A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 37-38. - 1995-1996 (Nyíregyháza, 1997)

Régészet - János Makkay: Preciosissima amphora aurea nobilissimis gemmis undique adornata mire pulchritudinis, a tempore regis Ungarie Attile usque nunc in Ungaria conservata oder Die edelsteinbesetzte Goldschale der Arpaden und die Attila-Überlieferung

János Makkay gültig auf die von Anna weggeschafften Wert­gegenstände und das königliche Geschmeide sowie die Insignien, darunter die ungarische Königskrone, verzichtete: Anno 1271, datum et actum Präge, Anno domini M.CC.LXXI, ii. Idus lulii: Stephano regi Hungáriáé pax inter ipsum et regem Bohemiae facta confirmatur: Renuntiavit etiam Rex Stephanus Ungarie sepedictus [supradictus] iuri et actioni sibi et suis heredibus competentibus de insigniis Regalibus, Corona videlicet, gladio, monili, sella, scutellis et aliis clenodiis, ac thesauro delatis per dominant Annam, socrum nostrum, in regnum Boemie. (THEINER 1859.298., FEJÉR 1829.122.) Anno 1271: datum et actum in Castris apud Pozonium, Anno domini MCCLXXI, v. Nonas lulii. Octocaro regi Bohemiae idem: Renuntiamus insuper iuri et actioni nobis et nostris heredibus competentibus de insigniis regalibus, Corona videlicet, Gladio, Monili, Sella, Scutellis et aliis Clenodiis ac thesauro delatis per dominum Annam is Regnum Boemorum.' Eine der Ottokar II. überlassenen scutella in diesem Vertrag ist gewiß mit derpreciosiss ima amphora aurea nobilissimis gemmis undique adornata, mire pulchritudinis, d. h. der kunstvollen edelsteinbesetzten Schale identisch (und gleichzeitiger Beweis, daß auch die in einem der Wunder im Zusammenhang mit der Heiligsprechung des hl. Ladislaus vorkommende scutella eine solche Schale war, wenngleich nur aus Silber 4 ). József Deér publizierte die erstzitierte, in der Continuatio Praedicatorum Vindobonensium anno 1266/12Ó7 zum Jahr 1276 aufgezeichnete Textvariante: Thesaurus et ornatus, videlicet duas coronas aureas... etc., s ebenfalls. Im übrigen hat es sich bei den von Herzogin Anna mitgenommenen Wertsachen offenbar nicht, wie Szűcs später meinte, um den in der Bärenburg zu Zagreb verwahrten Herzogs- oder Bansschatz, sondern um die Fehérvárer und Budaer Regalien der Arpaden gehandelt. Angeblich liegen Angaben darüber vor, wonach König Béla sie auf seinem Sterbelager seiner Tochter Anna übergab, um zu verhindern, daß sie seinem Sohn, dem gehaßten Stephan V., in die Hände fielen. Das Schicksal dieser Schätze beschäftigte nicht nur Stephan V., sondern auch die Zeitgenossen in starkem Maße. Beispielweise den Verfasser der Österreichischen oder Steierischen Reimchronik. Unsere Historiker pflegen sich im allgemeinen nicht auf den einschlägigen Text der Chronik selbst zu beziehen, sondern auf jene Zeilen, die Albin Ferenc Gombos in seinem Catalogus dem Einführungstext zu den Kapiteln LXXVII und LXXXVII­LXXXIX der Chronik voranstellte, res gestae: Dissensio gravis oritur inter Ottocarum II et Stephanum V re­gem Hungáriáé propter thesauros regales (videlicet duas coronas, sceptra, amphoram pretiosam et alia multa incomparabiliaque clenodia regis Attilae), quos regina Mathsoivia post mortem Belae IV asportavit et Ottocaro tradidit, rex vero Ottocarus II reddere recusat. 