Savaria – A Vas Megyei Múzeumok Értesítője 34./1 – (2011) (Szombathely, 2011)
TÖRTÉNETTUDOMÁNY - Orsolya Hanusz: Kinder des „Theater-kronos"
Orsolya HANUSZ dass die Gattungsbezeichnung mehrerer Tragödien - v.a. von Shakespeare - auf den Theaterzetteln zwischen Schauspiel und Tragödie schwankte. Unter den Komödienaufführungen der BannholzerGesellschaft befanden sich drei höhere Lustspiele, die auch am Wiener Hofburgtheater Erfolg hatten. Die Folgen des Maskenballes , Der Bräutigam ohne Braut und Das Liebes-Protocoll stammen von etablierten Wiener Verfassern (von Franz Kurländer, Josef Herzenskron, Eduard von Bauernfeld), und in diese Reihe passt auch eine Novität, die nach einer französischen Vorlage von Bayard und Vanderburch in der Bearbeitung des Norddeutschen Karl Töpfers auf allen deutschsprachigen Bühnen schnell heimisch wurde: Der Pariser Taugenichts. Dazu trug sicherlich auch bei, dass sich Karl Töpfers Stücke auf menschliche Beziehungen konzentrieren und sich kaum äußerer Effekte, lokaler Besonderheiten bedienen. Der Ort der Handlung und ebenfalls Beruf, Alter der Personen sind in seinen meisten Bühnenwerken unbestimmt; das ermöglicht ihnen nicht nur die Gelegenheit zur Verallgemeinerung und beliebiger Auslegung, sondern verleiht ihnen auch ein Schwebegefühl, den Eindruck der Unwirklichkeit und Grenzenlosigkeit. Das Stück wird Tableaux oder Gemälde genannt, weil es ein Sittenbild der bestehenden Verhältnisse darstellen will. In dieser Hinsicht ist es mit der neuen oder vielmehr erneuerten Gattung der 1830er Jahre, dem Konversationsstück verwandt. Die Konversationsstücke des bekanntesten Vertreters dieses Genres, Eduard von Bauernfelds können eine gewisse Statik ihr Eigen nennen, wie Bauernfelds Kritiker dem Autor regelmäßig vorwarfen. Die Handlung seiner Stücke könnte tatsächlich in ein Paar Sätzen zusammengefasst werden, da ihren Kern nicht überraschende Wendungen und Intrigen ausmachen. Wichtiger ist die Vermittlung der Atmosphäre der vornehmen Gesellschaft, die Darstellung dessen, wie sich die Figuren den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen gegenüber behaupten und wie ihre Charaktereigenschaften allmählich zur Geltung kommen. Konversationsstücke sollen ein Bild der zeitgenössischen literarischen und gesellschaftlichen Ereignisse auf unterhaltsame Weise entwerfen. Das in den Kőszeger (Günser) Spielplan aufgenommene Lustspiel Das Liebes-Protocoll bietet mit der Figur des Schauspielers Wahl die Gelegenheit, auf modische Theaterstücke und Theaterereignisse Anspielungen zu machen und bekannte Schauspieler zu imitieren. Dieses beliebte Handlungsführungsmittel, das an die Anwendung des Spiel-im-Spiel Sequenzen erinnert, macht den Reiz des kleinen komischen Einakters Der Bräutigam ohne Braut von Josef Herzenskron aus. Um das Ehehindernis der Freundin zu überwinden, spielt die junge Witwe Sophie von Halden dem unerwünschten Bräutigam, einem engstirnigen und bequemen älteren Viehhändler, nacheinander die Figuren einer leidenschaftlichen Französin, einer geschwätzigen Berlinerin und die Charaktertypen einer übersensiblen Kunstliebhaberin bzw. einer sparsamen Witwe vor. Damit aber der Reaslismusforderung der Biedermeierästhetik auch genüge getan wird, bemerkt sogar der einfache, gefoppte Bräutigam, dass sich alle „Schwestern" (die vier dargestellten Charaktertypen) zum Verwechseln ähnlich sähen. Im Gegensatz zu der fast obligatorischen Liebesthematik der meisten Biedermeierkomödien stehen im Mittelpunkt des Einakters Nummer 777 von Karl Lebrun nicht die Wirren um eines oder mehrere Liebespaare, sondern das sich als schicksalhaft erweisende materielle Glück. Die Spannung dieser Posse hält die Ungewissheit aufrecht, wem der Hauptgewinn bei der Lotterie zufällt. Die Thematik des plötzlich eintretenden Reichtums und der Wendungen des materiellen Glücks stellt eine Nähe zum Zauberstück Raimunds (Der Verschwender) und der Lokalposse Nestroys (Zu ebener Erde und erster Stock ) her, die ebenfalls von der Bannholzer-Gesellschaft aufgeführt wurden. Um das Lotterielos kämpfen kleine Seelen, der Notar Vortheil, der mit seiner Scheinfrömmigkeit - einem Tartuffe ähnlich - das Glück von Gott erzwingen will, sein boshafter, intriganter Schreiber, mit dem sprechenden Namen Pfeffer und die putzsüchtige Dienerin Rosine. Dass dem arbeitsamen, bescheidenen Handwerker Carl am Ende der Hauptgewinn zufällt, stellt die gesellschaftlich erwünschte Ordnung auf einprägsame Weise wieder her. 5 2 52 Ich möchte mich bei den Lektoren meines Beitrags, bei dr. István Bariska und Andreas Lehner für die Vorschläge und Korrekturen herzlich bedanken. 316