A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 44. (Nyíregyháza, 2002)
Régészet - János Makkay: Das metallgeschichtige Götterstandbild, die Axt als Attribut, und das rituelle Spinnen. Uralte hethitisch–protoslawische (und altslawisch–unungarische?) Kontakte im Hintergrund der Hexe Eisennase
Das metallgesichtige Götterstandbild, die Axt als Attribut, und das rituelle Spinnen d) einzelne Elemente in der finnougrischen Folklore dennoch das Ergebniss sehr früher slawischer (also urslawischer oder gemeinslawischer) Einflüsse sein könnten. Natürlich nur wesentlich späterer als die finnougrische Spracheinheit, schon aus dem Zeitraum des dialektisierten Finnugorentums stammende, wie auch die erwähnten Beispiele von den Ostjaken und Vogulen (proto-obiugrische) oder auch die *eisennasigen Hexen der ungarischen (ja protoungarischen) Folklore. Denn finnougrische (oder gar protougrische) Idole mit Metallgesicht kennen wir nicht. Mit diesem letzten Punkt, der Möglichkeit einer eventuellen frühslawischen Datierung und Provenienz, also den Fragen eines wirklich urslawischen Götterstandbildes mit Metallgesicht (baba), befasst sich der folgende Teil dieser Studie. Eine der ältesten erschlossenen, damals schon lange verfügbaren diesbezüglichen Angaben der slawischen Glaubenswelt war Solymossy's weitsichtiger Studie nicht bekannt. Die Altrussische Chronik berichtet, dass Fürst Wladimir im Jahre 980, also kurz vor der Ankunft des Christentums, auf einem Hügel hinter seinem turmbewehrten Herrensitz sechs heidnische Idole hat aufstellen lassen: (DMITRIEV-LIHAÖOV 1978. 94-95.). 4 ein aus Holz geschnitztes Perum-\áo\ mit silberbeschlagenem Kopf und goldenem Schnurrbart, ein Kkbors-, ein Dazkbbog-, ein Stribog-, ein Simarbgl- und ein Mokos-ldol (DMITRIEV-LIHACOV 1978. 94-95.). Auf den ersten Blick wird klar, dass es sich hier um die früheste bekannte Parallele, ja vielleicht sogar den Prototyp, der von Solymossy erwähnten finnougrischen Idole handeln dürfte. Doch das ist nur die eine Seite der Sache. Im Folgenden soll es kurz um die auch Solymossy stark beschäftigenden Fragen gehen, auf welche alten Traditionen das Anfertigen solcher metallköpfigen-metallgesichtigen Perunt-ldole zurückgeht bzw. zurückgehen könnte und ob sich zwischen ihren räumlich und zeitlich gleichermaßen entfernten Vorkommen Zusammenhänge entdecken lassen. Soweit mir die Wissenschaftsliteratur bekannt ist, hat sich die Slawistik mit dieser Frage noch nicht befasst. Auf die Studien anderer Forscher gestützt stellte schon P. Friedrich fest, dass die slawische Form des Namens Perum im Osten bis nach Indien, im Westen bis zu den keltischen und baltischen Sprachen Verwandte besitzt und wahrscheinlich auf einen sehr alten Wortstamm indoeuropäischen Ursprungs zurückgeht, 5 der auch im Hethitischen eine Entsprechung hat: perunas. Die Ableitungen lassen sich auf einen rekonstruierten indoeuropäischen grundsprachlichen *per- + -k w- + -u- Stamm zurückfuhren, und eine solche grundsprachliche Abstammung ist die Ursache, dass die Entsprechungen mindestens in neun, wenn nicht sogar in zehn indoeuropäischen Dialekten erhalten geblieben sind. So ist das griechische 'icepavvóg': 'Blitzen', eine Ableitung von *perk w-, vermutlich mit der Grundbedeutung 'Blitzen', aber auch der Name eines Gottes, des hethitischen peruna, perunas, pi-ru-nu-as, aus einem hethitischen pirua-, perua-, englisch cliff 'Klippe, Fels', und dem Wort peru- mit der Bedeutung 'Fels', aus dem auch eine kleinasiatische Gottheit, der Name von Pirwa (peruna > Perwa, Pirwa, Peruwa), abzuleiten ist. Es gibt ein vedisches Wort: Parjányah, 'Gewitterwolke, Gewittergott', sowie ein sanskritisches: parwata, mit der Bedeutung 'Berg' (HAAS 1994. 412.). Der litauische Perkünas oder Perkon war eine Gottheit, die im Hain der heiligen Eichen bzw. in Gestalt der Eiche des Perkünas verehrt wurde. Ein Variation davon ist das litauischeperkünija, 'Gewitter', ausgedehnt auch in der Bedeutung 'Donnerschlag, Donnergott', perküns im Lettischen und Vgl. noch MAKKAY 1985-1986. 84-85. und auch MAKKAY 1987. 70-71. FRIEDRICH 1970. 130-135., WATKINS 1995. 343.: von *per[k]-aunos > slawisches Perum und mit Metathesis von *ker[p]-aunos > griechisches Kepavvóg 'thunderbolt, Donnerschlag'. 23