K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - SEITZ, GABRIELE: Römische Siedlungsstelle Sontheim/Brenz- „Braike" eine Villa? (D)
GABRIELE SEITZ RÖMISCHE SIEDLUNGSSTELLE SONTHEIM/BRENZ„BRAIKE" EINE VILLA? (D) Ein Archäologe, der sich mit einem Grabungsbefund römischer Zeitstellung auseinandersetzt, hat im Zweifelsfall beim Ausbleiben epigraphischer Zeugnisse die Möglichkeit, literarische Quellen der Antike heranziehen zu können, um die erfaßten Baureste mit dem ehemals verwendeten Begriff zu identifizieren. - Die literarische Verwendung des Terminus villa 2 umschreibt Wohngebäude außerhalb von Stadtmauern, bezeichnet Wohn- und Wirtschaftsbauten eines agrarisch ausgerichteten Anwesens. - Begriffsinhalte, die pauschal und unscharf sind. Es stellt sich daher die Frage, welche und wieviele unverwechselbare Eigenschaften eine römische Siedlungsstelle aufweisen muß, um die Bezeichnung villa mit Recht zu führen bzw. andere, um sie davon auszuschließen. Ursprünglich als Rettungsgrabung der Archäologischen Denkmalpflege im Landesdenkmalamt Baden-Württemberg begonnen, übernahm die Abteilung für Provinzialrömische Archäologie der Universität Freiburg 3 die wissenschaftliche Erforschung einer knapp vier Hektar großen, umfriedeten Siedlungsstelle samt ihrer beiden zugehörigen Gräberfelder. Das Siedlungsareal war mittels Oberflächenfunde seit 1932 als römische Fundstelle erfaßt, doch erst Luftbildaufnahmen 4 vom Jahr 1978 ließen die volle Ausdehnung der Gesamtanlage erkennen. Diese erstreckt sich am Westrand der württembergischen Gemeinde Sontheim an der Brenz, in der Flur „Steinige Braike", im Kreis Heidenheim des Landes Baden-Württemberg. Eines der Hauptziele der mittlerweile zwölfjährigen, feldarchäologischen Bemühungen besteht darin, die Zweckbestimmung der Siedlungsstelle festzustellen und den Begriff zu ermitteln, mit dem diese Anlage in römischer Zeit benannt wurde. Den einfachsten und deutlichsten Hinweis, eine authentische Bauinschrift, haben die Grabungen bislang nicht erbracht. Die angesprochene Gemeinde Sontheim an der Brenz liegt - wie der Namenszusatz zeigt, um sie von den zahlreichen gleichnamigen Orten 5 in Südwestdeutschland zu unterscheiden - am Unterlauf des Flüßchens Brenz, wo dieses nach Süden fließend aus dem Bergzug der Schwäbischen Alb heraustritt und in einem Bogen Richtung Osten bei Phoebiana/Faimingen in die Donau mündet. Das Brenztal bildet in Fortsetzung des nordwärts entwässernden Kochertals den einzigen, natürlichen Durchbruch durch die Ostalbkette, die nachweisbar seit der Älteren Steinzeit 6 begangen wurde. Sontheim an der Brenz liegt im Westteil der römischen Provinz Raetia: nördlich der Donau, nordöstlich von Guntia/Günzburg und südlich von A^M'/e/a/Heidenheim an der Brenz. Der Siedlungsplatz Sontheim/Brenz - „Braike" unterlag während der römischen Epoche 7 einem mehrfachen territorialen Wechsel: In das Blickfeld Roms geriet der Brenztalaustritt bereits in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr., als ihm gegenüber das bislang früheste Donaukastell Aislingen 8 errichtet wurde. - Während des 1. Jahrhunderts im unmittelbaren Vorfeld der Militärlager am südlichen Donaurand gelegen, wurde der Ort gegen Jahrhundertende Bestandteil der Limesstrecke Phoebiana/Faimingen - Ab LunamßJ r spring . - In das Limeshinterland gelangte der Ort nach der Mitte des 2. Jahrhunderts, als die römischen Truppen auf die Remstallinie vorgeschoben wurden. - Die folgenden Jahrzehnte kennzeichneten konstanter Ausbau und günstige Entwicklung die Siedlung, die zu Beginn des 3. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichten. - Erneut in der militärischen Kontrollzone findet sich Sontheim seit dem fortgeschrittenen 3. Jahrhundert als Rom infolge des erzwungenen Rück-