K. Palágyi Sylvia szerk.: Balácai Közlemények 1994/3. (Veszprém, 1994)
Vorträge - NUBER, HANS ULRICH: Villenforschung an der Universität Freiburg im Breisgau - BALLE, GEREON: Die römische Villa von Bietigheim „Weilerlen" Stadt Bietigheim-Bissingen, Kreis Ludwigsburg (D)
HANS ULRICH NUBER VILLENFORSCHUNG AN DER UNIVERSITÄT FREIBURG IM BREISGAU Die Erforschung römischer Villenanlagen bzw. die wissenschaftliche Aufarbeitung römerzeitlicher Siedlungslandschaften bildet einen Schwerpunkt an der Abt. für Provinzialrömische Archäologie der Universität Freiburg. Ausgewählte Beispiele sollen im folgenden vorgestellt werden. Die Annäherung an diesbezügliche Fragen erfolgt über das Studium zu bestimmten Baukomplexen (Beitrag Hagendorn), kompletter Anlagen (Beiträge Balle, Nuber, Seitz) oder ganzer Siedlungslandschaften (Beiträge Lindenthal, Trumm, Pfahl). GEREON BALLE DIE RÖMISCHE VILLA VON BIETIGHEIM „WEILERLEN", STADT BIETIGHEIM-BISSINGEN, KREIS LUDWIGSBURG (D) Der Fundort Bietigheim „Weilerlen" befindet sich inmitten des Neckarbeckens; ein Naturraum, der zu den dichtbesiedelsten Gegenden des südwestdeutschen Limeshinterlandes zählt 1 . Die Ursache hierfür ist in seinen natürlichen Gegebenheiten zu suchen. So finden sich überwiegend flächige Muschelkalkhochterrassen mit Lößbedeckung (sog. Gäulandschaften), deren Fruchtbarkeit bei den herrschenden klimatischen Verhältnissen eine ideale Voraussetzung für eine ertragreiche Landwirtschaft bildet. Es verwundert deshalb auch nicht, daß es neben dorf- und stadtartigen Siedlungsformen v. a. die ländlichen Siedlungen vom Typ der villa rustica gewesen sind, die in römischer Zeit das Bild dieser klassischen Altsiedellandschaft geprägt haben. Wie mehr oder weniger vollständig ergrabene Villengrundrisse zeigen - stellvertretend seien die in der näheren Umgebung der Anlage von Bietigheim „Weilerlen" gelegenen Villen von Großsachsenheim „Holderbüschle", Lauffen „Brunnenäcker" und Ludwigsburg-Hoheneck „Eglosheimer Burg" genannt 2 -, besaßen die Hofareale eine Größe von weniger als einem bis zu maximal fünf Hektar. Die archäologische Untersuchung der seit langem bekannten Anlage von Bietigheim „Weilerlen" wurde, wie so oft in der expandierenden Industrieregion Mittlerer Neckar, durch umfangreiche Neubauvorhaben ausgelöst. Von 1986 bis 1989 führte das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Abt. Archäologische Denkmalpflege, unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. I. Stork großflächige Rettungsgrabungen durch . Obwohl die Anlage nur in Teilen flächig egraben werden konnte, gelang es, sowohl ihre ursprüngliche Ausdehnung als auch alle ehemals vorhandenen Steingebäude zu erfassen (Abb. 1). Insgesamt wurde ca. 1,1 Hektar des 2,7 Hektar großen Hofareals archäologisch untersucht. Die Auswertung der Befunde sowie des umfangreichen Fundmaterials erfolgt im Rahmen einer Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg. Sie befindet sich derzeit noch in ihrem Anfangsstadium, weshalb die folgenden Ausführungen auch nur den Charakter einer ersten, vorläufigen Bestandsaufnahme besitzen können. Die Bebauung des Hofareals, die aus 14 Gebäuden bzw. Gebäudekomplexen bestand, konzentrierte sich auf den Südteil der Anlage. Fast der gesamte nördliche Teil wurde von einer ummauerten Freifläche eingenommen, über deren Funktion bislang nur Vermutungen