Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Marie Zápotocká: Die Unterschiede und Übereinstimmungen zwischen der Lengyel-Kultur und den Gruppen mit stichverzierter Keramik: die Interpretationsmöglichkeiten

also unbewußt, diesen Grabkomplexen zugeordnet worden sind. 4 Das könnte auch die Unsicherheiten erklären, denen sich F. NIQUET (1938), U. FISCHER (1956,262) und aus formaltypologischen Erwägungen H. BEHRENS (1968,79) bei der archäologisch-kulturellen Zuodnung der einzelnen Grabkomplexe gegen­übersahen. 5 Das muß nicht ausschließen, daß zahlreiche Grabkomplexe des Grä­berfeldes von Rossen unvermischt überliefert worden sind. Es ist jedoch nicht in jedem einzelnen Falle zu entscheiden, für welche Grabinventare letzteres zutrifft. 6 Es muß doch auffallen, daß in den vergangenen hundert Jahren derartige extreme Beigabenkombinationen sowohl in Grabkomplexen der Rössener Kultur als auch in solchen der Gaterslebener Gruppe im Elbe-Saale-Gebiet nicht mehr dokumen­tiert werden konnten. Diese quellenkritischen Überlegungen müssen nicht a prio­ri einschließen, daß alle Ergebnisse, die J. LICHARDUS (1976) anhand der Grab­funde des Gräberfeldes Rossen erzielt hat, keine gesicherte Materialgrundlage be­sitzen. So wird man beispielsweise davon ausgehen können, daß die Beigaben der Gaterslebener Brandgräber 66 bis 74 - und hier nehme ich bereits ein Ergebnis die­ser Untersuchung vorweg - der klassischen bzw. der mittleren Stufe der Gatersle­bener Gruppe zugeordnet werden können, zumal Tonware der Rössener Kultur unter diesen Grabbeigaben zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann. Aus dieser Feststellung ergibt sich jedoch zugleich, daß die relativchronologischen Untersu­chungsergebnisse von J. LICHARDUS hinsichtlich dieser neun Brandgräber nur für die lokalen Verhältnisse des Fundplatzes Rossen von Bedeutung sind, jedoch nicht für das Elbe-Saale-Gebiet verallgemeinert werden können. Zu dieser Auffas­sung mußte J. LICHARDUS gelangen, da er, obwohl er mit Recht die Feststel­lung von K. KROITZSCH kritisiert, wonach die Gaterslebener Gruppe eine Er­scheinung von kurzer Dauer gewesen sein soll (J. LICHARDUS 1976,85/86), auf­grund seiner komparativen Analyse postuliert, daß „vorläufig keine innere Gliede­rung der Gaterslebener Gruppe erreicht werden" kann (J. LICHARDUS 1976,92). Möglicherweise unbewußt hat er dies letztlich doch selbst bestätigt, indem er Funde der älteren Gaterslebener Gruppe zu seiner Stufe Rossen III, also vor seine Gaterslebener Gruppe stellt (J. LICHARDUS 1976, beispielsweise Abb. 28, 8), und an anderer Stelle von einem jüngeren Horizont „neben der klassischen Ga­terslebener Gruppe" spricht (J. LICHARDUS 1976, 86). Ob der geringe Fundniederschlag der Gaterslebener Gruppe u. a. Ursachen im bisherigen Quellen- und Erkenntnisstand hat, kann z. Z. nicht entschieden wer­den, wie dieses Phänomen für das Neolithikum im Elbe-Saale-Gebiet bislang ein­malig ist. Diese quellenkritischen Bemerkungen zu den Grabfunden des eponymen Fundplatzes Rossen waren notwendig, um die Frage nach den archäologischen Quellen im Elbe-Saale-Gebiet zu stellen, die als Grundlage für eine Neubewer­tung der relativchronologischen Stellung der dem Spätlengyel-Horizont in diesem Gebiet zugeordneten archäologischen Hinterlassenschaften zur Verfügung ste­hen, ohne die Grabfunde der Nekropole Rossen und die ihnen bisher zugestande­ne chronologische Bedeutung überbewerten zu müssen. Es zeigt sich zunächst, daß das Elbe-Saale-Gebiet nicht direkt von der frühen Lengyel-Kultur erreicht und auch im Spätlengyel-Horizont nur von einigen Ausläufern des unbemalten Lengyelkreises erfaßt worden ist. Die geringe Zahl der Hinterlassenschaften belegt zudem, daß das Elbe-Saale-Gebiet eine periphere Lage im nordwestlichen Ver­breitungsgebiet der späten Lengyel-Kultur einnimmt. 274

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