Vadas Ferenc (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 13. (Szekszárd, 1986)

Rolf Hachmann: Fragen des frühen Neolithikums in östlichen Mittelmeerraum

schichtlich orientierten Betrachtungsweise vorrückte, hat man zwar nicht alsbald die Unzulänglichkeit des Systems klar erkannt, diese aber doch so deutlich empfunden, daß man sich bemühte, es den Realitäten besser anzupassen, indem man es perfektionierte. Es war Sir John Lubbock, der 1865 das Paläolithikum - als die Zeit des ge­schlagenen Steines - vom Neolithikum - als der Zeit des geschliffenen Steines ­unterschied (LUBBOCK 1865). Im Jahre 1877 traf Lewis Henry Morgan die Fest­stellung, daß der Beginn der Keramikherstellung mit dem Neolithikum verbun­den sei (MORGAN 1877, 23 ff.). Zugleich meinte er zu erkennen, daß das Auf­kommen des Neolithikums mit der Keramikherstellung den Beginn produzieren­der Arbeitsweise anzeige. Diese Auffassung erschien damals kaum noch bezwei­felbar und mußte als ein ganz wesentlicher Fortschritt der Geschichtsauffassung gelten. Es ist bekannt, daß Friedrich Engels Morgans System teilweise unreflek­tiert übernahm und die Einführung der Töpferei ganz Morgan entsprechend als ein wesentliches Signal für einen tiefgreifenden ökonomischen Wandel wertete (ENGELS 1884). Die Ansicht wurde dann später von V. G. Childe festgeschrieben (CHILDE 1936). Elf Jahre nach Lubbocks Vorschlag, die Steinzeit in Paläo- und Neolithikum zu teilen, schlug dann Franz von Pulszky 1876 vor, vom Neolithikum noch eine Kupferzeit abzutrennen (PULSZKY 1876, 220). Die meisten dieser verschiedenen Versuche, die Vorzeit zu gliedern, gingen von der Materialart prähistorischer Artefakte aus und sahen in solchen Verände­rungen wesentliche Merkmale für Änderungen in der Kulturentwicklung des Menschen. Es wurde dabei vorausgesetzt, daß diese mit einer Änderung der Matériáién, aus denen Artefakte hergestellt wurden, bzw. mit einer Änderung der Artefakte bzw. mit der Herstellungsweise der Artefakte selbst verbunden sei. So wurden Paläolithikum, Neolithikum, Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit zu Begrif­fen von vorgeschichtlichen Epochen. Daß diese Auffassung heute noch nicht voll­ständig überholt ist, zeigt der dritte Band von H. Müller-Karpes Handbuch der Vorgeschichte, der die Kupferzeit in Ägypten, Mesopotamien, Westasien, Süd- und Ostasien und Europa so behandelt, als ob diese Teile der Alten Welt in dieser Zeit eine kulturgeschichtliche Einheit darstellten (MÜLLER-KARPE 1974, V). Es darf allerdings nicht übersehen werden, daß mit Lubbocks Vorschlag der Trennung vom Paläolithikum und Neolithikum erstmals außer technologischen auch ökonomische Kriterien als Gliederungsmerkmale auftauchten. Diese wur­den dann mit Morgan und Engels als Kriterien ausschlaggebend. Das hatte aller­dings für die archäologische Praxis kaum Bedeutung, da bei allen diesen Wissen­schaftlern die Auffassung herrschte, technologische und ökonomische Kriterien hätten sich synchron entwickelt. Die Frage nach dem Wesentlichen in der Kulturgeschichte der ursprünglich von den Artefakten her definierten Epochen hat die Forschung seit Lubbock nie­mals wieder gänzlich zur Ruhe kommen lassen. Wollte man die Wege der For­schung näher analysieren, so müßte man viele verschiedene Versuche nennen, die die unterschiedlichsten Lösungen anzubieten versuchten. Im Grunde stimmten sie alle darin überein, daß sie in der Nomenklatur des Dreiperiodensystems die Spiegelung einer ökonomischen Entwicklung sahen, die aufgrund der Interdepen­denz von Wirtschaftsform und Gesellschaftsordnung auch letztere in das Ord­10

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