Istvánovits Eszter: A Rétköz honfoglalás és Árpád- kori emlékanyaga / Régészeti gyűjtemények Nyíregyházán 2. (Nyíregyháza, 2003)

Das landnahme- und arpadenzeitliche Nachlassmaterial des Rétköz

Die ins 10. Jahrhundert zu datierenden Gráberfelder deuten klar darauf hin, dass in dieser Zeit schon eine ganze Reihe von Dörfern entstanden ist. Besonders wichtig in dieser Hinsicht sind die Gemeinvolk­Gráberfelder, die fast ausnahmslos auch im 11. Jahrhundert in Gebrauch blieben. In Anbetracht dieser Tatsache sowie der obigen, auf die Lebensweise bezogenen Angaben ist es wohl kaum bestreitbar, dass sich das Siedlungsnetz, auf das man (auch) aus spáteren Quellenangaben schlieBen kann, in groBen Zügen bereits im 10. Jahrhundert herausgebildet hat. Zweifellos wurden im Laufe der Zeit auch neue Dörfer gegründet, doch die Mehrzahl der Orte entstand in einem annáhernd identischen Zeitraum. Die geographische Gliedemng bzw. der Wasserreichtum des Gebietes schránkten die Zahl der zur Herausbildung von Dörfem geeigneten Stellen erheblich ein. Untersucht man das Siedlungssystem des 10.-11. Jahrhunderts, zeigt sich, dass die frühere Forschung neben den fünf obigen - aus den frühesten zu uns gebliebenen Urkunden bekannten - Siedlungen auf Grund der Etymologie der Namen 28 weitere Dörfer in diesen Zeitraum datiert hat. Hierzu gehören die Stammesortsnamen bzw. die Dörfer des zu den Burgen gehörenden Dienstleute. Beide Namentypen sind aus dem westlichen Teil des Rétköz (dem ehemaligen awarischen Siedlungsgebiet!) bekannt, wáhrend am östlichen Rand des Rétköz die auf den Grenzschutz hindeutenden Namen auftauchen. Der háufigste Namentyp in diesem Gebiet ist der einfache Personenname, vermutlich 43 der bekannten Namen - d.h. mehr als die Hálfte (53%) - sind dieser Kategorie zuzuordnen. Die Áltesten darunter dürften die aus türkischen und ungarischen Appellativen gebildeten sowie die aus dem Türkischen übemommenen Personennamen sein. Im Falle von 8 Siedlungen des Rétköz {Ajak, Bajul, Bee, Berencs, Bodon, Buj, Csűr, Ige) liegt dem Namen vermutlich die Verleihung eines reinen Personennamens türkischer Herkunft zu Grundé. Ihr Block ist im Umkreis von Rétközberencs und Ajak zu finden, woher die reichsten landnahmezeitlichen Bestattungen stammen. Zu beobachten ist ferner, dass sie sich entlang der an der Peripherie des Rétköz verlaufenden StraBe erstrecken. Vielleicht irre ich ja nicht, wenn ich denke, dass die Landnehmenden arpadischen Ungam die strategisch wichtigen StraBen besetzt hielten und dass die durch Benennung mit türkischstámmigen reinen Personennamen gebildeten Ortsnamen auf deren Siedlungen hindeuten, die in der östlichen und westlichen Hálfte des Rétköz gleichermaBen vorkommen. Die Namen ungarischer Etymologie sind über das ganze Gebiet des Rétköz verteilt. Für ihre Datierung stehen nur sehr wenige Angaben zur Verfügung. Aus Personennamen slawischen Ursprungs entstanden die Namen Bezdéd, Bogdány, Demecser, Dombrád, Esztár, Pátroha, Porvod, Rád und Rozsály, sie kommen im Vergleich zu den áhnlichen Siedlungsnamen ungarischer und türkischer Etymologie auch im Inneren des Rétköz, in den wasserreicheren Gebietsteilen, vor {Dombrád, Beszterec). Bei einem Teil der Ortschaften mit bloBem Personennamen ist der Name unbestimmter Herkunft (Bénye, Fancsal, Gáva, zweimal Gégény, Hene, Kék, Kécske, Litke, Szacs, Szög, Temeháza und Ub). Urteilt man nach der Etymologie der durch Verleihung eines reinen Personennamens entstandenen Dorfnamen, muss die Zusammensetzung der Bevölkerung in diesem Gebiet nach der Landnahme ziemlich gemischt gewesen sein. Und dass die einzelnen Gruppén sich nicht voneinander absonderten, láBt sich ebenfalls feststellen. Dabei denke ich in erster Linie an die ungarisch-, daneben aber auch die türkisch- und slawisch­sprachige Bevölkerung, aber eingedenk der Ortsnamen unbestimmter Etymologie dürften dieses Bild weitere ethnische Elemente abgerundet habén. Die Untersuchung der deskriptiven Siedlungsnamen ergab ein davon etwas abweichendes Bild. Man trifft kaum Namen slawischen Ursprungs an {Beszterec, Kálonga, Komoró, Terebes), wohingegen solche ungarischer Etymologie háufig sind {Apáti, Bodor, Keresztút, zweimal Körtvélyes, Tiszaköz, Tölgyes, Várda, Veresmart). Daneben gibt es zwei Dorfnamen türkischer Etymologie {Ontelek, Unytelek), und ergánzen lassen sich diese mit den von Personennamen mit dem Suffix -dherzuleitenden Siedlungen namens Perked (Gemarkung Buj) und Endréd (Gemarkung Gáva). Wann diese Gruppé der Ortsnamen entstand, konnte nicht geklárt werden. Im Falle der Namen mit den Suffixen -telek bzw. -telke ist fraglich, ob diese die Stelle einer wáhrend des Mongolenüberfalls untergegangenen Siedlung oder den Teil eines Dorfes bezeichnen. Hierzu gehören Ajaktelek, Endrédtelek, Gecsetelek, Iván{ka)telek, Jánostelke, Laktelek, Nagytelek, Ontelek und Unytelek. So wie alle oben angeführten Namen zeugen auch die deskriptiven Siedlungsnamen, unabhángig vom Zeitpunkt ihrer Entstehung, von der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung dieser Gegend. Auf Gmnd der Dorfnamen slawischer, ungarischer, türkischer und unbekannter Abstammung lebten die sprachlichen Blöcke nicht getrennt voneinander und ihre Verteilung im Rétköz war im GroBen und Ganzén gleichmáBig. 488

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