A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 36. - 1994 (Nyíregyháza, 1995)
Nándor Kalicz: Wenden des Spätneolithikums im Oberen Theissgebiet
Nándor KALICZ 1987.141-161., BÍRÓ u.a. 1986.257-258., BÍRÓ u.a. 1988.119-130.). Das Obere Theißgebiet ist der wichtigste Vermittler- vielleicht Verteilungsplatz der erwähnten Steinarten. Südpolnisches Steinmaterial gelangte nach dem Süden (z.B. in die Lengyel- und in die HerpályKultur: KACZANOWSKA 1985-, KACZANOWSKAKOZLOWSKI 1991., LECH 1991.557-574., BIRÓ 1989. 75-86.). Obsidian gelangte nach dem Norden (Südpolen) und innerhalb der Karpaten in alle Richtungen, ganz bis zum Inneren der Vinca-Kultur (WILLIAMSTHORPE u.a. 1984.183-212., RADOVANOVIC u.a. 1984. 5-18.). Ein wichtiger Verbraucher und Vermittler des Obsidian war die Ostgruppe der Lengyel-Kultur, mit Aszód, Svodín und ihrer weiteren Umgebung im Zentrum (KACZANOWSKA 1985-, KACZANOWSKAKOZLOWSKI 1991.). In Izkovce (Ostslowakei) fand man Keramikarten, die auch in Aszód die Hauptypen bilden (Abb. 4:1-4). In Südpolen kommen alle Keramikarten zum Vorschein, die auch in Aszód vorkommen (Abb. 3:2-5), die Theiß-Keramik ausgenommen. In Aszód fehlt bei reichem Vorhandensein der Theiß-Keramik (KALICZ 1975/76. Abb. 3.1-9-, KALICZ 1885. Abb. 51.1-2.,4, Abb. 68.1-10., Abb. 69.1-11., KALICZ-KALICZ-SCHREIBER 1983/84. Taf. 7.1-18.) die echte Stichbandkeramik, die in Südpolen allgemein ist (Abb. 3:1) und sporadisch auch in Izkovce vorkommt (Abb. 4:5-6). Von diesen vielerlei Beziehungen sind die Zusammenhänge zwischen Aszód, Izkovce und Südpolen die stärksten, so daß für voneinander weit entfernt liegende Orte und Gegenden im Norden die Herkunft der Lengyel-Kultur zweifellos im Südosten, in der Ostgruppe dieser Kultur, d.h. in Aszód, Svodín und Umgebung zu suchen ist (die erwähnten Bibliographien von Kalicz; PAVÚK 1981.a. 155-299., NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1986.133-176, usw.). Das große Problem, das keine einfache typologische Frage ist, stellt sich so: aus welcher Richtung sind die echten Funde der Lengyel-Kultur nach Izkovce (Ostslowakei) gelangt? Aufgrund der wenigen und lückenhaften Beweise bieten sich für die Beantwortung dieser Frage die beiden bereits erwähnten Möglichkeiten: a./ Ausgangsort war Aszód mit seiner weiteren Umgebung (d.h. die Ostgruppe), und von dort zogen vielleicht kleinere Menschengruppen weiter, das nördliche Ungarische Mittelgebirge nach Norden und Süden meidend (W-O), die vor allem den Obsidian und die südpolnischen Gesteine vor Augen hatten. b./ Ausgangsort war Aszód mit der Westslowakei. Und die Karpaten den Flußtälern entlang folgend sowie die Pässe umgehend erreichten die Gruppen der frühen Lengyel-Kultur zuerst Kleinpolen, wo sie am Entstehen der Samborzec-Opatów-Gruppe beteiligt waren. Dann setzten sie ihren Weg von Norden nach Süden in Richtung des nordöstlichen Gebietes der Tiefebene fort (Izkovce). Das erste sporadische Auftreten der Stichbandkeramik und das sporadische Erscheinen der Theiß-Keramik charakterisiert noch diese (kurz scheinende) Zeitspanne in Izkovce (Abb. 3:5-6, Abb. 4:1-3), die unbedingt in die Phase Ia der Lengyel-Kultur zu datieren ist. Dieser Vorgang kann sich parallel zum Leben der frühklassischen TheißKultur der Theiß-Zone abgespielt haben. Indem ich die Frage der Berechtigung der beiden Möglichkeiten offen lasse, scheint mir mit der Vermehrung der Quellen die Vermutung an Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, daß die Bewegung der Lengyel-Kultur gegen den nordöstlichen Teil der Großen Tiefebene innerhalb der Karpaten vor sich ging (Abb. 1). Der Weg durch Südpolen ist allzu indirekt, als daß mit ihm die engen Zusammenhänge zwischen Aszód und Izkovce erklärbar wären. Vorläufig bekräftigt die quantitative und qualitative Analyse die Wahrscheinlichkeit innerer Beziehungen. Wiederholt ist zu betonen, daß Izkovce ein Fundort der Lengyel-Kultur, nicht aber der Samborzec-Opatów-Gruppe ist. Bemerkenswert ist auch, daß das zweifellose Erscheinen der frühen Lengyel-Kultur in Südpolen nicht mit der mährischen Bemalten Keramik, sondern viel mehr mit der karpatenländischen Ostgruppe der Lengyel-Kultur in Verbindung gebracht werden kann. Nur ist vorläufig der Charakter dieser Beziehung unbekannt. Tatsache ist aber, daß nach Izkovce zusammen mit der LengyelKultur noch die Funde zweier fremder Kulturen gelangt sind: die der Stichbandkeramik von Norden und die der Theiß-Kultur von Süden. 3. Die dritte große Wende brachte das Eindringen der Träger der Raskovce-Gruppe aus Südpolen, also aus der Malice-Gruppe mit sich. Diese Gruppe produzierte die zahlreiche, echte Stichbandkeramik, die wir nicht als Beeinflussung, sondern als Expansion bewerten können (VIZDAL 1973. Taf. 49-81.). Mit dem Eindringen dieser Kultur wurde die kulturelle und chronologische Lage des Oberen Theißgebietes noch komplizierter, als sie es schon früher war. In der Entwicklung der südpolnischen Malice-Gruppe hält die polnische Forschung vor allem die Stichbandkeramik und lokale Komponenten für die bedeutendsten, während ihrer Meinung nach die sonstigen Komponenten, wie z.B. die Lengyel-Kultur, damals eine wenig bedeutende Rolle gespielt haben können. In Südpolen ist die Malice-Gruppe etwas später entstanden als die Samborzesc-Opatów-Gruppe, und beide haben überwiegend miteinander parallel gelebt, doch kommen sie auch in stratigraphischer Position vor (KACZANOWSKA u.a. 1986.102118, KAMIENSKA-KOZLOWSKI 1990.24-33,86-92.). Die Funde der Raskovce-Gruppe widerspiegeln diese Kompliziertheit, so daß selbst die lokalen Vorgänge ihre Wirkung, wenn auch nur schwach, fühlbar machten. Die Raskovce-Gruppe dürfte mit der frühen klassischen Theiß-Kultur (VIZDAL 1986.b. Abb. 2.3-4,6-8, Abb. 6.5, Abb. 11.6.) und der wenig jüngeren Phase (Lengyel Ib.) der frühen Lengyel-Kultur für gleichaltrig gehalten werden. Zu dieser Feststellung tragen zwei Fundorte in 268 Jósa András Múzeum Évkönyve 1994