Savaria – A Vas Megyei Múzeumok Értesítője 34./1 – (2011) (Szombathely, 2011)
TÖRTÉNETTUDOMÁNY - Orsolya Hanusz: Kinder des „Theater-kronos"
Orsolya HANUSZ Die Wiener Theaterzeitung meldet am 16. April 1838, dass der Günser Theaterdirektor Josef Bannholzer das Theater in Győr (Raab) für die Sommersaison übernommen habe und willens sei Schauspieler anzuwerben. 43 Aber in der folgenden Nummer wird schon darüber berichtet, dass Herr Josef Bannholzer das Theater in Győr (Raab) den Herren Willi und Hold für die Sommermonate überlassen hätte und selbst das Theater in Kanizsa leiten werde. 4 4 ( LÁM 1938. 85f.) In den nächsten Jahren wechselte er wieder häufig seinen Aufenthaltsort. Im Juli 1839 bat der Magistrat der Stadt Újvidék (Neusatz) 45 auf die Initiative Bannholzers um einen Bericht über dessen hinterlassene Schuldsituation, 4 6 im Juni 1840 forschte der Magistrat Pests im Interesse des dort engagierten Schauspielers Bannholzer nach dessen in Kőszeg (Güns) verpfändeten Sachen. 4 7 DAS REPERTOIRE DER KŐSZEGER SCHAUSPIELGESELLSCHAFT IM JAHRE 1837 UND SEINE BEZIEHUNGEN ZU DEM DEUTSCHSPRACHIGEN THEATER Exkurs: Der Spielplan der deutschsprachigen Theater am 29. Oktober 1837: ein Querschnitt durch die Bühnenliteratur der Biedermeierzeit Will man nun den theaterhistorischen Stellenwert des Repertoires von Bannholzer ermessen, sollte man es im Kontext der am Tag der Eröffnung gespielten Stücke einiger bekannter Theater betrachten. Die wandernde Schauspieltruppe Joseph Bannholzers spielte am 29. Oktober 1837 zur Eröffnung ihrer zweiten Saison in Kőszeg (Güns) nach einem Prolog, vom Direktor Bannholzer gesprochen, die einaktigen Komödien Die Folgen des Maskenballes , dann Der Bräutigam ohne Braut. Erstere wurde von dem für seine französischen Übersetzungen und Bearbeitungen besonders bekannten Wiener Burgtheaterdramatiker Franz Kurländer frei nach dem Französischen der Madame de Bawr gedichtet, letztere stammt aus der Feder des „fixfingrigen" (WURZBACH 1862. Bd. 8. 410) Bühnendichters Josef Herzenskron, der sowohl für die Wiener Volksbühnen als auch für das Hofburgtheater - meistens auch nach französischer Vorlage verfertigte - Stücke lieferte, diesmal nach Seribe und Duveyrier. An diesem Tag gab es im Berliner Königsstädtischen Theater die deutsche Originaloper Der Rattenfänger von Hameln von C. P. Berger, Musik von Franz Gläser (einem Komponisten, der auch im Wiener Theater in der Josefstadt und im Theater an der Wien als Kapellmeister engagiert war). 4 8 Im Theater an der Wien wurde ein neues Zauberspiel mit Gesang von Friedrich Hopp, dem Lokaldramatiker der Bühne, mit Julius Hopps Musik aufgeführt (Der glücklichste Menschi, der größte Narr , das beste Weib) (BAUER 1952. 345). Die gleichen Autoren verfassten die dreiaktige Lokalposse Die Bekanntschaft im Paradiesgarten , die Entführung aus dem Himmel und die Versöhnung im Elisium , die man im Deutschen Theater in Ofen zum Besten gab (BELITSKA-SCHOLZ-SOMORJAI 1995. Bd. 1. 185). Im ungarischen Nationaltheater in Pest konnte ein ins Ungarische übertragenes Volksmärchen von August von Kotzebue (Rotmantel ) zum ersten Mal gesehen werden ( SZÉKELY 1965. 156). In Sopron (Ödenburg) führte die Schauspielgesellschaft von Willi und Hold Ferdinand Raimunds letztes Zauberstück Der Verschwender auf (VATTER 1929. 109), in Győr mussten in den 1830er Jahren die Theatervorstellungen in den Wintermonaten wegen Heizungsproblemen eingestellt werden, aber nach János Eckers Theaterzettelsammlung aus dem Jahre 1837 gab es im Oktober Zirkusvorstellungen ( LÁM 1928. 42). Das Programm von deutschsprachigen Bühnen an diesem Tag gibt bezeichnenderweise ein Konzentrat der biedermeierlichen Theaterstückeproduktion wieder, besonders was ihre prägnanteste Gattung, die Komödie, anbelangt: es findet hier das gehobene einaktige Lustspiel der Hofbühnen frei bearbeitet nach einem französischem Original, das sich nach Belieben kombinieren und als Lückenbüßer oder Zugabe in jedem Theatertyp verwenden lässt; die auf einer Märchenvorlage basierende Oper, als Gegenstand der Opernmanie und des „allgemein gewordenen Musikenthusiasmus" (MÜNDT 1833. 82); die 43 Wiener Allgemeine Theaterzeitung, 16-17. April, Nr. 76-77. 1838, S. 340. 44 Wiener Allgemeine Theaterzeitung, 18. April, Nr. 78. 1838, S. 344. 45 Neusatz war wieder eine Stadt, (wie Köszeg-Güns 1836), die 1839 im Rufe stand, „auf Aktien ein Theater erbauen [zu wollen], in welchem magyarische, deutsche und serbische Schauspiele gegeben werden sollen" (Bohemia oder Unterhaltungsblätter für gebildete Stände. 18. Mai 1839. No. 60.). 46 FAK KAV. Prot, iur., 1839, Nr. 613. Prot, pol., 1839, Nr. 816. 47 FAK KAV. Prot, pol., 1840, Nr. 806., Nr. 1055. 48 Allgemeine Musikalische Zeitung, 1837. November, No.46., S.756. 312