A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 39-40. - 1997-1998 (Nyíregyháza, 1998)

Régészet - Josip Kobal’: Der Depotfund von Chudl’ovo (Kr. Uschgorod, Transkarpaten, Ukraine)

Der Depotfund von Chudl'ovo Die interessantesten Stücke der ersten Gruppe, und man darf ohne Übertreibung sagen des ganzen Hortes, sind die Schwerter. In einem geschlossenen Fundkomplex und in solcher Menge kamen ähnliche Funde bislang weder in der Karpatoukraine noch in den umliegenden Gebieten zum Vorschein. Nächste Parallele der Schwerter von Chudl'ovo ist das aus dem ehemaligen Burgkomitat Szatmár stammende kurze Bronzeschwert (MOZSOLICS 1967.164-165. Taf. 35/9-, BADER 1978.94.P1.LXVT/3., BADER 1991. 54-55.Taf. 8/29-, KEMENCZEI 1991.12-13.Taf. 4/15, 5/15). Ähnlichkeit besteht zwischen den beiden Fun­den nicht allein in bezug auf die Form, sondern auch die wichtigsten typologischen Merkmale, die Her­stellungs- (Klinge und Griff aus einem Guß) und Verzierungs- (Gravierung) Techniken bzw. die Motive (Gruppen eingravierter paralleler Linien und Halbkreise), ja sogar die Abmessungen (das erste Schwert von Chudl'ovo ist mit 50 cm ebenso lang wie das Stück aus dem Komitat Szatmár). Damit dürfte außer Zweifel stehen, daß diese Bronze­schwerter Produkte ein und derselben Bronzewerk­statt waren und zu ein und derselben Zeit ent­standen. Zieht man nun noch ein anderes Schwert von einem unbekannten Fundort in Ungarn in Betracht (KEMENCZEI 1991.12.Taf. 5/14), das unseren Exemplaren hinsichtlich seiner Form (nicht der typologischen Details) nahesteht, dann erhöht sich die Zahl der Schwerter dieses Typs auf fünf. Das bedeutet natürlich nicht, daß einzelne Merkmale oder Ziermotive der Schwerter von Chudl'ovo nur an den o.g. Stücken zu finden sind. Ihre Analogien umfassen sowohl in geographischer wie auch chro­nologischer Hinsicht eine wesentlich breitere Fund­palette. Da sind in erster Linie die Bronzeschwerter mit Vollgriff, welche die Fachliteratur unter den Namen Hajdúsámson, Apa, Zajta, Valsomagle, Au oder Spatzenhausen kennt (MOZSOLICS 1967.51­54., HACHMAN 1957.132-146., LOMBORG 1959­72-98., HANSEL 1968.25-34., BADER 1991-37-55 mit weiterer Literatur; KEMENCZEI 1991.8-13-, MENKE 1996.148- 150., KOVÁCS 1994.). Doch untersucht man diese Gruppe einmal, wenn auch nur flüchtig, dann stellt sich heraus, daß man es hier mit einer in mehrfacher Hinsicht - Typologie, Herstellungs­technologie, Ziermotive, Abmessungen - ziemlich heterogenen Gruppe zu tun hat, die sich aus ver­schiedenen Typen und Varianten zusammensetzt. Ähnlich den Schwertern von Chudl'ovo ordneten die Forscher das Schwert aus dem ehemaligen Komitat Szatmár bislang verschiedenen Typen zu (letzte Zusammenfassungen diesbezüglich: KEMENCZEI 1991.11-13., BADER 1991.54-55.). Chronologisch aber setzte man es in die mittlere Bronzezeit, und band es zumeist an den Hort von Zajta und über diesen an den Koszider-Depothorizont (MOZSOLICS 1967.54., HANSEL 1968.30., KEMENCZEI 1991.12., BADER 1991.164-165., MENKE 1996.148-149-). Solange nur dieses eine Schwert bekannt war, schien eine solche typologische Zuordnung und Datierung durchaus richtig. Aber das Auftauchen des jetzt zur Veröffentlichung gelangenden Bronzefundes von Chudl'ovo rückte die Problematik der typologischen und chronologischen Entwicklung der Vollgriff­schwerter in ein völlig neues Licht. Zum einen stieg die Zahl solcher Schwerter beträchtlich an, und damit wurde eindeutig, daß sie einen gut eingrenz­baren Typ bilden. Die Charakteristik dieses Typs ­wir schlagen vor, ihn „Typ Chudl'ovo" zu nennen ­sind folgende: spitzovaler Knauf mit stufenförmigem Mittelkamm; flacher Griff mit Sechseckquerschnitt; Heft mit vier Pseudonieten; Klinge unter dem Heft­ausschnitt abgebrochen und zusammengeschweißt, sie hat eine kräftige Mittelrippe und ist etwa in der Mitte am breitesten; Griff und Klinge in einem Stück gegossen; Länge etwa 50 cm. Innerhalb des Typs lassen sich zwei Varianten absondern: die verzierten (ehem. Komitat Szatmár und Chudl'ovo, Taf. LI.) und die unverzierten Exem­plare (Chudl'ovo, Taf. 1.2-3.). Das Verbreitungsgebiet dieser Schwerter ist die Gegend am Oberlauf der Theiß (Liste 1). Chronolo­gisch sind sie der Anfangsphase der Spätbronzezeit zuzuordnen und, wie die Zusammensetzung des Fundes von Chudl'ovo verrät, mit den Depots vom Typ Ópályi oder Uriu-Ópályi gleichzusetzen. Herkunft und Entwicklung der Vollgriffschwerter des Typs Chudl'ovo können - wie darauf schon mehrere Forscher verwiesen (LOMBORG 1959.65-69-,72-76., 81-83-, MOZSOLICS 1967.49-54., HANSEL 1968.25­34., BONA 1975-273-276., KEMENCZEI 1991-8-13-, BADER 1991-37-57-, KOVÁCS 1994.55-64., MENKE 1996.148.) - von den Schwertern des Typs Hajdú­sámson-Apa-Téglás und Zajta-Sárközújlak/Livada abgeleitet werden. Im Grunde genommen sind sie das Ergebnis der lokalen Bronzegießertraditionen der oberen Theißgegend. Darauf deuten beispiels­weise die Form der Klinge bzw. deren einzelne typologische Kennzeichen (scharfe, kräftige Rippe), die nahezu vollständig mit den Merkmalen der Klinge des ersten Schwerts von Apa übereinstimmen (BADER 1991-54.). Als Beispiele könnte man aber auch den Griff oder selbst die Gußtechnik anführen - Griff und Klinge des Schwerts sind in einem Stück gegossen. Auf diese Weise wurde auch ein Teil der Schwerter des Hortes von Zajta angefertigt (KEMEN­CZEI 1991.11-12.). Darin besteht (neben anderem) der Unterschied zwischen den mittelbronzezeit­lichen Schwertern mit Vollgriff und den mitteleu­ropäischen Schwertern vom sog. Typ Spatzenhausen (MENKE 1996.148-149.). Angesichts dessen ist der Ursprung des Typs Chudl'ovo hier, an Ort und Stelle zu suchen. Was hingegen die Ziermotive unserer Schwerter anbelangt, muß wahrscheinlich auch mit fremdem Einfluß gerechnet werden. Zugegeben, die Gliederung des Schwertgriffs mittels horizontaler Linien in drei Teile oder die Anwendung von Halb­kreisen als Verzierung sind im früheren Zeitraum in 35

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