A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 44. (Nyíregyháza, 2002)

Régészet - János Makkay: Das metallgeschichtige Götterstandbild, die Axt als Attribut, und das rituelle Spinnen. Uralte hethitisch–protoslawische (und altslawisch–unungarische?) Kontakte im Hintergrund der Hexe Eisennase

János Makkay beide alt sind. Auch zu dem Mann mit Eisenkopf oder Eisenstirn gibt es ausschließlich östliche - russische, armenische, ostjakische, tatarische - Parallelen: die Frau mit eiserner Nase, der Mann dagegen mit eisernem Kopf (SOLYMOSSY 1991. 55-56.). Den Prototyp dieser Parallelen aus dem Osten fand Solymossy im Urglauben der finnougrischen (bei ihm sogar ural-altaischen) Völker: in den für besonders geachtete Verstor­bene errichteten Holzfiguren und Idolbildern, die sich mit der Zeit und an manchen Orten zu Gottheiten wandelten. Diese Idole wurden von den Schamanen geschnitzt. Am außergewöhn­lichsten an den Standbildern war der Kopf: ein primitiv geformtes, starres Gesicht, aus dem nur die Nase hervorspringt. An der Gesichtshälfte des Kopfes sieht man das Holz jedoch nicht, da eine Metallplatte - aus Zink, Blei, Blech, Kupfer oder Silber - sie verdeckt. Einer Angabe des Jahres 1672 zufolge hatten die Idole der Ostjaken im Surgut-Gebiet Gesichter aus Messing, Kupfer oder irgendeinem anderen Erz. Eine andere Niederschrift von 1713 berichtet über men­schenähnlich geschnitzte Idolen mit Silbergesichtern, die in den Jurten von Sokor standen. Solche und ähnliche Idole gab es überall bei den nächsten Sprachverwandten der Ungarn, im Gebiet der Ostjaken und Vogulen. Zuweilen hob man die Nase durch ein Metallstück beson­ders hervor. Solymossy kommt daher zu dem Schluss, dass Ursprung und Ahne der ungari­schen Gestalt mit Eisennase bzw. der asiatischen, türkisch-tatarischen mit Kupfernase in denselben ugrischen Darstellungen zu suchen sind; damit ist die Frage bei ihm aber noch nicht abgeschlossen (SOLYMOSSY 1991. 58-60.). Schließlich wies Solymossy darauf hin, dass das ungarische Wort {bába) fur Hexe in­folge seiner slawischen Herkunft nicht ganz so alt, aus der finnougrischen Zeit, sein kann wie der Ausdruck eisennasig. Gerade deshalb habe man lange Zeit an einen ostslawischen Ur­sprung der Geschichten von der Hexe Eisennase gedacht. Doch das trifft seiner Meinung nach nicht zu, weil die mit den ungarischen verwandten russischen Märchen späteren Ursprungs sind als die ähnlichen Elemente der ungarischen Folklore. Man spürt in ihnen nämlich per­sisch-arabische Einflüsse, die erst im 11. oder sogar nach dem Ende des 13. Jahrhunderts hinein gelangt sein dürften. Die älteste Schicht unserer Märchen kann also nicht aus dem Rus­sischen hergeleitet werden. Was sich an uralter Gemeinsamkeit zwischen beiden zeigt, reicht in jene Zeiten zurück, als die südrussische Ebene noch von Türk- bzw. Tatarenvölkern besiedelt war, die später - zu Russen werdend- ihre folkloristischen Überlieferungen (Märchen, Sagen, Aberglauben) ins Russische übertrugen. In der ungarischen Folklore dagegen deuten alle An­gaben daraufhin, dass unsere Kontakte mit den epischen Traditionen der Tataren älter als die Schicht sind, welche die russischen Märchen widerspiegeln (SOLYMOSSY 1991. 61-62.). Solymossy hatte teils Recht, teils wiederum nicht: a) Das Phänomen, der Ursprung der Statuen mit Metallgesicht, ist tatsächlich weitaus früher anzusetzen als die gemeinslawische Sprachschicht oder das schon dialektisierte Ostsla­wisch, b) die Erscheinung zeigt eine wesentliche stärkere Verbreitung als die slawischen Al­tertümer, c) die persischen (also iranischen) Einflüsse haben eine Rolle gespielt bzw. könnten sie gespielt haben, allerdings - wie zuvor an einem anderen Beispiel gesehen - auch schon we­sentlich früher als im 11.-13. Jahrhundert (d.h. nicht zu Zeiten des Neuiranischen=Persischen, sondern bereits des Mitteliranischen, ja sogar des Altiranischen - im Zeitalter der Skythen und Sarmaten), wohingegen, 22

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