A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 39-40. - 1997-1998 (Nyíregyháza, 1998)

Régészet - Josip Kobal’: Der Depotfund von Chudl’ovo (Kr. Uschgorod, Transkarpaten, Ukraine)

Josip KobaP der oberen Theißgegend ebenfalls zu finden (BADER 1991.Taf. 26/6., KEMENCZEI 1991.Taf. 3/ 12.). Betrachtet man jedoch die Komposition der Verzierung als ganzes, fällt auf, daß diese den Verzierungen am Griff der in der mittel- und nordeuropäischen Region verbreiteten Vollgriff­schwerter des Typs Au-Spatzenhausen-Vals0magle am besten entspricht (LOMBORG 1959-Abb. 14/2-3, Abb.24/1, MÜLLER-KARPE 1980.213-Taf.337/A-, MENKE 1996. Abb.3). Die nächstliegende Parallele der für die verzierte Variante unserer Schwerter typi­schen horizontalen, parallelen Liniengruppen (meistens drei), der darüber und darunter befind­lichen kleineren Halbkreise und schrägen Linien zwischen den Pseudonieten findet man in der Verzierung des Dolches von Simontornya (MOZSO­LICS 1967.Taf. 53/4a., KEMENCZEI 1991.Taf. 3/9-). Der Dolch von Simontornya wiederum ist sowohl territorial wie auch typologisch eng an die Schwer­ter des Typs Au und Spatzenhausen der nördlichen Alpenzone gebunden, so daß sich die Motive der Schwerter vom Typ Chudl'ovo wahrscheinlich auf westliche Einflüsse der Koszider-Periode zurück­führen lassen. (Über die Beziehungen Mittel- und Nordeuropas zum Karpatenbecken im Laufe der Mittelbronzezeit s. zuletzt Tibor Kovács und M. Menke - KOVÁCS 1994.58-59-, KOVÁCS 1995., KOVÁCS 1996., MENKE 1996.). Angemerkt sei dazu, daß die Verzierung des Schwerttypus Chudl'ovo der der oben erwähnten mittel- und nordeuropäischen Schwerter im Grunde zwar stark ähnelt, in einem interessanten Detail aber dennoch von diesen abweicht: ihre Halbkreisbögen verlaufen in ent­gegengesetzter Richtung. Die Richtung des äußeren Einflusses ist auf jeden Fall klar, ebenso wie die Tat­sache, daß die Schwerter des Typs Chudl'ovo unmittelbar nach der Koszider-Periode folgen und die spätbronzezeitliche Form der mittelbronze­zeitlichen Vollgriffschwerter der Gegend am Ober­lauf der Theiß repräsentieren. In diesem Fall muß man allerdings auch mit dem Einfluß rechnen, welchen die Herstellung der Schwerter vom Typ Chudl'ovo auf die Entwicklung der spätbronze­zeitlichen Schwerter und Dolche in der oberen Theißgegend ausübte. Als Beispiele lassen sich ein Bronzedolch aus der Umgebung von Beregovo/Be­regszász (Taf. 1.4.) oder ein anderer Dolch aus dem rumänischen Cäianu Mic/Kiskaján (BADER 1991­55-Taf.8/29A.) anführen. Ebenso dürfte die Klingen­form der Schwerter des Typs Chudl'ovo von Einfluß auf die Form der Klingen der Schwerter und Dolche mit Griffzunge gewesen sein (s. die Kurzschwerter vom Typ Pécska/Pecica und die 1. Variante der Dolche mit Griffzunge des, laut Tibor Kemenczei, Typs B - KEMENCZEI 1988.Taf.9/102- 112.Taf.10/ 118., KEMENCZEI 1991.Taf. 3/2.,Taf. 6/32., BADER 1991.Taf. 10/43-45.). Diese Frage verlangt jedoch ein eingehenderes Studium und gehört deshalb zu den Aufgaben der Zukunft. 36 Die zweite Gruppe der Depotfunde von Chud­l'ovo, deren lokale Traditionen weit zurückreichen, bilden die Nackenscheibenäxte. Mit ihrer Typologie und chronologischen Einordnung haben sich mehrere Forscher beschäftigt (NESTOR 1938., MO­ZSOLICS 1967.33-49., MOZSOLICS 1973-15-22., MOZSOLICS 1985.19-, VULPE 1970.66-99-, NOVOT­NÁ 1970.55-61., STUCHLIK 1988., KOBAL' 1985., KOBAL' 1995/A. 195-197.). I. Nestors Beschreibung zufolge besitzen die auch im Fund von Chudl'ovo vorhandenen Äxten flache, runde Scheiben, in deren Mitte um einen relativ langen, spitzen, konischen Dorn - im allgemeinen sechs - halbkugelfömige, plastische Verzierungen (Knöpfe) angeordnet sind. Das typisch ringförmige Schaftrohr der Waffen wurde gleichfalls mit plastischen Verzierungen versehen (NESTOR 1938, 184). In der von ihm aus­gearbeiteten Typologie ordnete der Forscher solche Äxte der Variante B3c (oder Domäne§ti /Domahida II) zu und vertrat die Meinung, daß sie sich aus den Äxten der Form B2a2 entwickelt hätten (NESTOR 1938.184.). A. Vulpe präzisierte später die Typologie Nestors, unter anderem solche typologischen Ele­mente wie den Querschnitt der Schneide und des Halses der Axt in Betracht ziehend. Auf dieser Grundlage definierte er die Nackenscheibenäxte vom Typ B3c als Variante Tirgu§or/ Asszonyvására des Typs B3 und sonderte innerhalb dessen noch drei Untervarianten ab: die mit Hals mit rundem (Tirgu§or) bzw. sechseckigem (Domäne§ti) Quer­schnitt gefertigten Exemplare sowie die Untervari­ante Nadis/Sziágynádasd (VULPE 1970.86-87.). In letztgenanntem Fall war der in der Mitte des Schaftrohres befindliche Punkt entscheidend. Bei den beiden ersten Varianten erwähnt auch er als charakteristischen Zug die plastischen Verzierungen, und kommt schließlich zu der Feststellung, daß es sich bei dieser Axtform im ganzen genommen um einen Übergang zwischen den Typen B3 und B4 handelt (VULPE 1970.86-87.). Ähnliche Ansichten über die Typologie der obigen Äxte vertrat A. Mo­zsolics. In ihrem eigenen System ordnete sie sie der Variante „a" des Typs E zu (MOZSOLICS 1973­19-20.). Was die Datierung der Äxte anbelangt, wer­den sie von jedem dieser Forscher in die Spät­bronzezeit gesetzt (NESTOR 1938.184., VULPE 1970.89-, MOZSOLICS 1973-19-) und für den führen­den Waffentyp des Ópályi (Uriu/Felőr-Ópályi)­Depothorizontes gehalten (MOZSOLICS 1973-106.). In einer die Nackenscheibenäxte der Karpa­toukraine analysierenden früheren Studie konnte ich nachweisen, daß die den Exemplaren von Chudl'ovo entsprechenden Funde nicht den Übergang zwi­schen den Typen B3 und B4 vertreten, sondern daß sie eine eigene typologische Entwicklungslinie haben und zeitlich mit den Stücken des Nestorschen Typs B2 gleichzusetzen sind (KOBAL' 1985-69-71.). Man kann sogar die Annahme riskieren, daß die nach Konstruktion und Abmessung sehr ähnlichen

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