Vadas Ferenc (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 15. (Szekszárd, 1990)

Die awarischer Kultur - Péter Tomka: Die Frage der etnischen oder kulturellen Verwandtschaft bzw. interethnischer Wirkung im Spiegel der Begräbnissitten

Ostungarn (MESTERHÁZY 1987). In dieser Richtung finden wir also keine beruhigende Lösung. Wir müssen einen indirekten Weg wählen. Der weitverbreiteten Hypothese nach stammen unsere Neuankömmlinge aus dem Bund der Onogur-Bulgaren Kuvrat's und sind demgemäss kulturell ­vielleicht auch sprachlich - mit den Bulgaro-Türken der Steppengebiete (bulgari­scher Teil der Saltowo-Kultur), mit den Donau-Bulgaren Asparuch's und mit den Wolga-Bulgaren verwandt. Wie sieht diese hypothetische Verwandtschaft im Spiegel der Begräbnisbräuche aus? Leider ist die Erschliessung - und Publikationslage der betreffenden Gebiete und Epoche sehr unterschiedlich meistens fehlen gerade die frühesten Denkmä­ler. In allen drei Gebieten kann man heute nur ab der 2. Hälfte des VIII. Jahrhun­derts mit Sicherheit datieren. Man darf vorläufig also nur einige Grundzüge her­ausheben. Wie gesagt, fehlt auch der archäologische Hintergrund der in der 2. Hälfte des V. Jh. in Europa auftauchenden Ogurenstämme. Es ist nicht meine Aufgabe, auf diesen Fragenkreis einzugehen, es ist das Diskussionsfeld von Sprachwissenschaftlern, Filologen und Ethnologen, doch möchte ich soviel bemerken, dass die grösste Chance die Nordseite der Steppenzone hat Urheimat der Ogurenstämme zu sein. In dem oberen Ob-Gebiet und in Tuva aus dem II-IV. Jahrhundert sind überraschend ähnliche Erscheinungen bekannt (grössere Dorf­gräberfelder unter zusammengewachsenen Kollektivkurganen, Variationen der meridionalen Orientierung, sporadisches Vorhandensein der Pferdemitbestat­tung und der Totenopfer, Gefässbeigaben, ganz ähnliche Dislokation der Messer­beigaben usw. KENK 1984, GRJAZNOV 1956). Nun, die Begräbnissitten der angeblichen Onoguren-Nachkömmlinge sind gar nicht so einheitlich, wie es nach diesen Vorgängern hätte können erwartet wer­den. Es gibt augenscheinlich keine onogurische, bulgarische „Urreligion" - was andererseits, in Kenntniss der immer die Buntheit der Bulgaren betonenden histo­rischen Quellen, uns keinesfalls überrascht. Am nächsten zu den mittelawarenzeitlichen Einwanderern stehen noch die Donau-Bulgaren. Obwohl die bisher aufgedeckten Gräberfelder der heidnischen Bulgarotürken (Növi Pazar. Devnja-1, Devnja-3, Varna, Bdinci, Madara, Kjulevca, STANCEV-IVANOV 1958, VÄZAROVA 1976, VÄZAROVA 1979. DIMITROV 1971, DIMITROV 1972, DIMITROV 1974, DIMITROV 1976/mit Abstand klei­ner sind, so bildeten sie doch regelrechte Dorfgäberfelder mit inneren Gruppen. Bei der Bewertung der Grösse der Gräberfelder muss man die vom Karpatenbek­ken abweichende geographische Umwelt vor Auge halten. Entscheidend zu sein scheint, dass in der näheren Umgebung allein die Donau-Bulgaren die méridio­nale Orientierung beibehalten haben, obwohl man auch dort - wie bei uns - auch mit W-0 orientierenden Gruppen rechnen muss. (TOMKA 1975,68: es kommt in dem VIII-X. Jahrhundert nur bei Finnugriern, in Baschkirien und bei einigen nicht­köktürkischen Gruppen der Altaj, der Tien-san und Tuva vor, also in der Waldzone und im Berührungsgebiet der Steppe und der nordeurasiatischen Zone - ebenso übri­gens, wie später nach ethnologischen Angaben. Auffallend ist das Fehlen oder spora­dische Vorkommen der Pferdebestattungen (Növi Pazar, Madara-1, Kjulevca), was sonst bei Steppenvölkern ungewöhnlich ist. Das Totenopfer (Totenanteil aus dem Totenmahl) zeigt eine ähnliche Zusammensetzung: Haushühner und andere Geflü­gelknochen, Schaf-Ziege, Schwein. Auf die Rolle des Schafes bei Spätawaren und Donaubulgaren hat nach Beranova J. Gy. Szabó schon hingewiesen (SZABÓ 1981). 169

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