Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

István Zalai-Gál: Sozialarchäologische Forschungsmöglichkeiten aufgrund spätneolithischer Gräbergruppen in SW-Ungarn

Die Gräbergruppe als ein Ganzes betrachtet, stellt sich heraus, dass unter den Gräbern der, vom Standpunkt der Lebensmittelproduktion wichtigsten Alters­klasse, also der Erwachsenen und Jungen, der Anteil der Gräber, die sich durch die quantitative und qualitative Zusammensetzung der Beigaben auszeichen, am niedrigsten ist. Auffallend ist, dass der Anteil der nur mit Schmuckbeigaben her­vortretenden Gräber bei beiden Geschlechten nahezu gleich ist, während die an Werkzeugen oder Waffen reichen Gräber beinahe immer nur im Kreise der Män­ner vorkommen. Man kann annehmen, dass in diesen Gräbern diejenigen hervor­ragenden Männer bestattet worden sind, die in der Produktion, Jagd und in den Kämpfen eine führende Rolle besassen. Wie bei den Männern, so auch bei den Frauen ist der Anteil der mit Werkzeugen durchschnittlich versehenen Gräber am höchsten. In der zweiten Lebensalter-Kategorie fällt bei den Knabengräbern auf, dass solche mit hervorragenden Gerätebeigaben vollkommen fehlen, solche kommen aber unter den Mädchen in 33,33% der Gräber vor. Von gleicher Höhe ist der An­teil der an Schmuckbeigaben reichen Mädchengräber. Wenn man aufgrund der Zusammensetzung und der Menge der Beigaben auf die Rolle und Bedeutung der bestatteten Personen in der neolithischen Ge­meinschaft folgern dürfte, dann könnte man in der dritten untersuchten Lebensal­ter-Kategorie, bei den jüngsten, mangels durch Geräte- oder Schmuckbeigaben hervorragenden Knabengräbern, denken, dass die kleinen Knaben und die männ­lichen Säuglinge in diesem Lebensalter keine solche Rolle oder Bedeutung für die Gemeinschaft besessen haben, wie die weiblichen Individuen. Unter den Gräbern der männlichen Säuglingen befinden sich nämlich nur solche, die mit Beigaben durchschnittlich versehen, oder die vollkommen beigabenlos waren. Bei den wei­blichen Säuglingen und kleinen Mädchen, wo wieder der Anteil der beigabenlo­sen Gräber am höchsten war, kommen alle Kombinationskategorien vor, also auch solche Gräber, die an Geräte- oder Schmuckbeigaben reich waren. Im Fall der Männergräber nimmt die Zahl der Kombinationskategorien den einzelnen Al­terskategorien nach zu. Dass kann darauf hinweisen, dass die Männer diejenige Rolle im Leben der neolithischen Gemeinschaft, welche sich in der Zusammen­setzung der Grabbeigaben wiederspiegelt, nur in ihrem erwachsenen Alter er­reichten und besessen hatten, wenn sie dafür Fähigkeiten gehabt hatten, und diese Rolle nicht durch Geburt ererbt worden war. Das Vorhandensein von Gräbern mit ausserordentlich reichem Beigabenma­terial in allen Lebensalter-Kategorien der weiblichen Individuen, besonders im Fall der Mädchen und Säuglinge, bzw. Neugeborenen, deutet daraufhin, dass die Rolle und Bedeutung mancher Frauen, welche sich durch diese Beigaben bezeich­net, vererblich gewesen könnte, diese Rolle und Bedeutung also nur weitervererbt wurde. Diese archäologisch-statistische Beobachtung mit den serogenetischen verglichen, fällt das matrilineare Abstammungswesen ins Auge. Die serogenetischen Laboruntersuchungen stellten fest, dass die verstorbe­nen Personen in kleineren verwandschaftlichen Gruppierungen bestattet worden sind, in denen die Mitglieder von zwei-drei Generationen zu finden sind (siehe den Artikel von I. Lengyel in diesem Band). Es fällt auf, dass die Gräber im südwestlichen Teil der Gräbergruppe keine reiche Schmuckbeigaben haben, Kupfer und Spondylus kamen hier gar nicht vor. Im nordöstlichen Teil befinden sich dagegen solche Gräber, die beinahe alle mit 144

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