A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 44. (Nyíregyháza, 2002)
Régészet - János Makkay: Das metallgeschichtige Götterstandbild, die Axt als Attribut, und das rituelle Spinnen. Uralte hethitisch–protoslawische (und altslawisch–unungarische?) Kontakte im Hintergrund der Hexe Eisennase
János Makkay percunis im Altpreußischen bedeuten übereinstimmend 'es donnert', während die Bedeutungen des germanischen *ferh- oder *ferhw- und seiner Ableitungen von 'Tanne' bis 'Eiche' bzw. 'Eichenwald' und über diese bis 'Eichen- und Donnergott' reichen. Die Bedeutung des lateinischen quercus ist 'Eiche', das keltische Hercynia silva (aus einer ursprünglichen *PerkuniäWortform) geht auf das Wort érkos mit der Bedeutung 'Eichenwald' zurück. Wenn man nun auch noch die Vorkommen im Illyrischen und Venetischen hinzurechnet, dann ergibt das insgesamt elf indoeuropäische Dialekte, wobei die baltischen, slawischen, sanskritischen, germanischen und italischen Fälle besonders überzeugend sind. Friedrich setzte drei Basen voraus: eines war die Wurzelbasis *per-, im Falle des Hethitischen, die beiden anderen waren Suffixbasen: einmal *perk w- - im litauischen Perhünas und einmal per-g-, im sanskritischen Parjányah. Die älteste Wurzelbasis dürfte *per- gewesen sein, aus der auch das keltische, italische, germanische und baltische *perk w- abgeleitet werden kann. Die Urbedeutung ist höchstwahrscheinlich 'Eiche, Eichenwald' gewesen. Gestützt auf die Studie von Gregory Nagy (NAGY 1974.) wurde die Frage später von E. C. Polomé unter semantischen und religionsgeschichtlichen Aspekten zusammengefasst (POLOMÉ 1983. 545-555., vgl. noch MAKKAY 1988. 17. Anm. 6.). Unter den aufgezählten Ableitungen bestehen funktionelle und typologische sowie in der Bedeutung zum Ausdruck kommende Zusammenhänge, und zwar in erster Linie was den Namen der drei Götter, des slawischen Perum, des litauischen Perhünas ('Gott, den man im heiligen Eichenhain verehrt' bzw. perkünij a 'Gewitter") sowie des hethitischenperunas=pi-runu-as < pirua,- perua-, anlangt. Die den absoluten Ausgangspunkt darstellende Basiswurzel *per- dürfte laut Polomé 'schlagen, hauen, schmettern' bedeutet haben, wie z. B. auch im Sinne von 'der Blitz schlägt ein'. Die häufigste unter den zahlreichen Bedeutungsvarianten und das Original ist 'Eiche bzw. Eichenbaum', welche zweifelsohne an den Gott des Donners und Blitzes anknüpft. Bei dem im Hintergrund der Bedeutungen stehenden 'Grundthema' handelt es sich nämlich offenbar um den Blitz, der oftmals von Donner begleitet in Eichen und herausragende Felsvorsprünge niederschlägt. Dies ist eines der am häufigsten wiederkehrenden Elemente der ganzen indoeuropäischen Mythologie. 6 Was in diesen Beziehungen besonders überrascht, ist die sprachliche Gemeinsamkeit des Slawischen und Hethitischen. Denn Baltisch und Slawisch sind einander nahestehende indoeuropäische Dialekte, deren genetische Vorfahren sogar zu einer (sog. proto-baltoslawischen) Dialekteinheit gehört haben könnten. Slawisch und Hethitisch hingegen gehören nicht zu ein und derselben Dialektgruppe und liegen sowohl räumlich, als auch zeitlich weit auseinander. Dessen ungeachtet scheint ihre Beziehung eng zu sein, da sie sich nicht nur auf semantische und sprachgenetische Verwandtschaft beschränkt. Deshalb ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, dass das Attribut des Perum eine Axt oder ein Hammer namens Milna war (DARKEVIC 1961., WATKINS 1995. 436.), und man auf dieser Grundlage den uralten indoeuropäischen Charakter der Gottheit beschreiben kann: er war die im Gebirge des Donners und des Blitzes wohnende Gottheit, der Gewittergott, der ähnlich dem Blitzschlag mit seiner Axt niederschlägt und damit dem Regen die Schleusen öffnet (MAKKAY 1988. 18., MAKKAY 1990. 535. Anm. 19). Übrigens entspricht das genau dem auch in der ungarischen Folklore weit verbreiteten Aberglauben, dass eine im Freien gefundene prähistorische Steinaxt die Stelle bezeichnet, wo bei Gewitter der Blitz eingeschlagen hat. Vgl. noch WATKINS 1995. 165-169. insbesondere über die enge Beziehungen zwischen Fels und Eiche. 24