Savaria – A Vas Megyei Múzeumok Értesítője 34./1 – (2011) (Szombathely, 2011)

TÖRTÉNETTUDOMÁNY - Orsolya Hanusz: Kinder des „Theater-kronos"

savaRia a Vas Megyei Múzeumok Értesítője 34/1 (2011) 301-320 Kinder des „Theater-Kronos" Plötzlich ergatterte Lotteriegewinne, unerwartete Erbschaften, durch Zauber zugefallene Reichtümer und die damit verbundene Charakterprobe bilden häufig den Plot der Wiener Zauberpossen, wovon Bannholzer sechs in sein Programm aufnahm. Drei Stücke verfasste Ferdinand Raimund, dessen letztes Werk, Der Verschwender in der Mitte der 1830er Jahre in vielen Theatern in Ungarn in beiden Sprachen mit großem Erfolg uraufgeführt worden sind und damit weiteren Aufführungen von Raimunds Zauberstücken den Weg ebneten. Deshalb wundert es nicht, dass Bannholzer Raimunds Erstlingswerk, den einem deutschen Volksmärchen nachgedichteten Baro­metermacher auf der Zauberinsel und den Alpenkönig und den Menschenfeind in die Reihe der Auffüh­rungen aufnahm. Unter den Possen des Spielplanes befand sich ein weiteres lokalisiertes Volkmärchen Das alte Haus bei Güns von einem unbekannten Verfasser. Es könnte die Lokalisierung eines bereits bekannten Stückes, z.B. Herzenskrons Das Häuschen in der Aue sein. Da von dem Kőszeger Lokalstück nichts Näheres bekannt ist, können über den Inhalt nur Vermutungen angestellt werden. Der Óház (Altes Haus) genannte Hügel mit dem bis heute sichtbaren Gemäuer der sog. ehemaligen oberen Burg bei Kőszeg (Güns) war schon immer ein geheimnisvoller Ort, der Schatzsucher anlockte. Dem Volksglauben nach spaltet sich die Erde am Alten Haus in der Heiligen Nacht, und bevor die Glocken in der Kirche zur Wandlung läuten, kann der wagemutige Abenteurer den Schatz aus der Feuer speienden Tiefe heraufholen. Gelingt ihm das Wagestück in dieser kurzen Zeitspanne nicht, bleibt er ewig unter der Erde gefangen (JENKEI 1996.17). FAZIT Zusammenfassend kann über den Spielplan der Bann­holzer-Gesellschaft festgestellt werden, dass von einem künstlerisch ausgewogenen, umsichtig durchdachten Spielplan wohl nicht die Rede sein kann: Die Wander­truppen kämpften ständig um die Aufmerksamkeit des Publikums und oft ums nackte Überleben. Davon zeugen im Falle Bannholzers auch die Dokumente, 5 3 die auf seine immer schwieriger werdende finanzielle Situation hindeuten. Die Gestaltung des Spielplans beeinflussten einerseits das Streben nach kassenfüllenden Stücken, die Zusammenstellung und Fähigkeiten der Schauspieler, die Ausstattung des Theaters und schließlich die Bedürfnisse und Erwartungen des Publikums. Der Spielplan des Jahres 1837 in Kőszeg (Güns) zeigt dann einen Querschnitt der Erfolg versprechenden Neuigkeiten und der zuverlässige Einnahmen sichernden, lang bewährten Theaterstücke der Biedermeierzeit, die auf allen deutschsprachigen Theatern Europas heimisch waren. Aber auch der Einfluss der Soproner (Ödenburg­er), Pester und Wiener Bühnen ist unverkennbar. Die oben genannten Faktoren ergaben einen Spielplan, dessen Bausteine die heute aus dem litera­rischen Kanon gefallenen Stücke bildeten, die aber vom theatergeschichtlichen Zustand und von einigen kul­turhistorischen Eigenheiten des Biedermeier Zeugnis ablegen. Als Repertoirestücke sind die meisten aber nicht mehr existent. Diese Kinder des „Theater-Kronos" mag heute nur noch der Theaterhistoriker in ihren Einzelheiten kennen, aber ohne sie wären auch nicht die „Raimund- und Nestroy-Zeusse" hervorgekommen, dessen Schöpfungen bis heute nichts an Aktualität und komischer Wirkung eingebüßt haben. HANUSZ Orsolya Vas Megyei Múzeumok Igazgatósága - Savaria Múzeum H-9700 Szombathely, Kisfaludy S. utca 9. Pf.14., Hungary konyvtar@savariamuseum.hu 53 s. Abschnitt 4.3. 317

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