Istvánovits Eszter: A Rétköz honfoglalás és Árpád- kori emlékanyaga / Régészeti gyűjtemények Nyíregyházán 2. (Nyíregyháza, 2003)
Das landnahme- und arpadenzeitliche Nachlassmaterial des Rétköz
Der ersten Grábergruppe - mit offenen Zopfringen - sind 144 Individuen zuzuordnen, zur zweiten Gruppé gehören 130 Personen. Wenn die Benutzung des Gráberfeldes um 940 beginnt und im Jahre 1074 endet, dann wurden innerhalb von 134 Jahren 274 Gráber angelegt. Daraus folgt, dass die Gemeinschaft im Jahr durchschnittlich zwei ihrer Mitglieder begrub. Legt man diese Angabe zu Grundé, gelangten die 144 frühen Bestattungen (10. Jh.) innerhalb von 72 Jahren, d.h. bis um des Jahres 1010, in die Erde, und auf die 130 Bestattungen der spáten Gruppé entfallt eine Zeitspanne von rund 60 Jahren. Der neue Typ der Zopfringe mit S-Ende dürfte in der Gemeinde demnach um 1010 aufgetaucht sein. Das mit dem Dirhem datierte Grab 197 lag etwa in der Mitte einer Gráberreihe: dies war der früheste Teil des Gráberfeldes. Für diese von mir vertretene Auffassung spricht der Umstand, dass hier auch der einzige Reiter (Grab 199) bestattet ist. Zu dieser Gráberreihe gehörten 22 Bestattungen, und zwar von Nord nachSüd: Grab 176, 187, 175, 188, 189, 190,192, 191, 194, 195,201, 199, 198, 197a-b, 196,205,213,217, 216, 229 sowie Grab 200; darunter 9 Mánner (40,9%), 5 oder 6 Frauen (27,3%), 3 Kinder (13,6%) und 4 Jugendliche - 13-20jáhrige (18,2%). Was auffallt ist der hohe Anteil der Mánner. Diese Proportion bleibt auch dann bestehen, wenn man das ganze Gráberfeld einbezieht. Besonders kennzeichend ist sie jedoch für die Bestattungen des 10. Jahrhunderts, und innerhalb dieser für die frühe Gráberreihe. Eine ganz áhnliche Struktur hatte wahrscheinlich das auf dem Gelánde der Agrarfachschule von Tiszabercel gröBtenteils vernichtete Gráberfeld. Auch hier sondern sich innerhalb von 20 Bestattungen der frühere (Ende 10. Jh.) und der spátere Teil (11. Jh.) scharf ab. Das Gráberfeld von Ibrány ist alsó keineswegs als Einzelfall zu betrachten, man hat eben nur die Gráberfelder áhnlichen Typs noch nicht vollstándig freigelegt. Nach den in der Fachliteratur allgemein anerkannten demographischen Kennziffern lag die durchschnittliche Lebenserwartung in diesem Zeitalter bei 28,7 Jahren. Im Gráberfeld von Ibrány ist diese Quote weitaus höher, sie betrágt im 10. Jahrhundert 33,06 und 11. Jahrhundert 36,48 Jahre. Das deckt sich mit der Feststellung von Antónia Marcsik, wonach pathologische Erscheinungen im Gráberfeld von Ibrány selten sind. Eine Familie bestand aus 5-7 Mitgliedem. An Hand der obigen chronologischen Bestimmung láBt sich die Benutzungszeit des Gráberfeldes von Ibrány auf etwa 130-140 Jahre (fünf bis sechs Generationen) schátzen. 180 der 274 Individuen sind Erwachsene. Die Zahl der Kinder ist wesentlich niedriger als zu erwarten wáre. Vermutlich wurden beim Pflügen vorwiegend Kindergráber zerstört. Bei einem Verháltnis von 60% zu 40% zwischen Erwachsenen und Kindern kann man mit 130 Personen rechnen. Demnach dürften in der Siedlung der das Gráberfeld von Ibrány benutzenden Population zu einer Generation durchschnittlich 50-60 Menschen gehört habén, was 7-9 oder 10-12 Familien (bei Familien mit je 7 bzw. 5 Mitgliedem) bedeutet und 2^4 aus drei Generationen bestehenden GroBfamilien entspricht. Für die früheste Gráberreihe hieBe das bei denselben Parametern 3-5 Familien. Auch fremde Rituselemente waren im Gráberfeld von Ibrány nachweisbar, die sich am ehesten an die Awaren binden lassen; so zum Beispiel das Vorhandensein von Nischengrábern, Bestattungen mit umgekehrter (O-W) Orientierung, in denen man háufig GeíaBbeigaben antrifft, in einer Bestattung ein Schafsknochen neben dem Knie oder das Vorkommen von Spinnwirteln. Die anthropologischen Untersuchungen deuteten auf einen sog. „Bevölkerungsaustausch" innerhalb des Gráberfeldes hin, der sich an der Wende vom 10. auf das 11. Jahrhundert vollzogen habén soll. Tatsáchlich sind im Gráberfeldteil des 11. Jahrhunderts einige Individuen mit mongoloidén Zügen nachweisbar (Grab 35, 64, 94 und 116). Wie man vermutet, zeigt sich auch darin die awarischen Beziehung. Die im 10. Jahrhundert in der Umgebung des Fundortes Esbó-halom siedelnde Population setzte sich einerseits aus jenen ethnischen Elementen, deren Verwandte in den ranghöheren (d.h. reicheren) Gráberfeldem ruhen (das ist die Minderheit), und andererseits aus Elementen der vor Ort angetroffenen (eventuell umgesiedelten?) Bevölkerung unterschiedlicher Abstammung (spátawarische und in diesen aufgegangene frühere Ethnika) zusammen. Gráberfelder einer mit Ibrány verwandten Prágung sind in der Oberen TheiBgegend durchaus keine Seltenheit, áhnlich dürften auch die von den Fundorten Timár, Tiszabercel-Mezőgazdasági Szakiskola, GávaVásártér usw. gewesen sein. Leider wurden diese - im Szabolcser Anziehungsgebiet gelegenen - Gráberfelder nicht vollstándig erschlossen. 490