Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)
Rolf Hachmann: Fragen des frühen Neolithikums in östlichen Mittelmeerraum
misch definiert und derart vom Neolithikum abgesetzt. Kenyon stellte fest, es entspreche dem palästinensischen Natufian, und das ist sicherlich richtig (KENYON 1959,7 ff.). Aber was ist das Natufian? Die Antwort auf diese Frage wandelte sich mit dem Forschungsstand. Die ältesten Funde des Natufian vom Karmelberg in Palästina (GARROD 1937) lieferten ökonomisch keine Hinweise, die hier hätten für die Existenz eines Neolithikums sprechen könne. Der Zeitstellung vergleichbarer Funde aus Europa und dem Charakter gewisser Fundstücke nach, war dieses Natufian ein Mesolithikum. Spätere Funde sprachen aber für eine überwiegend seßhafte Kultur mit einer Wirtschaftsform, die der Definition des Neolithikums entspricht (NEUVILLE 1957,91 ff.). Allerdings kennt diese Kultur keine Keramik, eine Tatsache, die zu einer Zeit, als die ersten Funde des Natufian gemacht wurden, als entschiedenes Kriterium für vorneolithische Kulturverhältnisse angesehen wurde. Es entbehrt nicht einer formal logischen Konsequenz, daß nach der Entdeckung eines „präkeramischen" Neolithikums das Natufian als „protoneolithisch" klassifiziert wurde (UERPMANN 1979, 70 ff.). Dieses als „Mesolithikum" bezeichnete, wenngleich nach seiner Siedlungsweise neolithisch anmutende Natufian ist auch in Jericho vertreten (KENYON 1981,268., 271 ff.). Es wird dort von Schichtenbündeln überlagert, die K Kenyon als „protoneolithisch" bezeichnete (KENYON 1981,18., 121 f. 224 ff. 274 f.). Darüber liegen Schichten, in denen Keramik - wie in den vorangehenden - ebenfalls fehlt und die Kenyon abweichend als „Präkeramisches Neolithikum" bezeichnete (KENYON 1952, 72 ff.; KENYON 1981, 18 ff. 122 ff. 179 ff. 224 ff. 274 ff. 310 f.). Diese Abfolge in Jericho von „Mesolithikum" zu „Protoneolithikum", weiter zu „Präkeramischem Neolithikum" und schließlich zu Keramik führendem Neolithikum ist lange bekannt, doch in ihrer Bedeutung niemals gründlich durchdacht worden, insbesondere auch in Hinblick auf die Besonderheiten der Quellenlage nicht, die die Voraussetzungen für eine Definition der einzelnen Epochen ergibt. Angesichts der Einführung des Begriffs „Mesolithikum" hat V. G. Childe einmal sehr treffend gesagt: „Diese Neuerung kann man nur bedauern. Denn sie sanktionierte und festigte ein Durcheinander, das den Begründern des Dreiperiodensystems Grund gewesen war" (CHILDE 1968,31). So ist es in der Tat. Mit der Einführung des Begriffs Mesolithikum wurde das System der rein technologisch orientierten Nomenklatur, die bislang - auch nach der Gliederung in Paläo- und Neolithikum noch - gegolten hatte und als solche weiterhin eine gewisse formale Berechtigung behalten hätte, gründlich gestört - eigentlich sogar zerstört. Nunmehr war gegenüber dem Paläolithikum eine geologisch-klimatologisch bedingte und als chronologisch gedachte Grenze festgelegt. Gegenüber dem Neolithikum wurde hingegen eine kulturelle, ökonomisch-sozial bestimmte Grenze angenommen, die sich zudem als fragwürdig herausstellen mußte, wenigstens für Palästina und andere Teile des Vorderen Orients: Nach und nach wurde es immer klarer, daß sich das „mesolithische" Natufian vom Neolithikum im traditionellen Sinne des Begriffs in seinen kulturellen Merkmalen nicht generell, sondern allenfalls graduell unterscheidet. Beides - „mesolithisches" Natufian und frühes Neolithikum, das Protoneolithikum und das Präkeramische Neolithikum eingeschlossen - hat in den Wirtschaftsformen, in der Gesellschaftsordnung und in der Religion mehr verbindende als trennende Merkmale. Das Problem, das sich am Natufian demonstrieren läßt, ist kein lokal ostmediterranes. Est is zudem mehrschichtig. Man könnte natürlich darauf verweisen, 12