Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Rolf Hachmann: Fragen des frühen Neolithikums in östlichen Mittelmeerraum

Die Schwierigkeiten konzentrieren sich um jenen Begriff, der sich aus Sir John Garstangs Grabungsergebnissen in Jericho im Jahre 1935 ergab, das Präkera­mische Neolithikum. Die Situation ist doch offenbar so: In dieser Zeit, in der man eigentlich schon lange von einer technologischen zu einer ökonomischen Begrün­dung des erweiterten Dreiperiodensystems übergegangen war, wurde erneut ein technologisches Kriterium eingeführt - das der Keramiklosigkeit - und zugleich wurde damit ein Kriterium entwertet, das vorher einmal wesentlich dazu beigetra­gen hatte, die technologische Begründung des Dreiperiodensystems in eine öko­nomische umzuwandeln. Besonders gravierend ist es, daß dieses neue technologi­sche Kriterium eingeführt wurde, ohne daß seine kulturelle Bedeutung vorher ge­nauer beschrieben, ja überhaupt reflektiert worden war. Vielleicht ist das mit der Grund dafür, daß dieser neue Begriff über den rein technologischen Aspekt hina­us so rasch eine allgemeine stadiale und chronologische Bedeutung erlangte. Man hinterfragte den neu eingeführten Begriff nicht. Das Phänomen eines Neolithi­kums ohne Keramik hatte angesichts der bisherigen Ansichten ein so großes Ge­wicht, daß man gleich an die Arbeit ging, weitere Fundstellen mit Präkerami­schem Neolithikum zu suchen - und man fand sie dann auch gleich... oder glaubte zumindest, sie gefunden zu haben. Dieses Bestreben läßt sich besonders deutlich in Südosteuropa feststellen. Kennzeichnend für dieses Bemühen ist die Interpretation der Befunde von Lepinski Vir (SREJOVIC 1969). Hier haben die Schichten I und II fast keine Kera­mik geliefert. Schicht III gehört, nach der Keramik zu urteilen, der Starcevo-Kul­tur an. Die Befunde in Lepinski Vir I und II machen nicht den Eindruck einer nor­malen Siedlung. Ich bin mir so gut wie sicher, daß es sich um eine Nekropole han­delt, zu der die Siedlung anderswo gesucht werden muß. Aber diese Frage ist hier eigentlich nicht wesentlich. Gewiß, eine Nekropole braucht, wenn das Totenritual es nicht erforderte, keine Keramik zu enthalten. Ließe man die Interpretation von Lepinski Vir als Bestattungsplatz und die daraus abgeleitete Erklärung für das Feh­len der Keramik gleichwohl außer Betracht, und faßte man dieses Fehlen als kenn­zeichnend für die ganze Kultur auf, so ist doch immerhin so viel klar, daß Lepinski Vir I und II jünger waren als das keramikführende Nea Nikomedia in Makedonien (RODDEN 1962,267 ff.). Das Fehlen der Keramik in Lepinski Vir wäre dann ein weitgehend lokales Phänomen, das seine Erklärung zunächst in der an dieser Fundstelle vorhandenen Kultur finden müßte. Anders als in Lepinski Vir liegen offenbar die Verhältnisse auf der Argissa Magula in Thessalien (MILOJÖIC, BEOSSNECKu. HOPF 1962). Auf einer sehr kleinen Fläche stellte V. Milojcic eine kleine Anzahl von Gruben fest, in denen er wenige Keramikscherben und eine Anzahl von Steingeräten und viele Steinab­schläge fand. Da die Ausgrabung dieses Grubenkomplexes nicht in einem Zuge erfolgen konnte, dachte Milojcic daran, die Keramikreste seien sekundär in den präkeramischen Schichtenbereich hineingeschwemmt oder durch Wühlarbeiten von Tieren hintransportiert worden. Die Interpretation der Gruben und des zuge­hörigen Siedlungsbereichs ist sehr schwierig, solange letzterer überhaupt noch nicht ausgegraben worden ist. Die Tatsache, daß die wenigen Scherben frühneoli­thischen Charakter haben und der in der nächsthöheren Schicht angetroffenen Tonware entsprechen, läßt es ganz offen, ob es sich bei den Gruben um Teile einer keramikführenden frühneolithischen Absiedlung oder um eine neolithische 14

Next

/
Thumbnails
Contents