Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Nándor Kalicz: Über das spätneolothische Siedlungswesen in Ungarn

samtheit der Bedingungen, die eine Existenz von Tellsiedlungen ermöglichte, ge­langte stufenweise von Süden nach Norden bis die östliche Hälfte des Karpaten­beckens. Die Teil- oder tellartigen Siedlungen entwickelten sich in Karpatenbek­ken an Ort und Stelle unter Einwirkung von südlichen Einflüssen, deren Eigenart wir noch nicht kennen (kulturelle Diffusion?). So meine ich, daß man zwischen den mesopotamischen und karpatenländischen Tellsiedlungen keine direkten Zu­sammenhänge annehmend darf, sondern in einem bestimmten Abschnitt der Ent­wicklung parallele Tendenzen bestehen, die über mehrmalige Vermittlung zum Tragen kamen. Umweltbedingungen und kulturelles Niveau waren in den zwei, voneinander weit entfernten Gebieten sehr verschieden. Grundlegende Bezie­hung bestand in Mesopotamien zwischen Siedlungen und Bewässerungswirt­schaft. Im Karpatenbecken entwickelte sich diese Anbauform nicht, da hier durch die Niederschlagsmenge Regenfeldbau ermöglicht wurde. Im Karpatenbecken waren vielleicht alle Siedlungen wirtschaftlich autark. Die stellenweise mögliche Mehrproduktion (Getreide- und Fleischnahrung) wur­de noch nicht durch eine zentrale Institution verteilt, sondern diente als Tau­schmittel für nicht so lebenswichtige Produkte wie Meermuscheln, Kupfer, spe­zielle Gesteine etc. Die Intensität des Handels war möglicherweise in verschiede­nen Regionen unterschiedlich stark. Die großen Flüsse und Flußmündungen, an denen die Tellsiedlungen der Theiß-Kultur entstanden, waren wichtige Verkehrs­wege, da auf ihnen die „Waren" leichter transportiert werden konnten. Dadurch kam den Bewohnern dieser Siedlungen möglicherweise eine größere Vermittler­rolle zu. In der Entstehungszeit der Tellsiedlungen Ungarns konnten direkte Ein­flüsse nur aus der Vinöa-Kultur (die verschiedenen Fazies einbezogen) die Theiß­Kultur erreichen. Dies wird durch mannigfaltige Funde aus dem Bereich materiel­ler und geistiger Natur, die südlichen Ursprunges sind, belegt. Bei der Herpály­Kultur ist die Frage, woher die Haupteinflüsse stammen, noch ungelöst. Das Verbreitungsgebiet der Lengyel-Kultur war von dem der Theiß-Kultur durch das breite, unbesiedelte Sandgebiet des Donau-Theiß Zwischenstromge­bietes getrennt (Abb. 1). Mit der Vinöa-Kultur konnte sich die Lengyel-Kultur nur am Mündungsgebiet der Drava berühren. Eine Kontaktzone entlang der Drava bestand zur jüngeren Sopot-Kultur. Die östliche Grenze der Lengyel-Kultur ist mit der der mitteleuropäischen Linienbandkeramik fast identisch (KALICZ 1969, 178-180). Dies spiegelt wahrscheinlich auch ethnische Kontinuität wieder, was ge­wisse Erscheinungen des Siedlungswesens (Hausbau) beinflußte. Die geographischen Verhältnisse waren zwischen Lengyel- und Theiß-Kul­tur wesentlich vershieden. Ein großer Teil der Siedlungen der Lengyel-Kultur be­findet sich in hügeligen Landschaften, so daß sich das Siedlungswesen unter­des Siedlungs. Wesens der Lengyel-Kultur sollen im Folgenden zusammenfasts chiedlich von dem der Theiß-Kultur entwickeln konnte. Einige Charakteristika werden: 1. Die Siedlungstypen innerhalb der Lengyel-Kultur unterscheiden sich in geo­graphischer und chronologischer Hinsicht. (Die meisten großen Siedlungen gehö­ren zum östlichen Verbreitungsgebiet und hauptsächlich zur älteren Phase. Die Siedlungen der jüngeren Lengyel-Stufe sind im allgemeinen klein.) 2. Auf dem Verbreitungsgebiet der Lengyel-Kultur entwickelte sich die Tell­oder teilartige Siedlungsform nicht. 3. Die Siedlungen paßten sich an das Oberflächenrelief an. Sie befinden sich 132

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