Savaria - A Vas Megyei Múzeumok értesítője 3. (Szombathely, 1965)
Imre Trencsényi-Waldapfel: Ägyptische Motive in der lateinischen Poesie des goldenen Zeitalters
des in dieser Hymne gefeierten Königs, so z. B. das kathartische Bad des Gottes und vor allem die Hervorhebung der zwei als ebenbürtig betrachteten Kultorte Apollons: Delius et Patareus Apollo. Der uralte Sitz des Apollonkultes in Lykien, Patára, war eben von Ptolemaios IL Philadelphos wiederhergestellt. Wenn wir aber die Gesamtkomposition der vorliegenden Ode ins Auge fassen, kommt noch eine weitere Übereinstimmung mit der ägyptischen Mythologie zum Vorschein. Der wahre Sinn der historischen Grösse Augustus' wird dadurch gekennzeichnet, dass mit dem Abschlüsse der Bürgerkriege der Welt die Harmonie zurückgegeben wurde, dieselbe Harmonie, die sich in der mit den Musen erfüllten Seele des Dichters widerspiegelt. Die Anfangsworte des Gedichtes beschwören die Göttin Kalliopé, jene Muse also, die auch nach Hesiod sowohl den Dichter, wie die weisen und gerechten Könige begeistert. Der Rächeakt für Osiris und die Überwindung Seth-Typhons eben durch Thot-Hermes ist auf eine bezeichnende Weise mit der musischen Kunst und auch mit der Harmonie des Weltalls verbunden. Plutarch erzählt, wie Thot-Hermes dem Seth-Typhon die Sehnen ausschneidet und aus ihnen Saiten macht; er fügt auch die Erklärung hinzu: der Logos, dessen Verkörperung Thot-Hermes darstellt, als er das Weltall ordnete, es harmonisch aus disharmonischen Teilen gestaltete, die verderbliche Kraft aber nicth vertilgt, sondern nur gelähmt hat. Sie wirkt also ohnmächtig noch weiter und bedroht ewiglich das Weltall mit verschiedenen Naturkatastrophen, Erdbeben, Dürre, Gewitter, Seuche usw. Es entspricht vollkommen dieser ägyptischen Auffassung, dass am Ende der die Wiederherstellung der Weltharmonie feiernden Ode den sieghaft bestandenen Titanenkampf und Gigantomachie anstatt der Aufzählung der getöteten Feinde die erschütternden Bilder der gebändigten Unbändigen abschliessen : der (unbenannte) Typhon, auf den der Berg Aetna geworfen war, Tityos, dem der Geier die immer neuwachsende Leber zehrt, und Pirithous, den dreihundert Fesseln festhalten. Als wäre — mit dem unbenannten Namen Typhons zusammen — eine Frage verschwiegen: was wird aus jener Harmonie werden, wenn sich all diese Fesseln auflockern ? In Angesicht der nur vorübergehend ausgeglichenen Gegensätze gilt für ein Beruhigungsmittel — als Zeichen und Gewähr der wiederhergestellten Harmonie — die Wiederherstellung der Tempel, die während der Kriegsereignisse beschädigt oder vernachlässigt wurden. Die Inschrift von Rosette — die eigentlich als ein von den Priestern in Memphis abgefasstes Krönungsdokument zu betrachten ist — rühmt den jungen König Ptolemaios V. Epiphanes auch darum, dass er viele Tempel erneuert hat ; dem entsprechen bei Horaz die Anfangszeilen des Carm. III. 6. Zum Schluss eine kleine Ergänzung zu den Beobachtungen Arnaldis, die an der Hand der Erzählung von Iphis eine gewisse Verwandtschaft zwischen den zwei römischen „Metamorphosen" — Ovid und Apuleius — nachgewiesen haben. Im Hintergrund der mythologischen Erzählung wird die alexandrinische Realität durch einen zeitgenössischen Privatbrief bezeugt : Hilarion, der arme Arbeiter gibt hier dieselbe Unterweisung seiner schwangeren Frau, wie Ligdus bei Ovid: wenn eine Tochter geboren wird, muss man sie aussetzen. Die Frau des Ligdus, Telethusa verhehlt die wahre Sachlage und erzieht — dem Rat der Göttin Isis folgend — die neugeborene Tochter als einen Knaben. Isis erscheint hier nicht nur als eine Gönnerin der Mütter, sondern auch als die der Armut; dieser Zug der ägyptischen Göttin macht vielleicht verständlich dass, als die schon öfter angeordnete Zerstörung der ägyptischen Kultstelle auf dem Capitol endlich vollgebracht wurde, musste der Consul selbst den ersten Krampenhieb machen, weil die bestellten Arbeiter sich sträubten, ihre Hände auf das Heiligtum zu legen. Im Laufe der Erzählung Ovids erscheint Isis zweimahl, zuerst im Rahmen einer Epiphanie, deren Einzelheiten genaue Kenntnisse der ägyptischen Religion verraten. Der zweiten Erscheinung der Göttin geht ein Gebet der Telethusa voraus; dies Gebet kommt schon in mancher Hinsicht als Vorläufer des Gebets des Lucius in Betracht. Selbst die Hilfe, die die Göttin bei Ovid und 138