten 6 . Das Niveau des Gartens lag etwa 0,60 m tiefer als der Terrazzoboden des Korridors. Die­ser Höhenunterschied wurde von einer Freitreppe mit 3 Stufen überbrückt, von der ein Fun­damentrest erhalten ist. In dem untersten Stufenfundament zeigen sich Pfostenlöcher, die auf eine Reihe von Holzpfosten hindeuten. (Abb. 2) Vermutlich ruhte in einer späteren Bau­phase auf ihnen das Pultdach, mit dem der Korridor überdeckt war. Später durchschlug eine Grube dieses Treppenfundament. Am Rand dieser Grube fand sich ein Architekturfragment aus rotem Sandstein (Abb. 3). Die 22 cm starke und maximal 64 cm hohe Platte ist an den Seitenflächen fein bearbeitet, ihr oberer Abschluß wird von einem Fischkörper gebildet, dessen dreiteilige Schwanzflosse gut erhalten ist. Ein zweites Fragment des Tierkörpers paßt an. Die Unterseite der Platte ist stufenförmig ausgeschnitten, zwei Steigungen und eine Auf­trittsfläche sind zu erkennen. Es liegt daher nahe, daß es sich bei diesem Fragment um ein Seitenteil der Freitreppe handelt. In der Rekonstruktionszeichnung wird vorgeschlagen, den

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