A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 37-38. - 1995-1996 (Nyíregyháza, 1997)

Néprajz - Sarolta Szabó: Die Truhe der Schmiedegesellenzunft von Nyíregyháza

Szabó Sarolta Die Truhe der Schmiedegesellenzunft von Nyíregyháza Es war ein glücklicher Zufall, der ein weiteres Sach­denkmal der Schmiedezunft von Nyíregyháza ans Licht brachte. Unter den zur Einrichtung der Schmiedewerk­statt des Museumsdorfes Sóstó erworbenen Gegen­ständen war auch eine schlecht erhaltene Truhe, von der ich annahm, daß es sich um eine Zunftlade handelt (Abb. 1). Aufgrund ihres schlechten Zustandes kam die Truhe direkt in die Restauratorenwerkstatt. Hier fand die Restauratorin, Frau P. Szinyéri, im Zuge der Säuberung, als sie den Deckel der Truhe zerlegte, ein vergilbtes Papierstück unregelmäßiger Form. Das zweisprachige Schriftstück (Slowakisch und Unga­risch) bestätigte die vorherige Annahme in bezug auf die Truhe. Dieser Schrift zufolge wurde die Truhe 1831 in Nyíregyháza für die „ehrbare Gesellschaft der Schmiede" des Ortes gefertigt. Die Lade ist einfacher Ausführung, aus Weichholz und naturfarben. (Ihre detaillierte Beschreibung s. in der Studie von Frau P. Szinyéri in diesem Band.) Den Schmieden von Nyíregyháza bot sich - ähnlich wie Vertretern anderer Gewerke - 1818 die Möglich­keit, eine eigene Innung zu gründen. Innerhalb der Zunft waren die über gewisse Selbständigkeit verfü­genden Gesellenorganisationen tätig, die die Ange­legenheiten der Meisterburschen erledigten. Diese Gesellenzünfte hatten ihre eigene Truhe, oftmals auch ihr eigenes Siegel. In der Lade wurden die Gelder und sonstigen Wertsachen der Innung verwahrt. Die jetzt zum Vorschein gelangte Truhe war vermutlich nicht die Zunftlade der Schmiede, sondern die der Meisterburschen. In den Akten der Innung bezeich­nete man die Truhe der Gesellen als Lade der Organi­sation. Auch ihr Fertigungszeitpunkt (1831) ist ein wesentlich späterer als die Gründungszeit der Innung (1818). Die Zunftlade diente nicht nur zur Verwahrung von Wertgegenständen, sondern stellte gleichzeitig das Symbol der Zunftorganisation dar. Man war also bestrebt, sie so schnell als möglich anfertigen zu lassen. Aus dem in der Truhe gefundenen Schriftstück geht ferner hervor, daß die Lade nicht vom Tischlermeister, sondern von seinem Gesellen gefertigt wurde. Zuletzt befand sich die Truhe im Besitz des Schmiedemeisters János Korbély. Vier Generationen der Familie hatten in ihrer Werkstatt in Nyíregyháza gearbeitet, laut Familientradition seit 1823. Aufgrund der im Archiv befindlichen Quellen kann die Tätigkeit der Familie Korbély in der Schmiedezunft von 1839 an dokumentiert werden. Die von der Familie mehr als ein Jahrhundert bewahrte Lade ziert nun im Museum die Sammlung der Innungen, ebenso wie das Siegel (Abb. 2) und die Einberufungstafel (Abb. 3) der Schmiedezunft. Leider kam ein großer Teil der gegenständlichen und schriftlichen Denkmäler in bezug auf die Zünfte von Nyíregyháza bislang nicht zum Vorschein, weshalb wir auch in Zukunft mit dem Auftauchen weiterer Gegenstände rechnen dürfen. Sarolta SZABÓ Freilichtmuseum Sóstó Sóstógyógy fii rclő Pf. 1. H-4431 242 A Jósa András Múzeum Évkönyve 1997

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