Istvánovits Eszter: A Rétköz honfoglalás és Árpád- kori emlékanyaga / Régészeti gyűjtemények Nyíregyházán 2. (Nyíregyháza, 2003)

Das landnahme- und arpadenzeitliche Nachlassmaterial des Rétköz

Wir kennen im Gebiet des Rétköz 58 Fundorte, wo sich ein landnahme- und/oder arpadenzeitliches Gráberfeld befand. Von diesen liegen Angaben in Bezúg auf etwa 600 Gráber vor. Wenn man diese Angaben mit den im ganzen Gebiet des Komitats Baranya registrierten 41 Fundorten oder den ca. 500 Grábern im Komitat Vas oder den 44 Gráberfeldern den 10.-11. Jahrhunderts im Komitat Heves vergleicht, wird man unschwer feststellen, dass fíir das Rétköz ein dichtes Siedlungsnetz kennzeichnend war. Diese Feststellung gilt vermutlich für einen GroBteil des Gebietes von Nordostungarn, und áhnlich ist die Situation im Bodrogköz oder im Komitat Hajdú-Bihar. In Hajdú-Bihar weiB man von 78 Begrábnisstátten. Die Zahl der gleichzeitig existierenden Siedlungen im Rétköz schátze ich auf 50-60. Diese GröBen­ordnung habe ich auf Grund teils der Anzahl der Gráberfelder, teils einer Untersuchung des Ernáhrungsspotentials des Gebietes und teils der etymologischen Untersuchung der Siedlungen errechnet. Desweiteren habe ich versucht, die einzelnen Gráberfelder des Rétköz den Hampel'schen Gruppén A und B zuzuweisen, musste jedoch feststellen, dass dies auf ernsthafte Schwierigkeiten stöBt. Auf Grund der in letzter Zeit durchgeíuhrten Freilegungen deutet sich eine leichte Vermischung des Fundmaterials der Mittel­schicht und des Gemeinvolkes an. Nach meiner Ansicht ist eine Überprüfung der Frage erforderlich, da 1. der Eindruck entstanden ist, als sei der Aufbau der landnahmezeitlichen Gesellschaft stark kategorisiert, hierarchisch, ja militárisch gewesen. Die Gráberfelder des Rétköz zeugen aber von einer wesentlich flexibleren Gesellschaft; 2. die gegenwártige Situation die chronologischen Probleme im Falle der einzelnen Gráberfelder verwischt. In letzter Zeit wurde es zur allgemeinen Praxis, den freigelegten Gráberfeldteil, sofern exakt datierbare Funde fehlen, einfach der Kategorie Gráberfeld des Gemeinvolkes bzw. der Mittelschicht zuzuordnen und den Grábern so eine allgemein Chronologie zu geben; 3. auf Grund der bisher erfolgten Einordnungen folgenschwere historische Schlussfolgerungen abgeleitet wurden. Wie bereits erwáhnt, stellt die Chronologie bei der Untersuchung der Gráberfelder der Mittelschicht und des Gemeinvolkes ein ersthaftes Problem dar. Wáhrend man rechnet mit den Bestattungen der Mittel­und Führungsschicht von 896 bis 970, wurden die Gemeinvolk-Gráberfelder nach heutiger Datierung in der Regei nicht vor dem 10. Jahrhundert eröffnet. Die obere chronologische Grenze der Gemeinvolk-Gráberfelder zu bestimmen, ist einer der Eckpunkte der Landnahmezeitforschung. Denn nach den bislang erfolgten Bestimmungen sieht es so aus, als hátte im Karpatenbecken in der ersten Hálfte des 10. Jahrhunderts ausschlieBlich eine Mittel- und Führungsschicht ohne Gemeinvolk gelebt. Dieses Modell kann ohne Frage ausgeschlossen werden, ebenso wie die Hypothese, dass sich das eben skizzierte Bild infolge der Verarmung der früheren Bevölkerung herausgebildet hat. Wegen demographischer Erwágungen láBt sich die weitaus zahlreichere Gruppé der Gemeinvolk-Gráberfelder des 11. Jahrhunderts nicht aus der weitaus geringeren Anzahl Bestattungen der Mittel- und Führungsschicht herleiten. Zudem habén Untersuchungen gezeigt, dass es zwischen den beiden Gesellschaftsgruppen auch anthropologische Unterschiede gibt. Wir sollten alsó zu der altén Vorstellung zurückkehren, derzufolge die die Gráberfelder des 10.-11. Jahrhunderts benutzenden Gemeinschafiten eine andere ethnische Zusammensetzung hatten als die Bevölkerung der in der Landnahmezeit eröffneten Gráberfelder (vom sog. A-Typus). Von den Ersteren hat sich eindeutig erwiesen, dass es sich nicht, wie Anfangs vermutet, um Slawen handelt. Da die Zahl der Bestattungen des sog. Gemeinvolkes weitaus höher ist als die der Mittelschicht, kann man festhalten, dass die erstere Gruppé (sog. B-Typus, d.h. das Gemeinvolk) in der zweiten Hálfte des 10. Jahrhunderts bereits die Mehrheit der Bevölkerung ausmachte. Gewiss ist auBerdem, dass die darin aufgehenden Individuen und Individuen mit der Mittelschicht nahestehendem Fundmaterial (Árpáds Volk) in der Minderzahl waren. Und da die Entwicklung der Gemeinvolk-Gráberfelder ungebrochen ist - d.h. die Begrábnisstátten weisen bis zur zweiten Hálfte des 11. Jahrhunderts (und oftmals darüber hinaus) Kontinuitát auf-, liegt es ansich auf der Hand, dass sie die Mehrheit der arpadenzeitlichen Gesellschaft bedeuteten. Wie László Révész ganz richtig feststellt, dürften es gröBtenteils Ungarn gewesen sein, denn nur so lasse sich erkláren, dass es den Ungarn gelang, ihre Sprache und ihr individuelles Image zu bewahren. Der gleichen Meinung ist Csanád Bálint, der ausführt, dass der Nachlass der Völker finnougrischer Sprache in den Gráberfeldern der Bjelo Brdo-Kultur (d.h. des sog. Gemeinvolkes) zu suchen ist. Die Mehrheit dieser Bevölkerung bildete die von den Landnehmenden vor Ort angetroffene Einwohnem, mit der die Landnehmenden damals bereits zu verschmelzen begannen. 491

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