A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 41. - 1999 (Nyíregyháza, 1999)

Képző- és iparművészet - Pál Patay: Bereger Glocken

Patay Pál Aus den folgenden vier Jahrzehnten haben wir lediglich von vier Glocken Kenntnis. In allen vier Fällen sind die Namen der Donatoren bekannt, aber wer sie gegossen hat, weiß man nicht. Im Gegensatz dazu finden sich in den Archiven reichlich Angaben über die in der zweiten Hälfte des 18. und in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gegossenen Glocken. Die Quellen erwähnen insgesamt 87 Stück. Übrigens ist dieser Zeitraum in unserer Gegend die Blütezeit der Tätigkeit der Wandergießer. Eröffnet wird der Reigen 1749 von dem vermutlich aus Siebenbürgen stammenden János Kirila (Tisza­adony), der sich auch in den Nachbargegenden betätigte. In Berehovo haben 1753 zwei Groß­wardeiner Meister, György Szegedi und Péter Komlósi, Glocken gegossen. Ab 1772 wurde diese Gegend von den Meistern der Familien Lázár und Cserepi bereist (György Lázár, János Lázár, Tódor Cserepi, Ferenc Cserepi), die urpsrünglich im siebenbürgischen Retteg wohnten, nach 1793 aber nach Tasnád am östlichen Rand der Großen Tiefebene umsiedelten. Doch um die Jahrhundertwende lebte auch im Komitat Bereg ein Glockengießer, Miklós Bán, der sich auf einer seiner Glocken (Dercén 1796) als Schulmeister aus der Gemeinde Gut bezeichnete. Vier Glocken sind als Arbeiten von Glockengießern einer städtischen Zunft bekannt: Die erste (Tiszaujhely 1778) wurde von Franz Joseph Scheichel in Wien, die zweite (Mukacsevo 1783) von Josephus Fischer, die dritte (Mukacsevo, röm.-kath. Kirche, 1799) von Ignatzius Lecherer und Paulus Schmitz in Preschau gegossen, während die vierte (Marokpapi 1790) von einem Ofher Meister stammt, der sie ursprünglich nicht für unsere Gegend angefertigt hatte. Die Zahl der im Laufe des 17.-18. Jahrhundert pro Dekade gegossenen Glocken ist einer Statistik im ungarischen Text zu entnehmen. Daraus wird ersichtlich, daß der Kauf neuer Glocken am Ende des 18. Jahrhunderts nicht erst als Folge des Toleranzedikts von Joseph II. in Schwung kam, sondern bereits in den Jahrzehnten vor Erlaß des Edikts (1781) begonnen hatte. Da unsere Archivquelle aus dem Jahre 1809 stammt, gibt es über die seither gegossen Glocken ­sowohl vom diesseits, als auch vom jenseits der Landesgrenze gelegenen Gebiet des Komitats Bereg ­mit wenigen Ausnahmen nur Angaben zum vor­handenen Bestand (Bestand des heute zur Ukraine gehörenden Gebiets s. Anhang Nr. 2). Bis zum ersten Weltkrieg wurde Bereg der Absatzmarkt der im nahen Mali Hej ivei ansässigen László-Dynastie. Entgegen den im Weltkrieg stattgefundenen Requirierungen blieben von zahlreichen Mitgliedern der Familie (Ist­ván, Sándor, Lajos,Albert, Ferenc, Sándor d.J.) sowie von dem vermutlich mit ihnen verwandten Ferenc Egry bis in die Gegenwart Glocken erhalten. Neben den Glocken dieser Meister erschienen in Bereg im zweiten und dritten Viertel des 19. Jahr­hunderts auch die Arbeiten der zum niederen Adels­stand gehörenden Szatmárer Glockengießer (Antal Szathmári, Ferenc und Lajos Csepelyi,Antal Pap) vom anderen Theißufer. Zuweilen gelangten auch Glocken städtischer Meister in diese Gegend: aus Preschau von Paul Schmitz und Franz Lecherer (Sárosoroszi 1814), aus Pest von András Schaudt (Beregovo 1853). Nach der Neufestlegung der Landesgrenze im Sinne des Vertrages von Trianon gingen die Regenerierung und weitere Entwicklung des durch den Weltkrieg stark geschwundenen Glockenbestandes im zweigeteilten Bereg natürlich verschiedene Wege. Der bei Ungarn verbliebene Teil wurde von den einheimischen Großbetrieben beliefert (László Szlezák 20, Glocken­werke AG 3, Frigyes Seltenhofer & Söhne 3 Glocken). Doch vermutlich aus Traditionsbewußtsein ließ man auch in der Werkstatt von Ferenc Egry im nun zur Tschechei gehörenden Mali Hejivci noch (6) Glocken gießen. Den der Tschechei zugefallenen Teil von Bereg wiederum versorgte allein diese Werkstatt; hier entstanden 33 Glocken. Vier weitere bestellte man bei der neugegründeten Glockenfabrik Akkord, eine Glocke in Tirnau beiA. Kurbel, eine im tschechischen Komotau bei Richard Herold, und erwarb darüber hinaus zwei Stahlglocken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von László Szlezák drei, von Rafael Szlezák zwei bzw. an­schließend von Lajos Gombos zwei Glocken und von Miklós Gombos eine Glocke für Bereg gegossen. Eine Stahlglocke bestellte man bei den Stahlwerken in Diósgyőr. In dem zur damaligen Sowjetunion gehörenden Teil von Bereg eröffneten sich erst 1989 wieder Möglichkeiten, neue Glocken zu erwerben. Fünf Kirchen ließen damals Glocken - angeblich aus Aluminium - in Woronesch anfertigen. Die Inschriften der Glocken aus dem 16. Jahr­hundert und vom Anfang des 17. Jahrhunderts widerspiegeln - soweit vorhanden - getreu den religiösen Geist des Zeitalters vor bzw. nach der Reformation. Der Name des Glockengießers bzw. der Herstellungsort befindet sich nicht darauf, und auch das Jahr der Herstellung nur selten. An einer der Glocken (Beregsurány 1524) war interessanterweise ein einfaches apotrophaisches Wort, das Tetra­grammon, zu lesen. Die Sprache der Inschriften ist in der Regel Latein. Der auf den Donator bezogene Text einer Glocke (Belki 1635) allerdings stellt eine der frühesten ungarischen Glockeninschriften darstellt. 442

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