Mészáros Gyula: A regölyi aranysír (Szekszárd, 1972)
Museen sowohl für die Bestattungsweise als auch für den Stil der Schmuckstücke und sonstiger Grabbeigaben sowie betreffs ihrer Herkunft Parallele zu suchen. Die Beigabe von Schmuck und Gefäßen in das Grab der Toten geschah aufgrund einer uralten Sitte. Schon der Mensch der Jungsteinzeit wurde meist auf diese Weise bestattet. Das Gold ist dem europäischen Menschen bereits seit mehr als viertausend Jahren, aus der Epoche vor der Kupferzeit bekannt. Die wichtige Frage jedoch ist: seit wann und mit welchem Stil wurden Schmucksachen aus Gold hergestellt? Die im reichen Grab von Regöly gefundene „Fibel" ist als Schmuckform bereits seit der Bronzezeit bekannt und als Gewandnadel insbesondere ein wichtiges Zubehör. Die Goldschmiede haben zu jeder Zeit ihre Fibeln in verschiedener Form und Größe erzeugt. Die Abweichung dieser ist derart charakteristisch, daß sie auch zur Bestimmung je einer historischen Epoche als sicherer Anhaltspunkt dienen. Forschen wir nach den Parallelen des Fibelpaares von Regöly in den europäischen Sammlungen, so stellt es sich heraus, daß ihre verwandten Typen zwar unter den völkerwanderungszeitlichen Grabfunden (Abb. 4—6) angetroffen werden können, doch kam ein vollkommenes Gegenstück bisher noch nicht zum Vorschein. Außerhalb unseres Kontinents wird jedoch — zur Überraschung — im Metropolitan Museum zu New York ein fast vollkommenes Pendant der Fibel von Regöly mit der Fundortbezeichnung „Transsylvania" (Siebenbürgen) aufbewahrt. Die Völkerwanderungszeit nahm mit dem aus den mächtigen Räumen Asiens nach Europa hereinbrechenden Hunnensturm bzw. des Einströmens der von den Hunnen nach Westen flüchtenden verschiedenen osteuropäischen Völker ihren Anfang und fand im Gebiet Ungarns eigentlich mit der ungarischen Landnahme ihr Ende. Was war der auslösende Grund, der die weit in Ostasien lebenden Reiternomaden der Hunnen massenhaft nach Westen trieb? Chinesische historische Quellen berichten bereits unter anderem darüber, daß die Hunnen Asiens das Chinesische Reich bereits vom 12. Jahrhundert v. u. Z. an mit ihren Einbrüchen ständig belästigt haben. Als Schutz gegen ihre Angriffe wurde im 3. Jahrhundert v.u.Z. die chinesische Große Mauer erbaut. Mit diesem Moment wurde also in Richtung des Chinesischen Reiches der Expansion des hunnischen Lebensraumes ein Damm gesetzt. Von den Völkern der Völkerwanderungszeit hatten die diesen Prozeß auslösenden Hunnen sowie die zuletzt angelangten Awaren und landnehmenden Ungarn eine nomadische Steppentracht und keine mit Fibeln befestigten Kleider. Die sarmatischen und germanischen Völker, ebenso wie die in den Weg der Völkerwanderungswellen fallenden Römer aber schon. Den zweiten großen Goldschatz aus Transsylvanien (Szilágysomlyó) —• dessen größter Teil gerade aus Goldfibeln besteht — können die Gelehrten Europas bis an den heutigen Tag nicht mit voller Sicherheit an irgendeines der oben erwähnten Völker der Völkerwanderungszeit knüpfen, trotzdem, daß die Stelle der Goldschmiedewerkstätten, in denen die Stücke des Schatzes von Szilágysomlyó hergestellt wurden, bereits bekannt sind. Dieses Herstellungsgebiet est: Südrußland. Auch die Zeit, wo dieser Schatz in die Erde kam, ist ungefähr bekannt: der fürstliche Schatz wurde etwa um 400 u.Z. verborgen. Dies stimmt mit der Zeit des Hunneneinbruches überein. Die Goldschmiedprodukte Südrußlands blicken ansonsten auf eine große Vergangenheit zurück. An der nördlichen Künstenlandschaft des Schwarzen Meeres entstanden bereits um 500 v.u.Z. griechische Kolonialstädte. Berühmte Goldschmiedewerkstätten gab es in Olbia (an der Mündung des Bug) und in Pantikapaion (an der Stelle der heutigen Ortschaft Kertsch). Vor und während der Völkerwanderungszeit lieferten diese Werkstätten eine ganze Menge von prächtigen, mit Edel- und Halbedelsteinen ein-