Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 31/2. (2007) (Szombathely, 2008)
Nikolaus HOFER: Hochmittelalterlicher Burgenbau im ostösterreichischen Flachland Entwicklung und Erscheinungsbild im Spiegel archäologischer Quellen. Középkori várépítészet a kelet-ausztriai síkságon
Nennung eines Herrn von Sachsendorf fällt in die Zeit zwischen 1180 und 1185; endgültig zerstört beziehungsweise aufgegeben wurde die Anlage 1482. Im Rahmen langjähriger Forschungsgrabungen konnte als ältester Siedlungshorizont auf dem Burgareal eine anscheinend unbefestigte Ansiedlung des 10. Jahrhunderts erfasst werden. Gegen Ende dieses Jahrhunderts wurde ein vermutlich mehrgeschoßiges Steingebäude errichtet, das mit einer Holzpalisade befestigt war. Dieser möglicherweise als früher Wohnturm zu deutende Bau wurde bereits im 11. Jahrhundert wieder abgetragen und durch ein weiteres Steingebäude ersetzt. Hier lässt sich also die Entwicklung eines kleinen befestigten Sitzes, der durchaus als frühe Niederungsburg anzusprechen ist, aus einer offenbar zunächst unbefestigten Ansiedlung ablesen. Ahnlich früh datierbare (und archäologisch untersuchte) Beispiele aus dem hier behandelten Gebiet sind bislang nicht belegt. Differenzierung der Burgentypen im 12. Jahrhundert Anhand der bisher vorliegenden archäologischen Fakten ist im ostösterreichischen Flachland erst ab der Zeit um 1100 ein deutlicher Aufschwung des Burgenbaues festzustellen. Erstmals lassen sich nun auch hier mehrteilige Burganlagen mit aufwändigen Annäherungshindernissen in Form von Ringmauern und Gräben archäologisch nachweisen. Erkennbar wird gleichzeitig eine Differenzierung der Baukonzeption, die sich im Wesentlichen in den bereits beschriebenen Typen Niederungsburg, Motte und Hausberg niederschlägt. Die charakteristischen Vertreter dieser ersten „Burgengründungswelle" im Flachland sind wohl die Niederungsburgen. Als archäologisch untersuchte Beispiele aus dem 12. Jahrhundert werden hier die Burgen Möllersdorf, Lanzenkirchen und Rohr vorgestellt. Die südlich von Wien situierte Burganlage von Möllersdorf (FELGENHAUER-SCHMIEDT 1986; HOFER 1999) wurde von einem bedeutenden Ministerialengeschlecht errichtet, das erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den schriftlichen Quellen aufscheint (Abbildung 1/7). Die um 1100 errichtete Burg wurde vermutlich bereits um 1275 zerstört und danach nicht mehr wiederaufgebaut. Die von einer mächtigen polygonalen Ringmauer umschlossene, unregelmäßig rechteckige Innenfläche konnte nur zu einem kleinen Teil archäologisch untersucht werden. In diesem am Rand der Befestigung gelegenen Bereich dürften in der ersten Bauphase vorwiegend Holzbauten bestanden haben; für den nicht untersuchten Kernbereich sind Steingebäude nicht auszuschließen. Die Ringmauer war von zwei relativ schmalen und vermutlich trockenen Sohlgräben umgeben; ein Wall konnte bei den Rettungsgrabungen nicht erfasst werden (Abbildung 2).