Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 4. (1966-1970) (Szombathely, 1973)
Dömötör Sándor: Lakodalmi kalácsok Vas megyében II.
wind aber bei der Herstellung immer die grundlegende Art der Formung vor Augen gehalten. Beide Verfahrungen, die der Hausfrauen einerseits und die der Industrie andererseits, beide zur hohen Kunst geworden, leben seit Jahrhunderten paralell, und werden in unseren Tagen immer stärker mechanisiert. a) Der runde Kuchen und der „kalinkó" aus Vas. — Die verbreitetste Kuchenart im Komitat Vas und im Westen des Komitates Sopron ist der „kalinkó". Die Varianten des österreichisch-bayrischen Wortes „Kringel", welches auch ein Objekt repräsentieren kann, das zum Tragen auf dem Kopfe dient, nämlich die archaische Form „karingó";, aus der in Westungarn „kalinkó" wurde, zeigen, dass das Wort in den XIII—XV. Jahrhundert ins Ungarische kam. Die fortgeschrittenere westliche Ilcrstellungstechnik der Kuchen, die auf das früh fertig gewordene bayrisch-österreichische Bäckerhandwerk zurückgeht, fasste vorerst in Westungarn Fuss und erst später in der grossen ungarischen Tiefebene. Der Varianlenreichtum ist sehr gross. Diese Varianten spiegeln in ihrer Form die künstlerischen Ansprüche und Fähigkeilen ihrer Erzeuger. Der Hochzeits-kalinkó wird im Komitat Vas aus etwas hartcrem Teig hergestellt als das Brot. Man nimmt z. B. zu etwa 5 Kg Zucker, 15-20 Eier, V2 Kg Schmalz oder Butter, 5 Dkg Germ, ein Bisschen Salz und soviel Milch, wie sie notwendig ist. Der Teig wird geknetet und geschwellt und zu Stäbe von 15—20 cm geformt. Vorerst legt man je zwei Tieigsitäbe aufeinander in Kreuzform gelegt; danin dreht man die Stabpaare und rollt man sie aneinander. Im weiteren knüpft man 8 weitere Teigstäbe zu den vorher gekreuzten Stäben. Das Mittelstück der acht Stäbe knüpft man an die acht frei gebliebenen Emden des Qnadriatis in der Miit'te des Kuchens; dann windet man die frei gebliebenen Endungen, paarweise zusammengefaltet, an einen Runds^Jalb, der das ganze kuchenartige Gewebe kranzförmig umgibt. Diese Herstellungsart hat, hinsichtlich der Formgebung, sehr viele Varianten, die auch in der Benennnung der Kuchen ausgedrückt werden (wie: Braulkuchen, Bräutigamskucheu, Glöcknerkuchen, usw.) U 111er den Verzierungen ragt der Kranz hervor, dessen Bolle bei der Hochzeit auf den grundlegenden wirtschaftlichen Tätigkeiten ruht. Das ganze führt uns zum einfachsten Instrument, zum Spatenstab, der in der Hochzeit einem vielbedeulcnden, bedeutungsvollen Symbol wird. b) „Lebensbaum" und ähnliches auf dem Gebiete Hegyhát. — Die höchste Zierde der Hochzeit im Komitat Vas am Ende des 19. Jahrhunderts war eine Kuchenart mit dem Namen „Lebensbaum". Aus dem gekneteten und ausgewalkten Teig schnitt man Streifen, die auf den Stengel der Klette gewickelt und so in den Backofen gelegt wurden. Als es fertig worden war, wurde mit Bändern und Blumen gcschonüdkit. Auf ungarischem Gebiete ist ebenso ihre Herstellungsart wie die angeknüpften Bräuche weit verbreitet, die vom Beginn des 19. Jahrhunderts an immer stärker, als zum Bürgertum gehörende Erscheinungen, im Weihnachtsfestkreis auftreten. //. Festliche Geste beim Verzehren von Hochzeitskuchen. — Jeder Brauch im Leben der Familien ist im Laufe des Kampfes gegen die Naturkräftc, aus der Belalion dieses Kampfes zum Menschen, zum Individuum, entsprungen. Als dieser Kampf, der unvermittelt mit der Niätur gelochten worden war, über die althergebrachten Formen und Bräuchen hinausgehende und zugleich vergegenständlichte Mittel erhielt, starb der althergebrachte Brauch nicht vollständig aus; ihre Beste erhielten vielmehr eine neue Interpretation. Indem man einen Brauch oder einen Bilus auf eine gescllschaftstypische Schicht der Gentilgesellschaft oder auf eine Skliaivenges'ellsehaft des Altertums zuröklk133