Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 31/2. (2007) (Szombathely, 2008)

Nikolaus HOFER: Hochmittelalterlicher Burgenbau im ostösterreichischen Flachland Entwicklung und Erscheinungsbild im Spiegel archäologischer Quellen. Középkori várépítészet a kelet-ausztriai síkságon

Im Jahr 2004 wurde in dem kleinen Ort Zagging (ebenfalls nahe St. Pölten) im Zuge einer Notgrabung eine hochmittelalterliche Burganlage angeschnitten (BLESL et al. 2004). Die Herren von Zagging werden schriftlich erstmals um 1147 genannt, weshalb die Errichtung dieser Burganlage vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts anzusetzen ist (Abbildung 1/4). Die im Spätmittelalter ausgebaute Burg wurde im 16. Jahrhundert zugunsten eines Schlossneubaues geschleift, der allerdings um 1800 ebenfalls aufgegeben und vollständig abgetragen wurde (Abbildung 4). Heute sind mit Ausnahme des ehemaligen Schlossgrabens keine Spuren dieses umfangreichen Gebäudes im Gelände erkennbar. Als ältester Baubefund konnte ein Graben mit kreisförmigem bis ovalem Grundriss ermittelt werden, dessen primäres Verfüllungsmaterial vorwiegend Keramik des 12.-13. Jahrhunderts enthielt. Im Profil des Grabungsschnitts wurden deutliche Planierungshorizonte erfasst, die eine massive künstliche Erhöhung dieses Areals andeuten. Die angeführten Indizien sprechen für eine hochmittelalterliche Burganlage mit rundlich-ovalem Grundriss, künstlich erhöhter Innenfläche und umgebendem Graben. Diest weist auf eine klassis­che Motte hin, deren exakte zeitliche Einordnung aber erst nach der wis­senschaftlichen Aufarbeitung möglich sein wird (Abbildung 5). Die Hausberge als dritter Haupttypus der ostösterreichischen Flachland­burgen lassen sich archäologisch bislang ebenfalls erst ab dem späten 12. Jahrhundert nachweisen. Obwohl im Gegensatz zu den Motten und Nie­derungsburgen noch vergleichsweise viele dieser Anlagen im Gelände erhal­ten sind, haben bislang nur wenige seriöse archäologische Grabungen an der­artigen Objekten stattgefunden. Hervorzuheben ist hier natürlich der Hausberg zu Gaiselberg im Weinviertel (FELGENHAUER 1973), der als bislang einzige derartige Anlage nahezu vollständig untersucht werden konnte (Abbildung 1/3). Die in den schriftlichen Quellen erst relativ spät genannte Burg dürfte nach den Ergebnissen der jüngeren Keramikforschung (KÜHTREIBER 2006: 139) wohl erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts oder im frühen 13. Jahrhundert errichtet worden sein und wurde im 16. Jahrhundert aufgelassen. Das Kernwerk mit kreisförmigem Grundriss war von einem dreifachen Graben-/Wallsystem umgeben, das aus dem Gelände geschnitten bzw. aufgeschüttet wurde, und wies in der Gründungsphase eine Bebauung aus Holzgebäuden auf. Der Typus Hausberg ist vor allem im Weinviertel durch zahlreiche Anlagen vertreten, deren genaue Datierung jedoch mangels archäologischer Untersuchungen großteils fraglich bleibt. Als weiteres eindrucksvolles Beispiel ist etwa die aufgrund schriftlicher Quellen wohl schon im späten 12. Jahrhundert errichtete Burganlage von Stronegg (REICHHALTER et ai 2005: 378-380) heranzuziehen (Abbildung 1/2), die auch heute noch deutlich die künstliche Erhöhung des auf einem natürlichen Sporn gelegenen Kernwerks erkennen lässt (Abbildung 6).

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