Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 31/2. (2007) (Szombathely, 2008)
Nikolaus HOFER: Hochmittelalterlicher Burgenbau im ostösterreichischen Flachland Entwicklung und Erscheinungsbild im Spiegel archäologischer Quellen. Középkori várépítészet a kelet-ausztriai síkságon
Niederungsburgen wie Möllersdorf oder Lanzenkirchen manifestiert. Ab dem späten 12. Jahrhundert ist auch mit dem ersten Auftreten von Motten und Hausberganlagen zu rechnen, wobei diese Burgentypen bislang noch in zu geringer Zahl archäologisch erforscht sind, um definitive Aussagen zu ihrer Chronologie treffen zu können. Im 13. Jahrhundert kommt es nahezu in allen bislang archäologisch untersuchten Anlagen zu bedeutenden Umbauten, welche sowohl die Baukörper innerhalb der Ringmauer als auch die Befestigungssysteme selbst betreffen. Neu errichtete Burgen werden bereits mit umfangreicheren Defensivbauten ausgestattet und zunehmend symmetrischen konzipiert. Eine besondere Ausformung findet dieser Modernisierungsprozess im Auftreten eines neuen Burgentyps, der Kastellburg, die ab dem 13. Jahrhundert im Untersuchungsgebiet nachzuweisen ist. Von der Grundkonzeption her handelt es sich in der Regel um Niederungsburgen, die durch einen deutlich symmetrisch angelegten Grundriss und repräsentative Steinarchitektur hervorgehoben sind (siehe etwa DURDÍK 1994; SCHICHT 2003). Da an den meisten bestehenden Anlagen in Ostösterreich bislang weder ausführliche Bauuntersuchungen noch archäologische Grabungen stattgefunden haben, sind kaum genauere Aussagen zur Bauentwicklung oder exakten Datierung dieser Burgen möglich. Lediglich als Beispiel soll deshalb hier die Kastellburg von Pottendorf angeführt werden, deren Herren urkundlich bereits um 1130 genannt werden (Abbildung 1/10). Aufgrund dieser frühen Nennung und der um 1200 datierten Kapelle kann eine ältere Vorgängeranlage postuliert werden, deren genaue Lage und Gestalt aber ungeklärt sind (DEHIO 2003: 1714-1716). Wohl um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde sie zu der bestehenden Kastellburg ausgebaut, wobei auch hier mangels ausführlicher Untersuchungen alle Angaben zur Datierung mit Vorsicht zu bewerten sind. Dies umso mehr, als jüngste Forschungen an mehreren „Kastellburgen" darauf hindeuten, dass einige dieser Anlagen erst in einer Art Renaissance des Bautyps im 15. Jahrhundert errichtet wurden (WOLDRON und JEITLER 2006: 408). Als Beispiel für das letztgenannte Phänomen ist abschließend die östlich von Wien gelegene Niederungsburg in Orth an der Donau (Abbildung 1/6) anzuführen (HOFER et al. 2007). Nach der Zerstörung der um 1500 zu einer großzügigen Anlage mit regelmäßigem, kastellartigem Grundriss ausgebauten Burg im Jahr 1529 wurde hier beim Wiederaufbau erneut auf die Form einer Kastellburg zurückgegriffen. Der in der Hocharistokratie verwurzelte Bauherr nahm offenbar aus politischen Motiven bewusst die veraltete Bauform auf, der kaum mehr militärischer Nutzen zuzusprechen war; die im 16. Jahrhundert erbaute „Burg" zitierte damit lediglich die äußere Form des wehrhaften Originals, bot aber im Inneren bereits die Annehmlichkeiten eines modernen renaissancezeitlichen Schlossbaues (Abbildung 8).