Telepy Katalin: Benczúr. (A Nyíregyházi Jósa András Múzeum kiadványai, 3. Nyíregyháza, 1963)

Die festliche, monumentale Auffassung seiner Kunst fehlt nur aus jenen Bildern, die er zu seinem eigenen Vergnügen malte. Mit seinem mythologischen Szenen, mit der Schaar zwischen Blumen spielender Putten, mit der Anmut von Nymphen und Bacchantinnen lockt er uns in das Reich der Märchen. Sein Optimismus, seine sonnige Lebensfreude kommt hier am besten zum Ausdruck. Seine Akte stellen eine im Geschmack XIX. Jahrhunderts erfolgte Umdichtung der vollen Formen des Rubens'schen Frauenideals dar. Die im Jahre 1882 mit der grossen gol­denen Medaille ausgezeichnete „Bacchantin" mit ihren barocken Formen und jener malerischen Wärme gehört zu seinen besten Werken. Der Meister von vielfältiger Interesse experimentierte auch mit der Darstellung der Natur. In seinen frühen Münchener Jahren, als er mit Szinyei in einem gemeinsamen Atelier arbeitete, wurde auch Benczúr mit den Problemen der plain-air-Malerei bekannt. Nicht nur seine frühen Bilder, wie die „Frau im Walde", die „Frau mit dem roten Mantel" oder die sich im Ausland befindliche „im Walde lesende Frau" zeugen hievon, sondern auch die viel späteren Waldpar­tien, „Adam und Eva" oder sein „Idyll" betiteltes Werk. Doch hatte Benczúr nicht viel Interesse für die Freilichtmalerei, vielmehr war es ihm um die gleichmässige Lichtverteilung an seinen in geschlossene Räume gestellten Figuren zu tun. Die Szinyeischen Sonnenlicht- und atmosphärische Probleme haben ihn nicht beschäftigt. Im Gefolge dieser vielfältigen Einwirkungen entwickelte sich Gyula Benczúr zum grossen Künstler, der sein Wissen gerne zur Weiterausbildung der ungarischen Jugend zur Verfügung stellte, als er im Jahre 1883 nach Hause berufen und mit der Führung der Meisterschule betraut wurde. Hier verrichtete er bis zu seinem Tode eine bedeutsame pädagogische Arbeit. Er versah die Ausbildung der Jugend auf gewissenhafteste Weise, er hielt fest bei seinen Prinzipien aus: Die gründliche Aneignung des berufsmässigen Wissens hielt er für das Wichtigste für die junge Ge­neration. Auf seinem langen, an Schöpfungen reichen Lebensweg umgaben ihn Anerken­nung und Verehrung und seine Erfolge konnte auch die Kritik, die er am Ende des Jahrhunderts zu erdulden hatte, nicht verblassen lassen. Diejenigen nämlich, die sich für die neue Kunst be­geisterten, sahen in Benczúr den Repräsentanten des Konservativismus, der jedoch bis zum Ende in konsequenter Weise bei seinen künstlerischen Ansichten verharrte; er blieb ein akademischer Maler, bei dem die wirklichkeitstreue Darstellung sich mit dem reichlich Malerischen und mit einer materiegemässen Malweise vereinigte. Benczúr hat mit seiner Heimkehr eine besonders wichtige Rolle im ungarischen künstlerischen Leben auf sich genommen. Er hat sein Wissen zur Heranbildung der Künstler und zur Wacher­haltung des sich belebenden Kunstinteresses im Lande zur Verfügung gestellt, womit er von einer opferbereiten Berufsfreude Zeugenschaft ablegte. Er hat das Interesse Vieler für die ungarische Kunst wachgerufen und wir können den Aufstieg und Anerkennung unserer bildenden Kunst am Jahrhundertsende in vieler Hinsicht Benczúr ver­danken. „Das öffentliche Leben und die Kunst trafen durch ihn aufeinander" sagte Karl Lyka, als er im Jahre 1921 in seiner, anlässlich der Benczúr-Feier gehaltenen Rede Benczúr's Tätigkeit würdigte. Bereits zu Lebzeiten wurde er mit unzähligen Beweisen der Anerkennung überhäuft. Die All­gemeine Wertschätzung umgab ihn in einem Masse, wie es keinem anderen Maler zuteil wurde: Die Akademie wählte ihn zum Mitglied, die Universität von Kolozsvár verlieh ihm das Ehren­doktorat, das Magnatenhaus nahm ihn zwischen seine Mitglieder auf. Die Uffizi-Galerie bat für ihre berühmte Sammlung von Selbstporträts um sein Selbstbildnis, im Jahre des Millenniums erhielt er, neben Munkácsy und Lotz, den Sankt-Stefan-Orden für sein Bild „Die Rückerobe­rung der Festung Buda". Mehrere seiner Bilder wurden hierzulande und im Ausland mit der goldenen Medaille und dem ersten Preis ausgezeichnet. Die monumentale Komposition seiner Geschichtsbilder, seine verinnerlichten, sepräsentativen Porträts haben auch für die Gegenwart so maches zu sagen. Sein malerischer Realismus lehrt uns an der Wirklichkeit Wohlgefallen zu finden, führt uns zur Liebe der uns umgebenden Ge-

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