A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 36. - 1994 (Nyíregyháza, 1995)

Nándor Kalicz: Wenden des Spätneolithikums im Oberen Theissgebiet

Wenden des Spätneolithikums im Oberen Theißgebiet Ungarn neue Daten bei. Der eine Fundort liegt bei Gönc im Hernádtal (wie oben erwähnt: Geländebe­gehung von J. Makkay 1974.), der andere zwischen Theiß und Bodrog bei Zalkod (Ausgrabung von N. Kalicz und Á. Salamon 1965-). Die beiden Fundorte scheinen gleich alt zu sein, wenn auch ihre Funde in geringen Maße voneinander verschieden sind. Der Einwand, daß die Zahl der Fundkomplexe sehr klein und auch die Menge der Funde zu gering ist, um wichtige Feststellungen zu erlauben, mag berechtigt sein. Zur Durchführung einer zuverlässigen Analyse sind noch viele Daten notwendig aber auch schon die hier aufgezeigten Funde bringen die skizzierten kulturellen und chronologischen Tendenzen zum Ausdruck. Aus den vorstehenden Ausführungen geht hervor, daß die spätneolithische Keramik, d.h. die der Len­gyel-Kultur, im Hernádtal (Gönc, Hernádcéce) aus mehreren Komponenten zustande gekommen ist. Auch die echte Stichbandkeramik der Malice-Ras­kovce-Gruppe trat in Erscheinung (Abb. 6:2-3,13-). Es hat den Anschein, daß im Fundkomplex die Lengyel-Formen und Verzierungen kräftig vertreten sind (z.B. Abb. 6:1,14,17,19, mehrere Bruchstücke auf den Abb. 7-8). Leider sind nur Bruchstücke bekannt. Neben Fragmenten von großen Amphoren, weitmündigen konischen Schüsseln, manchmal mit hochaufgezogenem sich erhebendem Rand, von kleineren Schüsseln mit eingezogenem Mund, von Röhrfußschüsseln, von Töpfen erscheinen auch Bruchstücke der kleinen Becher mit halbkugelförmi­gen Knubben unter dem Rand und auf dem Bauch, weiters die rote und rot-weiße pastose Bemalung (Abb. 6-8). Hier kann eine Verwandschaft mit der rot-weißen Bemalung der Phase Ia-b der Lengyel­Kultur festgestellt werden. Dagegen beherrscht eine wenig abweichende Kul­turfacies das Theiß-Bodrog-Gebiet (Zalkod), dessen kultureller Charakter nicht mit Entschiedenheit um­rissen werden kann ( Abb. 9-16). Der kräftige Einfluß der Lengyel-Kultur ist aber auch in diesem Fundma­terial erkennbar, z.B. die Häufigkeit der pastosen rot(-weiß) Bemalung, zusammen mit dem Vorhan­densein der schwarzen Bandbemalung (Abb. 10:5,9). Selten erscheint außer der wenig typischen Ritzver­zierung (Abb. 10:6,13) auch das Becherbruchstück mit der für die frühe Lengyel-Kultur bezeichnenden gelben Bemalung auf rotem Grund (Abb. 10:1), weiters die dreiteiligen kleinen Becher (Abb. 9:1, Abb. 10:18 und mehrere Bruchstücke auf den Abbil­dungen 11-16). Charakteristische Funde sind: kleine Becher und ihre Bruchstücke mit Halbkugelknubben unter dem Rand und auf dem Bauch, eierförmige und bikonische Töpfe mit leichtem S-Profil, mit Halbkugelknubben unter dem Rand und auf dem Bauch, bikonische und weitmündige Schüsseln, letz­tere manchmal mit hochaufgezogenem Rand und ähnlichem Knubbenverzierung, konische Deckel mit und ohne Griff, Rohrfußschüsseln, Amphoren usw. Auch die Malice-Raskovce-Gruppe ist vorläufig ohne Stichbandkeramik vorhanden, und es fehlt auch das Weiterleben der lokalen Vorgänger nicht (Abb. 9-16). Im Hernádtal (außer in Gönc gibt es ähnliche Funde auch in Hernádcéce: Miskolc, Herman Ottó Museum Inv. Nr. 60.20.1-10., 60.21.1-5., und auch im Ung. Nat. Museum) wird die Lengyel-Komponente durch die bereits behandelten Bruchstücke kleiner Becher, verziert mit halbkugelförmigen Knubben, durch die rot-weiße pastose Bemalung (die keines­falls mit der bemalten Keramik der Csőszhalom-Cica­rovce, sondern mit der der frühen Phase der Lengyel­Kultur (Aszód) in Beziehung gebracht werden kann) und durch einen Teil der Grobkeramik betont. In der Bodroggegend verleiht vor allem die Häufigkeit der bereits erwähnten pastosen roten Bemalung und der dreiteiligen Becher mit Knubben dem Vorhandensein der Lengyel-Kultur einen Akzent (Abb. 9:1, Abb. 10:1, und mehrere Bruchstücke auf den Abb. 11-16). Funde und Fundorte ähnlichen Alters aus dem Hernádtal und aus dem Bodroggebiet können heute mit Zuverlässigkeit noch keiner einzigen bestimmten Kultur zugeteilt werden. An allen bekannten Fund­orten ist der Zusammenstoß verschiedener Kompo­nenten festzustellen, die an verschiedenen Orten in verschiedenem Maße zur Geltung gekommen sind. Im Hintergrund ist aber neben den Funden der Raskovce (Malice-)-Gruppe das Vorhandensein der Lengyel-Kultur mit verschiedener Intensität immer erkennbar. Die behandelten Fundorte der Raskovce (Malice-)-Gruppe können chronologisch, wie bereits erwähnt, mit der Lengyel lb parallel gesetzt werden, und in Ungarn können sie auch den Beginn von Lengyel II erlebt haben; in der Theiß-Zone folgten sie auf die dort nicht langlebige Theiß-Kultur. Die Relativchronologie kann aufgrund der „horizontalen Stratigraphie" zuverlässig festgestellt werden. Die größte Bedeutung dieser beschriebenen Wen­de lag im Entstehen der Raskovce-Gruppe südpolni­scher Herkunft und in der fortlaufenden, latenten Existenz der Lengyel-Kultur im Oberen Theißgebiet. Es scheint gerechtfertigt zu sein, wenn wir diese spätneolithische Kulturfazies als Raskovce-Lengyel­Kultur oder Gruppe bezeichnen. Der enge Zusammenhang wird auch durch die Spitzen eines geographischen Dreiecks (1. Aszód­Svodín, 2. Südpolen, 3- Oberes Theißgebiet), zur Zeit des Spätneolithikums (Lengyel Ia-b) durch das Vorhandensein einer speziellen Gefäßform betont. Es ist dies eine kleinere Topfform mit ausgebauchtem Hals, die nur in den erwähnten Gebieten zu finden ist; bisher ist sie am häufigsten aus Südpolen bekannt (Abb. 3:4, KULCZYCKA-LECIEJEWICZOWA 1969. Taf. 10.7., Taf. 11.,18., Taf. 14.5., 8-9.,17., KACZANOWSKA u.a. 1986. Abb. 2.4., KAMIENSKA-KOZLOWSKI 1990. Taf. 2.9., Taf. 3-3-4., Taf. 4.6.,11.). Ähnliche sind inner­halb der Karpaten nur durch Einzelexemplare vertreten Jósa András Múzeum Évkönyve 1994 269

Next

/
Thumbnails
Contents