A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 39-40. - 1997-1998 (Nyíregyháza, 1998)

Régészet - Josip Kobal’: Der Depotfund von Chudl’ovo (Kr. Uschgorod, Transkarpaten, Ukraine)

Der Depotfund von Chudl'ovo Theiß beschränkt war (Liste 3 und Abb. 3). Die Blütezeit der Handschutzspiralen des Typs Kriva fällt, wie das auch die Stücke von Chudl'ovo wider­spiegeln, in die Spätbronzezeit. Typologisch jedoch stammen sie geradlinig von den Gegenständen ähn­licher Form und Funktion der Koszider-Periode ab. Die zweite Fundgruppe des Bronzedepots von Chudl'ovo bilden die in der oberen Theißgegend auf äußeren, fremden Einfluß einbürgerten Gegen­stände, und zwar die Nadeln vom Typ Noa (Taf. IV. 1-4.). Dies sind charakteristische Stücke der Noa­Kultur. Sie wurden nicht nur aus Bronze, sondern auch aus Bein angefertigt (FLORESCU 1991.Fig. 98A/10.,99A/2.,102A/10.,103A/5.,104A/3,9,10.,105A/ 3.,107A/6.,139A/5-6.,l66N/l.). Dessen ungeachtet findet man die nächsten Parallelen der Nadeln von Chudl'ovo nicht im Verbreitungsgebiet der Noa-Kul­tur, sondern im nordöstlichen Winkel des Karpaten­beckens, in der Gegend am Oberlauf der Theiß (Liste 4 und Abb. 4). A. Hochstetter ordnete die Nadeln des Typs Noa in der von ihm ausgearbei­teten Typologie der 3- Variante zu (HOCHSTETTER 1981.243.,245.Taf. 5/1-7.). Überträgt man die Fund­orte dieser Variante auf eine Karte, zeigt sich deut­lich, daß außer der vom ehemaligen Gebiet Jekateri­noslav stammenden Nadel (TALLGREN 1926.Fig. 110/2.) alle übrigen Funde in der oberen Theißge­gend konzentriert sind (HOCHSTETTER 1981.Taf. 6. bzw. s. beiliegende Karte), weshalb man von einer hiesigen Variante sprechen kann. Chronologisch ver­tritt diese Nadelform den Depot-Horizont Ópályi oder Uriu-Ópályi (MOZSOLICS 1973-67.,106.). Das belegen auch die in geschlossenen Fundkomplexen zum Vorschein gelangten Exemplare. Aufgrund des Obengesagten ergibt sich im Zusam­menhang mit dem Depotfund von Chudl'ovo der all­gemeine Schluß, daß dieser sowohl hinsichtlich der einzelnen Gegenstandstypen (Vollgriffschwerter, Nackenscheibenäxte, Handschutzspiralen und Na­deln) als auch seiner Zusammensetzung ein typi­scher Vertreter des Depothorizonts Ópályi oder Uriu-Ópályi ist. Über ihre chronologische Stellung, innere Periodisation, kulturelle Zugehörigkeit und die Gründe, weshalb sie in den Boden gelangten, gibt es verschiedene Ansichten. Der Fundhorizont selber wurde dank der von A. Mozsolics geleisteten Pionierarbeit in der Fachliteratur bekannt (MOZSO­LICS 1963-, MOSZOLICS 1973.). Man verwendete ihn hauptsächlich zur chronologischen Einordnung, da die hierzu gehörenden Bronzegegenstandstypen in einem großen Gebiet Verbreitung fanden und somit eine gute Basis zur Synchronisierung der Funde entfernt gelegener Regionen abgaben. A. Mozsolics setzte die Depots vom Typ Ópályi in die Phase BIVb der Bronzezeit Ungarns bzw. in die frühe Phase der Periode BD der von Reinecke für Mitteleuropa erarbeiteten Chronologie (MOZSOLICS 