Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Nándor Kalicz: Über das spätneolothische Siedlungswesen in Ungarn

Kultur kann man beobachten, daß eine Stelle - langfristiger bewohnt - einen Teil­oder teilartigen Siedlungskern ausbildete, währehd ringsherum oder direkt daran anschließend sich einschichtige Siedlungsteile bildeten (Außensiedlung). So ent­standen die riesigen, möglicherweise mehrmal 10 ha erreichenden Siedlungen, de­ren Fläche nur zu einem kleinen Teil von einem Teil eingenommen wurde (Déva­ványa-Sártó, Battonya-Parázstanya, Drenovac: SHERRATT 1983, 164-166; GOLDMAN 1984,13-44,96-97; CHAPMAN 1981,43). Die Existenz von echten Tells, die 10 ha Größe überschreiten, ist zu bezweifeln - oder es handelt sich nicht um typische Teils mit enger Bebauung. Auch der bekannteste eponyme Teil Vinca erreichte keine 10 ha (CHAPMAN 1981,45, Appendix, Nr 18). Auf dem Ge­biet der Gumelnita-Kultur, wo die Teils eine relativ einheitliche Größe besitzen (0,2-0,4 ha: TODÖROVA 1978,54; 1982, Abb. 2-11), hat der größte Teil, nämlich Karanovo, nur eine Ausdehnung von 2,5 ha (TODÖROVA 1978, 55: 1,5 ha; GEORGIEV 1961,48:2,5 ha; CHAPMAN 1981,45:4,25 ha. Es scheint die Angabe von Georgiev, maßgebend zu sein). In Bulgarien vertritt die Größe von Karanovo eine Siedlungskonzentration. Die Tellsiedlungen der Herpály-Kultur sind ziemlich klein und in Ungarn am dichtesten bebaut. Die Grundfläche des Teils ist kleiner als 0,5 ha, an eponymen Fundort beträgt sie ca 0,3 ha (KALICZ-RACZKY 1984, 91-96). Typisch für die Teilsiedlungen der Herpály-Kultur ist ein Graben, der die bebaute Fläche umgab und so die Grundfläche des Teils bestimmte (KALICZ-RACZKY 1984,91). Die Herpályer Teilsiedlungen liegen fast immer in einigen km Entfernung voneinan­der. Im zweiten Abschnitt der Herpály-Kultur wurde das Siedlungsareal lockerer bebaut und die Siedlungserscheinungen finden sich jetzt auch außerhalb des Gra­bens (KALICZ-RACZKY 1984,94). In ihren Eigenschaften (Größe, Bebauungs­dichte, etc.) können die Herpályer Tellsiedlungen mit den Gumelnija-Tells ver­gleichen werden. Die Ähnlichkeit besteht auch darin, daß in beiden Bereichen kein Platz für Großvieh Haltung innerhalb des Teils bestand. Die Gräben dürften also keine echte Wehrfunktion gehabt haben. Innerhalb des Teils gab es auch kei­nen Platz für die Grabgruppen. Wenn man Sonderbestattungen außer Acht läßt, befinden sich die regulären Bestattungen immer außerhalb der Teils, d. h. von den Wohnstätten getrennt (KALICZ-RACZKY 1984, 134-135), ähnlich wie im Gu­melni^a-Bereich bei den Teils Goljamo Delcevo, Vinica, Ovcarovo, Poljanica, usw.(TODOROVA 1978, 74-79; 1982, 59-61). Aus dem oben Angeführten wird ersichtlich, daß das Siedlungswesen der Theiß- und der Herpály-Kultur ziemlich unterschiedlich ist, zumal auch in der Herpály-Kultur die großen Teil- oder tellartigen Siedlungen vollkommen fehlen. In dieser Verschiedenheit kann sich auch eine unterschiedliche Lebensweise wie­derspiegeln. Dem einheitlichen Siedlungswesen der Herpály-Kultur steht das viel­faltige Siedlungswesen der Theiß-Kultur gegenüber. Gleich, wie groß eine Tell­oder tellartige Siedlung der Theiß-Kultur war, die Zahl ihrer Bewohner wurde durch die Umweltbedingungen limitiert. Die für Ackerbau, Tierhaltung und Jagd gleichgünstigen Bedingungen waren ein möglicher Grund für eine langfristige Be­siedlung eines großen Anzahl Menschen. Dazu könnte noch die günstige ver­kehrsgeographische Lage kommen. Meiner Meinung nach war die Siedlungsform des Teils nicht an eine bestimmte ethnische Gruppe oder an eine Kultur gebun­den, sonder an die Lebensweise. Ich meine, daß nicht die Idee zur Tellbildung und auch nicht die teilbauenden Menschengruppen sich verbreiteten, sondern die Ge­131

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