A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 46. (Nyíregyháza, 2004)
Régészet - Tibor Paluch: Die Bestattungen der Körös-Starčevo-Kultur
Paluch Tibor war. Absehbar ist auch, dass mit dem Streuen der Muscheln höchstwahrscheinlich ab der Anfangsphase der Beisetzung begonnen wurde, da auch unter dem Skelett Muschelschalen zum Vorschein kamen (KALICZ ET AL. 2002, 18). Das andere selten zu beobachtende und eben deshalb heftig umstrittene Problem ist das Auftreten der Einäscherung im Zeitraum des Frühneolithikums. An mehreren Fundorten kamen in den Bestattungen verbrannte menschliche Knochenreste zutage: Endröd-1 19 (MAKKAY 1992, 133), Szajol-Felsöföld (RACZKY 1988, 21), was die Frage aufwarf, ob es sich dabei um auf Einäscherung hindeutende Spuren handeln könnte. Bei der Untersuchung dieses Problems ist auch die Frage der sog. Venus-Figuren zu berücksichtigen. Bekanntlich stammen von drei frühneolithischen Fundorten in Ungarn: Hódmezővásárhely-Gorzsa (GAZDAPUSZTAI 1957, 11), Öcsöd (KUTZIÁN 1944, II: XII, 10) und Rákócziújfalu (KALICZ 1970, Abb. 2-4), solche unbekannten, völlig unversehrten anthropomorphen Gefäße, deren Funktion den Forschern vorerst Rätsel aufgibt. Darüber hinaus sind vom Gebiet des heutigen Ungarn drei Fußfragmente bekannt: Hódmezővásárhely-Kotacpart-Vata-tanya (BANNER 1935, 118, Abb. 18: 19), Rákóciújfalu-Cseber-ér (RACZKY 1980, 19, Abb. 10: 7a-c) sowie KistökeKarácsony-telke (FOGAS 2003,55, Abb. 3: 2a-c). J. Makkay hat die anthropomorphen Gefäße über den Balkan bis in die Ägäis nachgewiesen (MAKKAY 1974,150). Diese anthropomorphen Gefäße müssen in den Ritualen der Kulturen des Frühneolithikums eine wichtige Rolle gespielt haben, worauf ihr nicht allzu häufiges Vorkommen bzw. die Gebundenheit ihrer Ausformung hindeuten (RACZKY 1980,19). In einer Grube die Gebeine mehrerer Individuen unterzubringen, ist unter den Bestattungen der Kultur nichts Ungewöhnliches. Doch in relativ großer Zahl sind in ihrem Verbreitungsgebiet sog. „Massengräber" anzutreffen, deren gemeinsames Merkmal es ist, dass man in einer Grube sehr viele Skelette oder deren Überreste ohne die übrigen auf ein Bestattungsritual hindeutenden Anzeichen vorfindet. II. Beigaben Prägnantes Kennzeichen des gesamten südosteuropäischen Frühneolithikums gegenüber späteren Zeitaltern ist die äußerst geringe Zahl der in den Gräbern zum Vorschein gelangten und für Beigaben zu haltenden Gegenstände. Dieselbe Erscheinung ist auch im Gebiet der dem ungarländischen Frühneolithikum entsprechenden Körös-Starcevo-Kultur zu beobachten. Unter den insgesamt 305 freigelegten Bestattungen im Verbreitungsgebiet der Kultur sind lediglich 21, die Beigaben enthielten. In den meisten der bisher bekannt gewordenen Gräber mit Beigaben (11) befand sich nur ein Gefäß als Symbol der Fürsorge um den Toten im Jenseits. Das Gefäß vom Fundort Szarvas-Egyházföld enthielt als Seltenheit zwei Steinäxte (MRT 8,395), was neben der sozialen Stellung des Toten auch ein Hinweis auf dessen Beschäftigung sein könnte. Nicht im Gefäß, aber zusammen mit einem Gefäß kam in Kozluk ebenfalls eine Steinaxt als Grabbeigabe ans Licht (JOVANOVIC 1967, 4; TROGMAYER 1969,11). Lediglich in zwei Gräbern hat man bislang zwei Gefäße oder Bruchstücke von zwei Gefäßen beobachtet, an den Fundorten Mezőberény-Bodzáshalom (MRT 10, 553) und Tecic (GALOVIC 1967,4). Wegen der ungewissen chronologischen Lage der Gräber ist im ersten Fall allerdings deren Zuordnung zur Körös-Starcevo-Kultur zweifelhaft. Im zweiten Fall kamen dagegen zwei unversehrte Gefäße zum Vorschein, so dass an der chronologischen Zugehörigkeit kein Zweifel bestehen kann. Von den restlichen Gräbern enthielten zwei - Hódmezővásárhely-Kopáncs-Zsoldos-tanya (BANNER 1932,4; TROGMAYER 1968,11) und Szolnok-Szanda (KALICZ-RACZKY 1978,26; KALICZ-RACZKY 1978a, 274) - ein Armband bzw. einen Armring, während nach Meinung des Ausgräbers im Falle der an den Fundorten Szajol-Felsöföl und Szolnok-Szanda vorgefundenen „Bestattungen im Haus" die zum Haus gehörenden Gebrauchs-, Schmuck- und sonstigen Gegenstände kultischer Fuktion absichtlich, gleichsam als Beigaben, zurückgelassen wurden (RACZKY 1988, 21). 50