1973-112.). Parallel dazu unternahmen auch die rumänischen Forscher bemerkenswerte Versuche, die riesige Materialmenge der siebenbürgischen Bronzehorte zu systematisieren und in das mit dem Namen H. Müller-Karpe verbundene (MÜLLER­KARPE 1959-144-228.) chronologische System für Mitteleuropa einzuordnen (RUSU 1963., VULPE 1970., PETRESCU-DÍMBOVITA 1977.147-149-). M. Rusu benannte die in die BD-Periode gehörenden, also dem Ópályi Horizont entsprechenden Depots ebenfalls Uriu-Domänesti (RUSU 1963-180-184.). Im Gegensatz dazu schlug A. Vulpe anstelle der früheren die Bezeichnung Uriu-Dragomiresti/Dra­gomérfalva vor und warf gleichzeitig auf, daß die Depotfunde dieses Typs (laut Mozsolics des Typs Ópályi) keinen einheitlichen chronologischen Hori­zont bilden, sondern einen Zeitraum von etwa zwei Jahrhunderten (13-12. Jh. v.Chr.) umspannen (NIS­TOR-VULPE 1974.15). Demnach sind die Depots vom Typ Felsőbalog (=Typ Forró) und Ópályi unter­schiedlichen Alters und jene von Felsőbalog mit den Depots vom Typ Uriu-Domänesti zeitgleich, während die zum Typ Ópályi gehörenden Depots eine späte Phase letztgenannten darstellen (VULPE 1970.5.Anm. 4.). Später versuchte T. Kemenczei, den Horizont der Horte vom Typ Uriu-Ópályi in kleinere chronologische Einheiten zu zerlegen. Er sonderte zwei Gruppen ab: Die frühe, für welche die Bronze­typen lokaler Herkunft kennzeichnend und deren Leitfunde die (frühen Varianten der) Nacken­scheibenäxte des Typs B3 und B4 sind (Pap, Magosliget, Nyírbéltek, Nyírszőlős, Tiszabecs), sowie die späte, deren typische Vertreter die Varianten Uioara und Rohod der Nackenscheibenäxte des Typs B4 sind (KEMENCZEI 1984.32.). Einen ähn­lichen Ausgangspunkt nahm auch C. Kacso bei der chronologischen Einordnung der Depots vom Typ Uriu-Ópályi zu Hilfe. Aufgrund des Vorkommens der verschiedenen Typen (B3 bzw. B4 nach Vulpe) und Varianten der Nackenscheibenäxte in ge­schlossenen Fundkomplexen unterschied er inner­halb der Depots vom Typ Uriu-Ópályi drei Hori­zonte: Im ersten findet man die Varianten Dobrocina und Cehälu£ der Axt vom Typ B3, für den zweiten sind die Varianten Breb und Tirgusor desselben Typs charakteristisch, und dem dritten ordnet er die Vari­anten Sarasäu/Szarvaszö und Rohod der Nacken­scheibenaxt des Typs B4 zu (KACSO 1990.247-248., KACSO 1995.8-9). Darüber hinaus jedoch setzt auch er die Depotfunde vom Typ Uriu-Ópályi, wie die Mehrheit der Forscher, insgesamt in die mitteleu­ropäische BD-Periode (KACSO 1990.248., NOVOT­NÁ 1996.167.). T Kemenczei hält den frühen Typ der Hortfunde dieses Horizontes für zeitgleich mit dem Depothorizont Forró, d.h. mit der RBC-Periode (KEMENCZEI 1984.38.). Ähnlicher Meinung war in dieser Frage auch I. Bona. Ihmzufolge „läßt sich der allzu kompliziert bzw. vielschichtig gelungene Ópá­lyi-Depothorizont... in zwei Teile gliedern. Die kleinere Hälfte ist die frühere, Felsőszőcs-zeitliche, die größere Hälfte die spätere, Berkesz-zeitliche." 39

Next

/
Thumbnails
Contents