Vig Károly (szerk.): Savaria - A Vas Megyei Múzeumok Értesítője 41. (Szombathely, 2019)
Régészet - Andrea Csapláros: Rolle und Auswirkung der Handwerker innerhalb der Gesellschaft von Savaria
SAVARIA 41 A VAS MEGYEI MÚZEUMOK ÉRTESÍTŐJE 2019 47-60 tere durch den Brand deformierte und graue und glasierte Geschirrfragmente sowie eine Bronzemünze vom Ende des 4. ]hs. zum Vorschein (Abb. 5.). Der Hauptplatz von Szombathely wurde 1992 umgebaut und vor und während dieser Arbeiten fanden hier Ausgrabungen statt, wobei unter anderem auch ein spätrömischer Ofen gefunden wurde. Dieser Teil des römischen Savaria war am Dichtesten bewohnt, aus der Sicht der Brandgefahr ist es darum sehr ungewöhnlich, dass sich hier ein Keramikbrennofen befand. Ähnlich wie in der Köszegi-Straße beim Bau des Gebäudes der Budapest Bank wurde der Keramikbrennofen in den ehemaligen Gehsteig hineingebaut, der dadurch zerstört worden war. Diese beiden Befunde weisen eindeutig daraufhin, dass in diesem Teil der Stadt und damit auch in der Topographie von Savaria große Veränderungen in spätrömischer Zeit passierten. Das Alltagleben veränderte sich, der Straßenverlauf, die Position und die Benützung der Häuser änderten sich. Die bisher dicht bewohnten und benützten Stadtteile wurden fortan dünn besiedelt, andere Bereiche der Stadt übernahmen die führende Rolle im Stadtleben (Ottományi & Sosztarits 1998: 178). Es scheint, dass der Südteil der Stadt und die Bereiche außerhalb der südlichen Stadtmauer im 5. Jh. ihre Bedeutung verlieren, zu jener Zeit also, als der heilige Bezirk der Göttin Isis und die dazugehörigen Gebäude nicht mehr für Kulthandlungen benutzt und ganz profan abgetragen wurden, um neue Gebäude mit dem Steinmaterial des Iseums aufzubauen. Das Gebiet des ehemaligen Iseums wurde zu dieser Zeit bereits für Grabstätten benützt. An der Ecke der ehemaligen Ferenc-Faludy- Straße (heute Mihäly-Väci-Straße) zur Paragvári- Straße wurde in den 1910er Jahren nach den Beschreibungen von Nándor Fettich im Gebiet des ehemaligen Klosters ein großer Fundkomplex, bestehend aus 271 weiblichen und männlichen Keramikfiguren, in der Nähe eines ergrabenen römischen Keramikbrennofens gefunden. Diese alte und in Vergessenheit geratene Fundstelle und deren Funde sind sehr wichtig, weil die Darstellungen diesen Statuetten bezüglich ihrer Körperhaltung und der unverhältnismäßig großen Genitalien sehr ungewöhnlich sind. Die Statuen haben eine apotropäische Bedeutung, sie dienten durch diese ungewöhnlich stark betonte Darstellung der Abwehr des bösen Blicks. Die Darstellung der Genitalien spielte nicht nur bei der Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle, sie schützten den Träger auch vor böser Zauberei (Bíró 2016: Kat. 197; Fettich 1920-1922: 20-22; Fettich 1991:1-9). Die Statuetten wurden in der Töpferei nicht ganz fertig gestellt, bei mehreren Stücken sieht man z. B. die fehlende Bemalung. Horrea und Bäckerei Die bisherigen archäologischen Forschungen in Savaria konnten zwei Horrea ans Tageslicht bringen. Beide Befunde kann man sehr gut in der Topographie von Savaria abgrenzen. Im Keller des Hauptgebäudes der Direktion der Ungarischen Bahn (MÁV Igazgatóság) sind die Gebäudereste eines Horreums, welches östlich der Stadtmauer lag, sichtbar. Auf der anderen Seite der in der Römerzeit hier verlaufenden Straße befindet sich eine Bäckerei, welche im Jahre 1900 gefunden und, so gut es ging, dokumentiert wurde (Abb. 6.). Die Bäckerei hat fünf Räume, davon lagen zwei Räume auf der Südseite der Straße, sie dienten vermutlich als Verkaufsladen. Im hinteren L-förmigen Gebäude wurde das Handwerk ausgeübt. Hier wurde den Beschreibungen nach einem Backofen in einem Raum gefunden, und in einem anderen Raum gab es auf dem Boden eine 10 cm dicke Schicht von verkohltem Getreide, hauptsächlich Weizen und Roggen, im östlichen Bereich Gerste und Hafer. Das Gebäude wurde wahrscheinlich durch Feuer zerstört, da hier verkohlte Eichen- und andere Holzbalken gefunden wurden (Korniss 1901, 1999: Nr. 76). Auf der nördlichen Seite der Straße konnte Terézia Buócz das Horreum während der Bauarbeiten des Direktionsgebäudes im Jahre 1968 ergraben. Man muss mit einem sehr mächtigen, von außen mit Strebepfeiler gestützten Gebäude mit massiven Außenmauern rechnen, seine Orientierung ist unsicher, weil nur die südwestliche Ecke des Gebäudes erhalten geblieben ist. Dieses Horreum wurde größtenteils aus Baumaterial gebaut, das 53