Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 31/2. (2007) (Szombathely, 2008)

Nikolaus HOFER: Hochmittelalterlicher Burgenbau im ostösterreichischen Flachland Entwicklung und Erscheinungsbild im Spiegel archäologischer Quellen. Középkori várépítészet a kelet-ausztriai síkságon

Die Besitzer der ebenfalls südlich von Wien gelegenen Burg Lanzenkirchen (KÜHTREIBER und KÜHTREIBER 1998) treten wie die Herren von Möllersdorf erstmals im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts in den Quellen auf (Abbildung 1/11). Die wohl im gleichen Zeitraum errichtete Anlage wurde vermutlich gegen Ende des 15. Jahrhunderts aufgegeben. Auch hier konnte nur ein Teilbereich im Rahmen eines Forschungsprojektes archäologisch untersucht werden. Das unregelmäßig rechteckige bis kreisförmige, nicht erhöhte Kernwerk war in der ersten Bauphase gleichfalls von einer polygo­nalen Ringmauer umgeben, die eine randständige Bebauung mit Steingebäuden aufwies. Als Annäherungshindernisse wurden ein schmaler Sohlgraben und ein Wall angelegt. Auch die dritte Anlage, die sogenannte Veste Rohr (KREITNER und OBENAUS 2001; HOFER 2003) bei Baden unweit von Möllersdorf, zeigt bezüglich ihrer Baukonzeption große Ubereinstimmungen mit den beiden anderen Burgen, dürfte allerdings etwas später entstanden sein (Abbildung 1/8). Die ersten Nennungen von Herren „de Rore" stammen aus dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts. Die Burg wurde nach vorläufigem Kenntnisstand etwa in diesem Zeitraum errichtet und war bis um die Mitte des 15. Jahrhunderts bewohnt. Die polygonale Ringmauer der Burg entsprach weitgehend derjenigen von Möllersdorf und war von einem einfachen Graben umgeben. Da bislang keine Aufarbeitung der Grabungsergebnisse erfolgt ist, können dieser ersten Bauphase vorläufig keine Innenbauten mit Sicherheit zugeordnet werden. Das Kernwerk war aber in jedem Fall primär nicht erhöht (Abbildung 3). Ab dem späten 12. Jahrhundert lassen sich auch die beiden anderen Typen von Flachlandburgen - Motte und Hausberg — erstmals nachweisen. Die Zahl der archäologisch untersuchten Anlagen ist allerdings noch bedeu­tend geringer als bei den Niederungsburgen, und auch die historische Quellenlage (bzw. deren Aufarbeitungsstand) ist meist deutlich schlechter. Eine der wenigen gut erhaltenen Motten war bis in die 1950er-Jahre der sogenannte Türkenkogel bei Poppendorf in der Nähe von St. Pölten (CECH und PAPP 1991), der allerdings heute nach umfangreichen Terrain­begradigungen völlig eingeebnet ist (Abbildung 1/5). Die Motte wurde ver­mutlich bereits im 12. Jahrhundert errichtet; die älteste historische Nennung stammt allerdings erst aus dem 14. Jahrhundert. Eine kleine Sondierungs­grabung Anfang der 1950er-Jahre belegte, dass die Anlage aus einem ursprünglich mindestens 6,6 m hohen, künstlich aufgeschütteten Erdhügel mit einem Durchmesser von beinahe 40 m bestand. Spärliche Befundreste deuten eine (Holz-)Bebauung des Hügels an, der von einem Wall und einem Graben umgeben war. Der „Türkenkogel" kann somit als echte Motte ange­sprochen werden. Das unstratifizierte Fundmaterial aus der Grabung ermöglicht lediglich eine grobe Einordnung der Errichtungszeit dieser Anlage in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.

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