Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Rolf Hachmann: Fragen des frühen Neolithikums in östlichen Mittelmeerraum

nen Ton- oder ähnliches Material, das sich zur Keramikproduktion eignete - gar nicht vorhanden war. In anderen Situationen mag der „zündende Funke", der zur Keramikproduktion führte, gefehlt haben. Doch auch der umgekehrte Fall ist be­kannt: Anregungen von außen führten zu einer Zeit zur Aufnahme der Keramik­produktion, in der der Schritt zu einer Produktionswirtschaft mit Haustieren und Nutzpflanzen noch gar nicht vollständig vollzogen worden war. Es läßt sich allerdings trotz solcher Einzelfalle nicht verkennen, daß es im öst­lichen Mittelmeerraum ein Gebiet gegeben hat, in dem der Übergang zu einer Produktionswirtschaft nicht sofort auch zur Keramikerzeugung geführt hat. Die Ausdehnung dieser neuen Wirtschaftsform über das örtliche Mittelmeergebiet nach dem Nordwesten, insbesondere über das Meer und die Meerengen hinweg nach Europa, dürfte allerdings zu einer Zeit erfolgt sein, in der die Herstellung von Tonware im Orient schon allgemein bekannt war, so daß sich bei der nun ständig fortschreitenden Expansion von Bevölkerungen, die Viehzucht und Planzenan­bau kannten, auch die Kenntnis der Keramikproduktion wie von selbst mit ver­breitete. Mit dem mit dieser Expansionsbewegung verbundenen Prozeß fort­schreitender Akkulturation von Wildbeuterbevölkerungen kann natürlich auch die Tonwareherstellung weitervermittelt worden sein. Nimmt man diese Überlegungen als Tatsachen, so sollte man - zumindest für den östlichen Mittelmeerraum - zwei terminologische Folgerungen ziehen: Er­stens sollte der Begriff des Mesolithikums in diesem Gebiet nicht mehr gebraucht werden; er verwirrt nur und klärt nichts. Zweitens sollte der Begriff Präkerami­sches Neolithikum durch die Bezeichnung akeramisches, d. h. keramikloses, Neo­lithikum ersetzt werden. Dadurch würde vermieden, daß mit der Vorstellung ei­nes Neolithikums ohne Tonware ein chronologischer oder gar phraseologischer Aspekt verbunden wird. Die Frage nach einer Abgrenzung zwischen einem Paläo- und einem Neoli­thikum ist damit allerdings nicht geklärt, im Gegenteil, sie ist offener als jemals nach Sir John Lubbocks Gliederungsvorschlag. Sicher muß beim Übergang zwi­schen Paläo- und Neolithikum u. a. der Faktor der Wirtschaftsform eine Rolle ge­spielt haben. V. G. Childes „Neolithic Revolution" war sicher keine Veränderung im Sinne des modernen politischen Begriffs der Revolution, wohl aber eine Um­wälzung, die Wirtschaft, Gesellschaft und Religion gleichzeitig und gleicherma­ßen tiefgreifend veränderte. Wie diese „Revolution" verlief, das glauben wir heute wenigstens in groben Umrissen erkennen zu können. Für Fragen der Terminolo­gie haben unsere Kenntnisse und Annahmen allerdings vorläufig verhältnismäßig geringen Wert. Für die Abgrenzung von Paläo- und Neolithikum im terminologi­schen Bereich benötigt man eindeutige und allgemein gültige Kriterien. Offenbar sind aber diese in dem heute verfügbaren Quellenmaterial nicht - vielleicht noch nicht - erkennbar. Es bleibt gegen Ende des Paläolithikums und gegen Anfang des Neolithikums eine „Grauzone", von der man noch nicht genügend sicher weiß, ob man sich noch im Paläolithikum oder schon im Neolithikum befindet, oder von der man, wenn man es bei ökonomischen Kriterien für Paläo- und Neolithikum beläßt, nicht genau erkennen kann, ob noch Kulturgüter einer Wildbeuterbevöl­kerung oder schon solche einer Bevölkerung, die Viehhaltung und Pflanzenbau kannte, vorliegen. Ein Durchmustern der Artefakte, die in diesen Fragen eine rasche Entschei­dung erlauben, verspricht heute kaum brauchbare Ergebnisse. Es besteht eine ge­16

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