Gaál Attila (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 23. (Szekszárd, 2001)
Pásztor Adrien: A budakalászi avar kori lakosság etnokulturális kapcsolatai
Adrien Pásztor Die ethnokulturellen Beziehungen der awarischen Bevölkerung von Budakalász Eines der bedeutenden Regionalzentren - Gräberfeld und Siedlungsdetail - des vom Awarentum, einem Volk asiatischer Herkunft, im Karpatenbecken errichteten Reiches ist aus Budakalász bekannt. In einem beträchtlichen Teil des Gräberfeldes (nahezu 80 %) blieben Denkmäler der Frühawarenzeit erhalten. Der Ende des 6. bis Anfang des 7. Jahrhunderts eröffnete Friedhof wurde annähernd in Reihenformation angelegt, sein soziales Gefüge spiegelt noch die Stammes- bzw. Sippenverhältnisse wider. Das Fundmaterial ist stark von dem im Awarentum fortlebenden Nachlass der östlichen Reiternomaden geprägt; etwa 8 % der freigelegten Gräber sind Reiterbestattungen oder „separate" Pferdegräber. Ihren Streitrossen legten die Awaren Pferdegeschirr mit gepressten Blech Verzierungen bzw. innerasiatische Traditionen bewahrenden Quastenbeschlägen (z.B. Grab 260), Fohlentrensen sowie apfelförmige Steigbügel mit langen bzw. Schiingenösen an. Ihre Waffen waren die im Orient beheimateten weittragenden Bögen mit Bein Versteifungen, Pfeilspitzen unterschiedlicher Form und Bestimmung, Tüllenlanzen und Speere. Zu den Vornehmsten im awarischen Heer zählten die Panzerreiter. Einer der ranghöchsten unter ihnen (vielleicht sogar ein Sippenoberhaupt) ruhte im Grab 55 von Budakalász, bestattet mit seinen auf die Steppennomaden hindeutenden Gebrauchs- und Trachtgegenständen. Die Panzerreiter in den Gräbern 281 und 686 oder der gepanzerte Fußkämpfer im Grab 378 mögen dem Rang nach ebenso Untergebene des vornehmen Kriegers von Grab 55 gewesen sein wie der mit einem germanischen Schild bestattete Fußkämpfer im Grab 300. Charakteristische Beigaben der Bestattungen ranghoher Militärs waren die gepressten, silbervergoldeten (z.B. Grab 696: Abb 1.) oder silbernen (z.B. Grab 260) Gürtelgarnituren bzw. Pferdegeschirrbeschläge. Den Angehörigen der militärischen Führungs schicht und deren Familienmitgliedern dürfte das sehr zahlreiche Gemeinvolk (ca. 70 % des Gräberfeldteils) unterstanden haben, dessen Gräber das allgemeine frühawarenzeitliche Nachlassmaterial enthielten. Gemäß ihren heidnischen Glaubensvorstellungen wurden die im täglichen Leben gebräuchlichen Dinge ins Grab gelegt. Allseits beliebt bei den Schmuckgegenstände waren die Ohrgehänge. Am häufigsten trug man verschiedene Varianten der aus Innerasien stammenden Ohrringe mit Blechkugelanhängern oder auf byzantinische Handelsbeziehungen hindeutende massive, bronze vergoldete Ohrgehänge (z.B. Grab 372: Abb. 4. 2; Grab 740), die Stücke mit auf den Ohrring gezogener Silberblechkugel (z.B. Grab 183) sowie Ohrgehänge mit Perlenanhängern. Seltener, vorwiegend in den reicheren Frauengräbern, fanden sich Gegenstände, die der byzantinischen Mode entsprachen: gepunzter Kolbearmring (Grab 1147), silberner Schachtelarmring mit Granulation (Grab 631), Stücke eines Silberarmrings mit einen Schlangenkopf imitierender Perldrahtverzierung (Grab 572), Stilusnadeln spätantiker Prägung (z.B. Grab 347), Sieblöffel (z.B. Grab 176) oder die den orientalischen Einfluss widerspiegelnde Vogelkranzfibel vom Typ Pasterskoje (z.B. Grab 372: Abb. 4. 3). Andenken an die mit Byzanz geführten Kriege sind auch die in den reicheren Gräbern gefundenen Münzen, Schmuckgegenstände, Gewandverzierungen und Gürtelbeschläge. Der Toten im Grab 759 beispielsweise hatte man auf ihre Reise ins Jenseits einen leichten, zwischen 616 und 625 in Konstantinopel geprägten Solidus des byzantinischen Kaisers Heraclius und seines Sohnes Heraclius Constantinus sowie einen mit in Zellwerktechnik verfertigten Kerb- und Zahnschnittmustern bzw. geometrischen Darstellungen des IL germanisch Tierstils verzierten Bronzefingerring mit stark abgegriffener Vergoldung mitgegeben. Die Frauen der vermögenderen Schicht trugen zuweilen das für die germanische Tracht typische, mit gegossenen Bronzeschnallen und Riemen mit aus Silber oder Bronze gegossenen Nebenriemenzungen verschnürte Schuhwerk (z.B. Grab 1188, 1400). Relativ häufig vorkommende Gebrauchsgegenstände sind die aus germanischen Bestattungen bekannten ein- und zweireihigen Beinkämme, die Wiegemesser (z.B. Grab 290), oder die traditionell für die merowingerzeitliche (fränkische, thüringische, alemannische, langobardische, gepidische) Frauentracht chrakateristischen metallbeschlagenen Ziergehänge (z.B. Abb. 2.: Grab 694, weiters Grab 810, 960, 1148). In sechs Fällen gehörten zum Gewand der Frauen auch die zwischen dem letzten Viertel des 6. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts an der Hüfte hängend 100