Vadas Ferenc (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 15. (Szekszárd, 1990)
Die awarischer Kultur - Péter Tomka: Die Frage der etnischen oder kulturellen Verwandtschaft bzw. interethnischer Wirkung im Spiegel der Begräbnissitten
Die Gräber sind in allgemeinen seichter (um 1 m). Die Grabtiefe hängt - wie bekannt - ausser traditionellen Elementen von geologischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten ab, man hat im awarischen Bereich in der Spätzeit ebenfalls eine Tendenz zum Seichterwerden beobachtet. So wie bei der 2. Welle der Awarenzeit findet man die Dualität der Messerbeigaben auch in donaubulgarischen Gräberfeldern. Natürlich sind die spätawarenzeitlichen und die donaubulgarischen Begräbnisse nicht identisch, es sind einige gut bemerkbare Unterschiede vorhanden. Solche sind z. B. die Nischen für die Abstellung der Tierbeigaben in Bulgarien. Obwohl die Schutzmassnahmen gegen die Totengeister miteinander verwandt sind, weichen konkrete Formen ab (z. B. Steinlegierungen). Wir können also zusammenfassend behaupten, dass die Donau-Bulgaren und unsere Gruppe der mittel- und spätawarischen Zeit zu derselben Brauchtumprovinz gehörten. Die Beziehungen der Begräbnissitten zwischen unseren „Onoguren" einerseits und der bulgarischen Variante der Saltowo-Kultur, bzw. den Wolga-Bulgaren anderseits sind schon nicht so markant. Die Steppenvariante der Saltowo-Kultur benützt wahrscheinlich gleichzeitig grössere Gräberfelder (wie Zlivkino: 35; Saltowo-II: 82 Gräber) und hat auch „nomadische" Einzelbestattungen. Die Gräber sind meistens W-0 orientiert, in Zlivkino eher seicht (60-80 cm), und sehr einfach eingerichtet. Ähnlich ist die Speise- und Trinkbeigabe: ein oder zwei Gefässe, Schaf-, Rind-, Pferde- und Schweineknochen. Es sind hie und da Pferdezaumzeuge beigelegt, nur später (z. B. in Salto wo) findet man Reitergräber - diese Gräber waren schon tiefer. Weitere Forschungen werden wahrscheinlich ein viel bunteres Bild erzeugen, schon jetzt kennt man Gräber mit S-N oder mit NO-SW Orientierungen (Kamensk-Sahtinskij, Bagajevska) (PLETNEVA 1967, 71-102). Über die Beziehungen der Awaren und der Saltowo-Kultur s. BÁLINT 1975. Die den Wolga-Bulgaren zugeschriebenen Gräberfelder (Boise Tarhani, Tankeevka, Tjetjusi) beginnen wiederum um 750 - zu spät für einen realen Vergleich. Diese Gräberfelder sind echte grosse Dorfgräberfelder mit mehreren hunderten (sogar tausenden) Gräbern. In dieser Hinsicht stehen sie unseren spätawarenzeitlichen Friedhöfen am nähsten. Die Orientierung ist die sonst weit verbreitete W-O-Richtung, die sporadischen Ausnahmen (N-S) muss man noch näher betrachten. Die Beigabensitte ist wieder mit unserer sehr verwandt (auch die Dislokation der Messerbeigaben, auch die Sichelbeigaben), ein nicht unwesentlicher Unterschied ist, dass in Wolga-Bulgarien die partielle Pferdemitbestattung üblich war (GENING-HALIKOV 1964, HALIKOVA 1971). István Fodor hat unlängst die gemeinsamen und abweichenden Züge der drei osteuropäischen bulgarotürkischen Siedlungsgebiete zusammengestellt (FODOR 1977). Er hat mit Recht die Unterschiede betont, was er auf die verschiedenen Stärken des alanischen Einflusses zurückgeführt hat. Demnach wären die Wolga-Bulgaren am stärksten beeinflusst, hingegen hätten die Donau-Bulgaren die meisten ursprünglichen, aus Mittel- und Innerasien stammenden und auch auf die Hunnen weisende Züge behalten. In diese Reihe lassen sich nun auch unsere mittel-und spätawarenzeitlichen, neu erschienenen Gruppen einfügen, sie waren noch konservativer und stehen unmittelbar vor den Donau-bulgaren. Aus unserer Sicht folgen aber die Donau-Bulgaren den Wolga-Bulgaren, sie haben noch immer mehr charakteristische Verwandtschaftszüge mit unserer Gruppe, als die Steppenleute der Saltowo-Kultur. 170