Savaria – A Vas Megyei Múzeumok Értesítője 34./1 – (2011) (Szombathely, 2011)

TÖRTÉNETTUDOMÁNY - Orsolya Hanusz: Kinder des „Theater-kronos"

Orsolya HANUSZ Die Familie Bannholzer, die wie andere Wander­schauspieler den wirtschaftlichen Unwägbarkeiten aus­gesetzt war, folgte damit nicht nur der Mode der Zeit, sondern sicherte sich neben der Schauspielerei eine damals durchaus übliche zusätzliche Einnahmequelle. 26 Die konventionellen Theateraufführungen standen nicht nur friedlich neben den sonstigen Vorstellungen, son­dern integrierten diese in ihre Darstellungen. Es ent­standen eine Reihe von Lustspielen und Possen, die auf Tierattraktionen 2 7 basierten oder sich des optischen Repertoires bedienten. Eine im Wiener Theater an der Josefstadt 1825 mit enormem Erfolg aufgeführte „Posse mit Gesang" hieß z.B., die beiden Produktionstypen quasi kombinierend, Menagerie und optische Zimmerreise in Krähwinkel (Text von Alois Gleich und Friedrich Hopp, Musik Franz Gläser) und stellte „Van Ackens Bestiengalerie, die Nordpol-Expedition, der Vesuv in Aktivität u.s.w." zur Schau. 2 8 Die von Bannholzer gegebenen fantasmagorischen Vorstellungen scheinen - der Bezeichnung nach - mit den sog. „Phantascopen" Gemeinsamkeiten aufzu­weisen. „Phantascope" wurden jene, mithilfe von opti­schen Geräten erzeugten Bilder genannt, die vor einem schwarzen Hintergrund erschienen und durch die Bewegung von Linsen und Spiegeln fliegende Geister oder Skelette vor die Augen der Zuschauer zauberten. Die Vorstellung konnte noch durch mechanische Theatertechniken, Lichterscheinungen, Musik oder Kommentare vervollkommnet werden. Eine damit verwandte Abwandlung des Illusions­theaters beherrschte nachweisbar ein weiteres Mitglied der Bannholzer-Familie: „Zauberei ä la Döbler und Bosco" - lautete die Gattungsbezeichnung der Vorstel­lung, die Matildé Bannholzer 1840 und 1844 in Ofen gegeben hatte (BELITSKA-SCHOLZ - SOMORJAI 1995. Bd. II. 1265). (Friedrich Döbler war der bekannteste mitteleu­ropäische Illusionist, der anfangs mit seinen Zauber­tricks, später mit sog. Nebelvorstellungen - aufeinander projizierten Bildern - unter anderem auch das Pester Publikum, aber auch Könige und Kaiser unterhalten hatte (KOLTAI 2003. Kap.V.).) Ob sich Matildé Bannholzer dabei der optischen Zimmerreise-Requisiten bediente, die Bannholzer 1838 in Kőszeg (Güns) als „Panorama" aufgestellt und später vom Bürger Anton Ziedler einge­fordert hatte, wissen wir nicht. Sie wurden aber als Eigentum von Frau Bannholzer angegeben, die Ziedler wegen unbezahlten Schulden einbehalten hatte. 2 9 Die ebenfalls beliebten Zimmerreise-Aufführungen basier­ten entweder auf dem Prinzip der Laterna Magica oder auf mehreren Guckkästen, die nebeneinander in einem Raum platziert dem Publikum die Illusion einer Reise vermitteln konnten. Die Familie Bannholzer schien die Tradition der Schaustellung weitergeführt zu haben, da eine „Eskamoteurfamilie" dieses Namens noch 1870 auf der Schießstätte in Tyrnau Vorstellungen gab ( C ESNAKOVÁ­M ICHALCOVÁ 1997. 215). Joseph Bannholzers Tätigkeit als Schauspieldirektor in Kőszeg (Güns) in den Jahren 1836-1838 Mit großen Hoffnungen beginnt Josef Bannholzer seine Schauspieldirektor-Tätigkeit 1836 in (Kőszeg) Güns. Auf Grund seiner Briefe 3 0 an den Stadtmagistrat erscheint er als zuversichtlicher, energischer und erfahrener Theaterfachmann. Er hofft, in Kőszeg (Güns) sein Glück zu machen, da die Stadt auf Wunsch des Publikums nach dem Beispiel Wiener Neustadts ein Theater zu bauen gewillt ist. 3 1 In dem neuen Theater sieht er sicherlich die Möglichkeit einer langjährigen künstlerischen Entfaltung als Theaterdirektor, wie es anderen wohl in den ständi­gen Theatergebäuden von Wien und Pest, aber auch in Sopron (Ödenburg) und Győr (Raab) bereits gelungen ist. In dem ersten Spielansuchen (11.10.1836) 3 2 bot er sogar seine diesbezüglichen Erfahrungen an und wäre bereit einen Vorschlag unterzubreiten, wie aus dem jet­zigen, zu Theatervorstellungen gebrauchten, aber immer wieder reparaturbedürftigen „Redouttensaal" mit geringem Aufwand und niedrigen Kosten ein 26 Auch der ungarische Schauspieler und Dramatiker György Telepi schlug denselben Weg eine Zeit lang ein (vgl. KOLTAI 2003. KAP.V.). 27 Vgl. u.a. die folgenden Aufführungen im Theater an der Wien der 1830er Jahre: Die Titelrolle in Nestroys Affe und Bräutigam wurde ursprünglich dem Akrobaten Klischnigg auf den Leib geschrieben, und immer wieder von Akrobaten gespielt. (Erstaufführung 1836, bis 1878 64mal) Am 20.12.1837 gab es gymnastische, athletische und arabische Kunstvorführungen der beiden Beduinen Rhigas und Abdallah aus dem Stamme der Setias (BAUER 1952. 343, 345). 28 Allgemeine Musikzeitung, 1825. März, No.12. S.194. 29 EAK KAV. Protocollum iuridicum (=Prot. iur.), 1838, Nr. 278. 30 FAK KAV. Bittschrift Josef Bannholzers vom 11.10. 1836, Prot. adn. pol., 1836, Nr. 1264. und Spielansuchen vom 5.6.1837. Prot. adn. pol., 1837, Nr. 676. 31 FAK KAV. Prot, iur., 10.1.1837, Nr. 46. 32 FAK KAV. Bittschrift Josef Bannholzers vom 11.10. 1836, Prot. adn. pol., 1836, Nr. 1264. 308

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