Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Rolf Hachmann: Fragen des frühen Neolithikums in östlichen Mittelmeerraum

Siedlung ohne Keramik handelt. Die in Argissa Magula festgestellte Haustierfau­na spricht für ein ökonomisch reich entwickeltes Neolithikum und nicht für ein „neolithisches Anfangsstadium". So gesehen, sollte man die Argissa Magula unter den Fundstellen mit präkeramischem Neolithikum vorerst vorsichtshalber strei­chen, bis größere Flächen dieser oder einer entsprechenden Siedlung untersucht worden sind, denn es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Problem Argissa Magula sich einfach als eine Fehlinterpretation erweist, die für das Problem, das hier erör­tert wird, keinerlei Bedeutung hat. Eine Fundstelle, deren Problematik möglicherweise der von Lepinski Vir ähnlicher ist, ist die Siedlung Khirokitia auf Zypern (Dikaios 1953). Mit ihr dürfte im übrigen das Frühneolithikum von Knossos auf Kreta vergleichbar sein (EVANS 1964, 132 ff.). In Khirokitia geht eine keramiklose Schicht I einer kera­mikfuhrenden Schicht II voran. Khirokitia I datiert gewiß in eine Zeit, in der auf dem Festlande bereits Keramik längere Zeit bekannt war. Auch hier liegt also ein lokales Phänomen vor, das man etwa folgendermaßen beschreiben kann: Unter bestimmten, bislang noch nicht näher definierten Bedingungen kam es in neolithi­schen Kulturen offenbar nicht sofort zur Produktion von Keramik. Es gibt genü­gend Befunde, die dafür sprechen, daß die Keramik kein Phänomen ist, das mit dem Neolithikum so eng verbunden ist, daß es überall, wo es zur Entstehung des Neolithikums kommt, alsbald vorhanden ist. In Khirokitia könnte man - wie übri­gens in Cayönü auch (ÇAMBEL u. BRAIDWOOD 1983,155 ff.) - auf die reiche Steingefaßproduktion als „Ersatz" für Keramik hinweisen. Anders als in Khirokitia und Cayönü liegen die Verhältnisse in Ramad bei Damaskus. Trotzdam könnten die Befunde, die W. J. van Liere und H. de Coten­son vorlegten (van LIERE u. de COTENSON 1964 u. 1966) - so schwierig es ist, sie in diesem Zusammenhang als gleichwertig anzusehen -, die von Khirokita und Lepinski Vir - weniger die von Cayönü - erklären helfen. Die älteste Schicht I des Siedlungshügels Ramad enthält keine Keramik. Die Schicht II hat dagegen Gefä­ße aus geformten Kalk. Offenbar handelt es sich hier ebenfalls um eine lokale Ent­wicklung, an der allerdings ein größeres Areal teilhat, zu dem Südwest-Syrien und der Libanon gehören (KRAUSE 1970, 94). Das Aufkommen der Keramik ist offenbar ein lokales oder zumindest regio­nales Problem, das von verschieden Faktoren abhängt, die nicht unbedingt mi­teinander verbunden sind und die auch nicht überall gleichzeitig auftreten müs­sen. Das Fehlen geeigneter Rohstoffe kann eine Rolle spielen. Es können aber auch Rohstoffe vorhanden sein, die die Erfindung der Gefaßherstellung in eine andere Richtung lenken: In Khirokitia I und Cayönü war die Technik, Steingefäße herzustellen, außerordentlich lebendig. In Ramad, wie in ganz Südwest-Syrien und im Libanon, führte das Erfordernis, feste Gefäße zu produzieren, zunächst zur Kalkkeramik. In anderen Fällen waren möglicherweise natürliche Behältnisse - z.B. Kalebassen - vorhanden oder es wurden Ledergefäße oder hölzerne Behäl­ter hergestellt. In diesem Zusammenhang sollte man daran denken, daß in der Vorrömischen Eisen- und in der Kaiserzeit Südskandinaviens in großem Umfange Rindenschachteln in Gebrauch waren, deren Existenz nur deswegen überhaupt nachweisbar ist, weil sie gerne als Leichenbrandbehälter benutzt wurden. In den Gräbern sind sie allerdings auch nur deswegen nachweisbar, weil sich die Harz­dichtung der Nahtstellen verhältnismäßig gut erhalten hat. Man muß zudem bedenken, daß es auf der Erde weite Gegenden gibt, in de­15

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