6 Für uns ist unter den Kleinodien im Augenblick die edelsteinbesetzte Schale von Interesse, denn wie es scheint, war dieses kunstvolle Gefäß Bestandteil des sehr, sehr alten, noch heidenzeitlichen Nachlasses der Arpaden. Das ergibt sich zum Teil aus den an die Heilig­sprechung von König Ladislaus gebundenen Angaben. In der ersten Hälfte des 13- Jahrhunderts wurden in der Acta Sanctorum sechs Wunder im Zusammenhang mit dem Leben und Tod des großen Königs vermerkt. Die Legende über den hl. König erzählt auch das sechste Wunder, die Geschichte der Silberschale: Quidam itaque miles, urgente necessitate scutellam argenteam, quam patri suo pius rex donaverat, cuidam comiti venalem exposuit, sedeam idem comes, ardore cupiditatis illectus, a se furtim sublatam esse confinxit. Rex itaque Stephanus [Stephanus II, rex Hungáriáé, 1116-1131], Colomanni filius hanc causam Walthero, Waradiensi episcopo [1119/1124­1138] legittimo fine terminandam commisit, qui de meritis beati regis certissime conßdens, per sententiam iudiciariam decrevit, quod cadem scutella super sepulchrum sancti regis ladislai poneretur, ul comprobaret dominus, quis illorum earn iuste deberat habere. Comes ergo nimium de se presumendo scutellam accepturus ad sepulchrum accessit, statimque cecidit, velud mortuus et vehementur attonitus neque scutellam meminit accipere neque de terra potuit resurgere. Pauper vero miles ad sepulchrum humiliter accedens, quod suum erat, deo gratias accepit: Ein Soldat bot in dringender Verlegenheit seine silberne Trinkschale, die der gnädige König seinem Vater geschenkt hatte, einem Gespan zum Kauf an, doch der habgierige Gespan log, daß der Krieger sie ihm gestohlen habe. König Stephan [IL], der Sohn König Kolomans, betraute Walter, den Bischof von Várad, diesen Streit durch ein gesetzliches Verfahren beizulegen. Das Lirteil des mit großer Gewißheit auf die Verdienste des seeligen Königs vertrauenden Bischofs lautete, man solle die Schale auf das Grab des hl. Ladislaus legen: möge der Herr entscheiden, welcher von beiden sie wahrheitsgemäß verdiene. Seiner selbst sicher trat der Gespan an das Grab, um die Schale zu ergreifen: im gleichen Moment brach er wie tot zusammen und konnte in seiner schweren Ohnmacht weder die Tasse fassen, noch sich vom 1 THEINER 1859.303., DEÉR 1966.252-270: Die Plünderung des Kronschatzes der Aipaden im Jahre 1270, p. 25«. 1 Siehe unten! s DKKR 1966.256. und Anni. 301, mit Quellenangabe. " GOMBOS 1937. Tomas HI. 1804-1805. und die Zeilen 10237-10260 der Chronik. Die Chronik-Ausgabe: Ottokars österreichische Reimchronik. Nach den Abschriften l-'ranz Lichtensteins herausgegeben von Joseph Seemüller. Erster Halbband. Monvmenta Germaniae Histories, Scriptorvm qui vernacvla lingva vsi svnt. Tomi V: pars i. Hannoverae. 1890, pp. 135-136. Die betreffenden Zeilen sind folgende-, (10237) wie aber daz geschach./dazwil ich iu sagen./zirem vater kom durch klagen/ (10240)diu kunigin von Matschouwe,/alsein getriwe frouwe./derleif umb iren vater ist. / dem kunic lac si zaller frist/ an mit einziger bet/ umb diu kleinat, diu er ir het / gegeben ze behalten, / daz er si der liez walten, / daz si sin dabi gedachte,/unde das erz so für brachte,/ (10250) daz sin kunic Stephan niht innen / wurd mit witzen noch mit sinnen./ umb iren vater si ez erwarp. / und do kunic Welan starp/ und diu frouwe kom von dan, / dovermist der kunic Stephan / drier kleinat kostlich, / diu zuo der linger kunicrich / billich suhl gehören. / kunic Stephan beguncle boren / (10260) gegen siner swester grozen haz. / er wolr benamen haben daz, / des si ze rehte niht bestuont: /... etc. 206 A Jósa András Múzeum Évkönyve 1997

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