K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - NUBER, HANS ULRICH: Villenforschung an der Universität Freiburg im Breisgau - BALLE, GEREON: Die römische Villa von Bietigheim „Weilerlen" Stadt Bietigheim-Bissingen, Kreis Ludwigsburg (D)
angestellt werden können. Denkbar wäre eine Nutzung als Viehweiden bzw. - pferche. Vergleichbare Einfriedungen in Form von an die Umfassungsmauer angesetzten Annexen könnten wie nur noch in Resten erhaltene Mauerzüge andeuten, auch außerhalb des eigentlichen Hofareals existiert haben. Die Anlage wurde von Süden her durch ein Torhaus (Geb. VIII) betreten. Auf das Torhaus führte eine befestigte Straße von ca. 3m Breite zu. Sie wurde rechts und links jeweils von zwei Mauern begleitet, die auf diese Weise eine Art Torgasse bildeten. Aus verkehrsgeographischen Erwägungen heraus ist mit einer weiteren Toranlage im Bereich der nördlichen Umfassungsmauer unmittelbar westlich der großen Einfriedung zu rechnen 4 . Durch sie dürfte die Anlage von Norden her erschlossen worden sein, wobei man ebenfalls durch eine von zwei Mauerzügen gebildete Torgasse in den südlichen Teil des Hofareals gelangte. Die Gebäude II, III und XI besaßen jeweils einen Steinkeller sowie Hypokausten bzw. eine Kanalheizung. Es dürfte sich bei ihnen um vorwiegend für Wohnzwecke genutzte Gebäude gehandelt haben. Die beiden Gebäude II und III weisen mehrere Bauphasen auf. Gebäude II fungierte in seiner jüngsten Bauphase als Badegebäude vom Reihentypus (Von West nach Ost: Apodyterium, Caldarium mit Praefurnium, Tepidarium, Frigidarium, Latrine). Einen kleinen Badetrakt mit Apsis weist auch Gebäude III auf 5 . Im Gegensatz dazu haben wir bei den übrigen Gebäuden wohl die Wirtschaftsbauten der Anlage vor uns, wenn auch nicht ausgeschlossen werden kann, daß einzelne Bereiche v. a. der Gebäude I und XII als Wohnräume genutzt wurden. Gebäudekomplex IV bzw. X läßt sich aufgrund der dort aufgedeckten Überreste zweier Darren mit der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte in Verbindung bringen, während durch zwei Schmiedeessen innerhalb von Gebäude XIV und die dort gefundenen Schlacken auch handwerkliche Produktionsformen belegt sind. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die beiden größten, solide ausgeführten Gebäude I und XIII, bei denen es sich um Einrichtungen zur Lagerung landwirtschaftlicher Güter gehandelt haben dürfte (Speicher (Geb. I), Stall mit Scheune (Geb. XIII). Gebäude XIII besitzt eine Ausdehnung von ca. 47 m x 14 m, was einer Grundfläche von 685 m 2 entspricht! Unmittelbar nördlich fand sich die als Ganzes nach außen umgestürzte Nordwand des Gebäudes. Dieser Befund ermöglicht die Rekonstruktion der Höhe von Gebäude XIII. Sie betrug ursprünglich mindestens sechs Meter. Ein Baubefund, zu dem mir bislang keine Parallelen bekannt sind, stellt Geb. IX mit seinem fünfeckigen Grundriß dar. Stratigraphisch belegt gehört es zu einer älteren Bauphase. Auch im Falle der kleinen Gebäude V, VI und VII ist derzeit noch keine funktionale Ansprache möglich. Es dürfte sich jedoch ebenfalls um Wirtschaftsbauten (Kleintierställe, Schuppen etc.) gehandelt haben. Zur Baubfolge und damit zur Chronologie der Gesamtanlage liegen derzeit nur vereinzelte Informationen vor. Bislang lassen sich mindestens zwei eindeutige Bauphasen unterscheiden. Nach Aussage des relevanten Kleinfundmaterials ist mit dem Beginn der Anlage frühestens in der ersten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. zu rechnen. Wohl gegen Ende desselben Jahrhunderts erfuhr sie eine deutliche Erweiterung, markiert durch den Umbau von Gebäude II und die Errichtung der Gebäude XII und XIII. Die Zerstörung der Anlage erfolgte allem Anschein nach im Zusammenhang mit einer Brandkatastrophe, vermutlich um die Mitte des 3. Jh. n. Chr. Am Rande erwähnt seien noch einige Siedlungsfunde elbgermanischer Provenienz, die sich sowohl innerhalb als auch unmittelbar außerhalb des Hofareals fanden. Sie datieren noch un die zweite Hälfte des 3. Jh. und zählen damit zu den frühesten (münzdatierten!) Zeugnissen des Übergangs von der römischen zur frühalamannischen Epoche in Südwestdeutschland . Mit einer Ausdehung von 2,7 ha gehört die Anlage von Bietigheim „Weilerlen" zu den größeren Villen der Region. Ihre ökonomische Grundlage stellte sicherlich die Landwirtschaft dar. Daß es sich dabei zum einen um Ackerbau gehandelt haben dürfte, ergibt sich