Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Rolf Hachmann: Fragen des frühen Neolithikums in östlichen Mittelmeerraum

nungssystem einbezog. Childe hat durch seine vielübersetzten und häufig aufge­legten Taschenbücher viel zur Verbreitung dieser Auffassung beigetragen (CHIL­DE 1936; 1941). Heute stimmen darum fast alle Vorgeschichtsforscher in der Auf­fassung überein, daß das Paläolithikum ökonomisch gesehen die Epoche der Jäger und Sammler gewesen sei und daß mit dem Neolithikum - und damit mit dem geschliffenen Steinbeil und mit der Töpferei - Zähmung und Züchtung von Tieren und die Kultur von Pflanzen verbunden waren. Es sind jetzt gerade fünfzig Jahre vergangen, seitdem Sir John Garstang bei seinen Grabungen auf dem Teil es-Sultan bei Jericho ein Schichtenpaket erreich­te, in dem er ein Neolithikum fand ohne Keramik, aber auch ohne geschliffene Steinbeile (GARSTANG 1935,166 ff). In einem sehr begrenzten Bereich unter­suchte er solche neolithischen Schichten ohne Steinbeile und Keramik und er­reichte dann darunter das „Mesolithikum". Als Dame Kathleen Kenyon dann von 1952 bis 1958 Garstangs Arbeiten fortsetzte, stieß sie bereits 1952 auf denselben Befund: Ein Neolithikum ohne Keramik und ohne geschliffene Beile und darun­ter ein „Mesolithikum," wie sie es nannte (KENYON 1952, 62 ff.). Was hatte es mit diesem „Mesolithikum" auf sich? Das ist die Frage, die Gar­stang eigentlich hätte zunächst stellen sollen. Er tat es nicht, denn Mesolithikum war schon zu einem festen, wenngleich im Grunde recht unklaren Begriff gewor­den. Der Begriff Mesolithikum wurde erstmals von englischen Geologen in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts vorgeschlagen als ein - damals noch - ganz hypothetisches Übergangsstadium vom Paläo- zum Neolithikum. Der schwedi­sche Polarforscher O. M. Torêll wiederholte in den siebziger Jahren diesen Vor­schlag und allmählich fanden sich in Europa Funde, die nach dem festgelegten Be­griff des Paläolithikums diesem typologisch schwer zugeordnet werden konnten. Es war kleingerätiges Steinmaterial. Solchen mikrolithischen Materialien schie­nen allerdings hier und da andere, eher grobgerätige zeitlich benachbart zu sein, so daß man im Grunde wohl Mikrolithen allein nicht als kennzeichnend für das Me­solithikum ansehen konnte. Dennoch spielten sie zur Definition dieser Epoche eine wesentliche Rolle, ohne daß diese weiter hinterfragt wurde. Es gab allerdings doch eine langandauernde und heftige Diskussion um den Begriff und das Wesen des Mesolithikums. Ein so bedeutender Altsteinzeitfor­scher wie Hugo Obermeier lehnte den Begriff Mesolithikum noch 1927 ab und zog es vor, von Epipaläolithikum zu sprechen (OBERMEIER 1927,155). Heute wer­den im allgemeinen in Mitteleuropa diejenigen Fundgruppen als mesolithisch be­zeichnet, die aus einer Zeit stammen, als das pleistozäne Klima zu Beginn des Postglazials endgültig einer wärmeren Periode zu weichen begann, ohne daß aber bereits die als neolithisch bezeichneten Kulturen in Erscheinung getreten waren (SMOLLA 1967, 79 ff.). Zieht man auf diese Weise zwischen Paläo-, Meso- und Neolithikum Gren­zen, so sind diese ganz ungleichwertig. Die Zäsur zwischen Paläo- und Mesolithi­kum beruht nach einer derartigen Definition auf klimatologisch-geologischen Ge­gebenheiten. Die Grenze zwischen Meso- und Neolithikum ist danach kulturhi­storisch - im wesentlichen weiterhin ökonomisch begründet. Eine derartig be­gründete Definition ist gewiß logisch widersinnig; aber man hat sich inzwischen offenbar an sie gewöhnt. Das Mesolithikum von Jericho ist allerdings nicht in dieser Weise ökono-

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