Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 3. (Szombathely, 1965)
Gerhard Schrot: Die historische Stellung der Glebae Adscriptio des Kaisers Constantin vom Jahre 332 U.Z.
hung der Latifundien und ihres ökonomischen Sieges über die kleine, freie Bauerwirtschaft wurden zwar die Sklaven zu den Hauptproduzenten, aber neben ihnen setzte der Eigentümer aus Gründen der Rentabilität freie, besitzlose proletarii und Arbeitskräfte ein, die als anniversarii vicini, mercennarii, operarii, fabri, artifices usw. bezeichnet werden 53 . Aehnlich darf auch die Wirtschaft im Rom des 4. und 5. Jahrhunderts, die wir als Sklavenhalterwirtschaft definiert haben, so aufgefasst werden, dass in ihr neben den Sklaven auch coloni, adscripiticii, tributarii, rustici u. a. eingesetzt wurden, deren klassenmässige Fixierung nicht eindeutig ist, die jedoch wohl zumeist nicht als Sklaven aufgefasst werden können. In einer kleinen Studie hat I. HAHN 54 für den Bereich der spätantiken Stadt das Verhältnis der freien zur Sklavenarbeit erörtert und konnte aufgrund der Quellen dieser Zeit 55 die grosse Bedeutung der Sklavenarbeit in der Stadtwirtschaft nachweisen. Er kommt zu dem Schluss, im 4. und 5. Jahrhundert habe sich die Zahl der Sklaven in der Stadt gegenüber der früheren Zeit kaum vermindert. Für die Entwicklung des Kolonats im Oströmischen Reich liegt jetzt eine neue Arbeit vom M.I. Sjusjumow 56 vor. Die Schlussfolgerungen dieses Aufsatzes gipfeln in der These, dass die Etappe von 324—602 in Byzanz zur Sklavenhalterordnung gehört und die Etappe von 602—824 u.Z. als die Zeit aufzufassen ist, in der sich die ersten feudalen Institutionen noch in rudimentärem Zustand befanden. Der Autor gewann diese Auffassung auch aus dem Studium des Kolonats im byzantinischen Aegypten : die dort herrschende Enapographie ist seiner Meinung nach kein Kolonat, sondern die besondere Form der Sklaverei unter den Bedingungen der sich zersetzenden Sklavenhalterformation im Aegypten des 6. Jahrhunderts gewesen. Zusammenfassend 57 ergibt sich die Erkenntnis, wie es die Quellen bezeugen und neueste Forschungen bestätigen, dass auch im spätantiken Rom des 4. und 5. Jahrhunderts die Sklaverei noch Grundlage der Produktion und Hauptinhalt dieser Gesellschaftsformation noch kurz vor ihrem Ende gewesen ist. Zu diesem Zweck stelle ich folgende Thesen auf, die die kommende Diskussion dieser Thematik befruchten und weitere Erkenntnisse herbeiführen können : 1. Der Kolonat ist eine Besitz- und Abhängigkeitsform in landwirtschaftlichen Grossbetrieben der römischen Kaiserzeit unter den Bedingungen der verfallenden und überlebten antiken Sklavenhalterproduktion. Durch Verpachtung von Teilen des Grossgrundbesitzes an Kolonen und durch neue Abgabebestimmungen wurden die unmittelbaren Produzenten 53 so bei Varro rust. 1, 16, 4 und 1, 17, 2—3; die Frage der Rentabilität und des daraus folgenden Einsatzes von freien Saisonarbeitern auf den Latifundien habe ich untersucht in : Über die Rentabilität der römischen Landwirtschaft der ausgehenden Republik, phil. Diss. Leipzig 1957. 54 I. Hahn, Freie und Sklavenarbeit in der spätantiken Stadt, Annales der Universität Budapest, 1961, S. 23 ff. 55 besonders bei Rhetor Libanios, u. a. in or. 47, 4. 56 M. I. Sjusjumow, Zur Frage der Besonderheiten der Entstehung und Entwicklung des Feudalismus in Byzanz, (russ.), Visantiskij Vremenik 1960, S. 3—16. 57 In diesem Beitrag konnte ich nur einige Gesichtspunkte zur Geschichte des Kolonats besonders in der Zeit Constantins behandeln. Andere Fragen mussten hier unerwähnt bleiben, z. B. welcher technische Fortschritt in der Landwirtschaft in der Kaiserzeit sichtbar wurde und welcher Zusammenhang zwischen dem Kolonat einerseits und den sozialen Bewegungen in den Provinzen andrerseits bestanden. Es muss eine Aufgabe der künftigen Forschung sein, die differenzierte Entwicklung der Kolonatsverhältnisse in den einzelnen Provizen zu untersuchen, zumal bereits wertvolle Vorarbeiten vorliegen, u. a. : U. Kahrstedt, Das wirtschaftliche Gesicht Griechenlands in der Kaiserzeit, Bern 1954; A. Mócsy, Pannónia, RE Suppl. IX, Stuttgart 1961, Sp. 516—776; G. Alföldy, Die Sklaverei in Dalmatien in der Zeit des Prinzipats, Acta Antiqua 1961, S. 121 — 151; J. Kolendo, Kolonat w Afryce Rzymskiej w I —II wieku, Warszawa 1962; W. Welkow, Zum Kolonat in Thrakien (erscheint 1964). 95