G. Vámos Mária – Szilágyi Miklós (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 4-5. (Szekszárd, 1975)
B. Thomas Edit: Arius-Darstellung. Eine römerzeitliche Ziegeltzihzeichnung aus Kisdorog in Pannonien
Das Gewand der auf dem Ziegel von Kisdorog stehenden Gestalt, — die Dalmatik mit den Clavi und dem Zingulum, die Kahlheit seines Hauptes, so wie dies im allgemeinen bei den orientalischen Priestern üblich ist, der kurze Hirtenstab, als Zeichen seines Amtes, der Anker, als christliches Symbol machen es mehr als wahrscheinlich, dass die dargestellte Figur eine kirchliche Person ist, die der Zeichner in vollem Ornat vorführt, —all dies weist den Ziegel in den Kreis der Ziegelritzungen altchristlicher Beziehung. — Die Inschrift zeigt mit ihrer O-Endung die Dativform des Namens ARIUS an. Der Ziegel und die Zeichnung wird demnach dem Arius gewidmet. Schon selbst der Name von Arius würde die Aufmerksamkeit auf sich lenken, jedoch wird die Wichtigkeit der Frage noch dadurch unterstrichen, dass zum Namen die Zeichnung einer solchen Figur gehört, an der wir auch die Insignien des Amtes, des Status von Arius vorfinden. Nehmen wir noch zu all diesem hinzu, dass die Fundstätte des Ziegels mit der Aufschrift Arius in Südpannonien liegt, so ist im Spiegel der im weiteren zu erörternden historischen Daten die Wahrscheinlichkeit dessen sehr gross, dass wir auf dem in Kisdorog ans Tageslicht gekommenen spätrömischen Ziegel einer dem Arius, also dem Vater des arianischen Ketzertums gewidmeten, mit der Zeichnung seiner Gestalt verzierten, bildlichen Darstellung gegenüberstehen. Um uns mit der Gestalt der auf dem Ziegel dargestellten Person, mit den auf diesem vorkommenden Inschriften und Symbolen im weiteren ausführlicher befassen zu können, müssen wir, wenn auch nur skizzenhaft, die sich an die Person des Arius knüpfenden historischen und religionsgeschichtlichen Daten und ihre pannonischen Beziehungen überblicken. Der Gründer des im 4. Jahrhundert auftauchenden Ketzertums, der aus Afrika, aus Lybien, eventuell aus Alexandrien stammende Arius wurde 256 geboren und ist 336 oder 337 gestorben. 12 Seine biographischen Angaben lassen sich aufgrund der neueren Forschungen im folgenden zusammenfassen: Der in Antiochien geschulte Arius tauchte zu Beginn des 4. Jahrhunderts zuerst unter den Anhängern des Gegenbischofs Meletios in Alexandrien auf. Bichof Petrus von Alexandrien (+311) weiht ihn als Belohnung für seine Rückkehr zur Orthodoxie zum Diakon. Seine Priesterweihe erhält er hingegen wiederum aus der Hand des alexandrinischen Abtrünnigen Achillas. Mit seiner neuen Lehre tritt er um 318 herum auf. Er erreichte schon ein ziemlich hohes Alter, als er mit 62—63 Jahren seine ketzerischen Lehren zu verbreiten begann. Zu den Zeiten des Bischofs Alexander ist er schon Presbyter zu Alexandrien und gerät mit seinem Bischof in Kollision. 319 wird er wegen seiner Lehren verurteilt. Das Wesen seines Ketzertums ist, dass er die Gottheit Christi, also der zweiten göttlichen Person, des Gottes Sohn in Abrede stellt. Zur Zeit der apostolischen Kirchenväter sind noch nicht diejenigen ketzerischen Lehren aufgetaucht, die die Frage der göttlichen oder menschlichen Abstammung Christi derart zugespitzt hätten. Vom Beginn des 2. Jahrhunderts an erscheint im Briefwechsel der apologetischen Kirchenwäter das das göttliche oder menschliche Wesen Christi erläuternde Therma. 13 In Antiochien haben die Diskussionen über das göttliche bzw. menschliche Wesen das Gottes Sohn schon ihre Tradition. Es ist selbstverständlich, dass als der in Antiochien geschulte, in Alexandrien lebende Arius mit dem aus Oberägypten stammenden Meletius, der sein Propaganda gegen das göttliche Wesen Christi im Geiste des nach ihm benannten meletianischen Ketzertums ausübt, in Verbindung ge82